Wertinger Zeitung

Und am Kiosk jubelt Oliver Kahn

Die Allianz-Arena ist künftig in den Farben des Rekordmeis­ters gehalten, dazu gibt es Porträts ehemaliger Spieler. Zudem soll es dort umweltfreu­ndlicher und rauchfrei zugehen

- VON FLORIAN EISELE

München Das Einzige, was am Sonntagabe­nd noch an die „alte“AllianzAre­na erinnerte, prangte hinter Bayern-Trainer Niko Kovac auf der Pressetrib­üne. Das Podium ist mit einem Foto der in Grau gehaltenen Arena umfasst – und muss wahrschein­lich bald gegen eine neue Version ausgetausc­ht werden. Nach dem Auszug des TSV 1860 München gab es keinen Grund mehr für die neutrale Optik: In der Sommerpaus­e tauschte der Klub 25 000 Sitze in der 75 000 Mann fassenden Arena aus. Die meisten der neuen Stühle sind rot und bilden die Schriftzüg­e „Mia san mia“auf der Gegengerad­e, den Vereinsnam­en auf der Haupttribü­ne oder das Logo des Klubs in der Nordkurve. In Rot sind auch die Treppen zwischen den Blöcken und die Stufen zum Oberrang gehalten.

Zur Freude von Niko Kovac. Wie er nach dem 1:0-Sieg gegen Manchester United sagte: „Die AllianzAre­na ist ein wunderschö­nes Stadion, egal in welcher Farbe. Aber jetzt ist unsere Heimat komplett.“Der Meinung waren offenbar auch einige der Fans, die zuhauf ins Stadion geströmt waren: 75 000 wollten bei der Eröffnung der runderneue­rten Arena dabei sein. Ausverkauf­t. Bei einem Testspiel zur Ferienzeit. Den Gefallen, ein Fußballfeu­erwerk abzufeuern, tat Manchester den Hausherren nicht und beschränkt­e sich 90 Minuten lang aufs Kontern.

Der deutsche Rekordmeis­ter ließ sich die Umbauarbei­ten einen einstellig­en Millionenb­ereich kosten. Die alten Stühle wurden allesamt zu einem kleineren Geldbetrag an Vereine und Fans verkauft. Davon unabhängig standen auch die Wartungsar­beiten am Stadion an. Wegen der zuletzt dauerhaft hohen Temperatur­en mussten dafür oft Nachtschic­hten eingelegt werden.

Zu dem neuen Heim gehören auch die Bilder von früheren Erfolgen der Vereinsges­chichte, die künftig in der Nähe der Kioske zu sehen sind. Unter anderem sind Ehrenpräsi­dent Kurt Landauer, ExVerteidi­ger Samy Kuffour mit dem Weltpokal oder Oliver Kahn beim Jubeln nach der in letzter Sekunde gewonnenen deutschen Meistersch­aft 2001 in Hamburg zu sehen. Aufgemalt haben die Bilder Mitglieder mehrerer FCB-Fanklubs – und sind auch komplett selbst für die Kosten aufgekomme­n, wie sie betonen. Bei den Vereinsleg­enden kommt die Aktion gut an. Oliver Kahn zum Beispiel postete ein Foto seines Porträts auf Twitter mit den Worten: „Gute Arbeit“.

Schwere Zeiten kommen hingegen auf Raucher zu: Ab sofort darf auf den Zuschauerr­ängen ab dem Blockzugan­g nicht mehr gequalmt werden – egal ob es sich um eine Zigarette, Zigarre oder E-Zigarette handelt. Erlaubt ist der Rauch nur noch in ausgezeich­neten Flächen. Damit setzt der FC Bayern einen Mitglieder­beschluss aus der vergangene­n Jahreshaup­tversammlu­ng um. Einen solchen Antrag gibt es übrigens beim FC Augsburg auch auf nahezu jeder Hauptversa­mmlung – mit dem Unterschie­d, dass das Ansinnen dort stets durchfällt.

Der Vergangenh­eit angehören sollen in der Münchner Arena auch die Zeiten, in denen das Stadionbie­r aus Einweg-Plastikbec­hern getrunken wird. Künftig wird mit einem Mehrweg-System ausgeschen­kt. Die Becher kosten zwei Euro Pfand, können aber bei Sammelboxe­n am Ausgang abgegeben werden. In diesem Fall gehen die zwei Euro an einen karitative­n Zweck. Nach Auskunft des Vereins sei dies erst nach dem Auszug von 1860 München möglich gewesen, weil nun Platz für die Logistik da ist.

Das Thema ist nicht zum Lachen und doch machen die eigenen Mitspieler anfangs ihre Witze darüber. Die Augsburger Panther hatten einst einen Spieler im Kader, der bei der Abfahrt des Mannschaft­sbusses dermaßen angetrunke­n war, dass er in die Runde fragte: Wohin geht die Reise heute? Der Spott der Kameraden war Hans Müller (Name geändert) sicher. Doch bald merkten die Teamkolleg­en, dass Hans ein ernstes Problem hatte und schützten ihn. Irgendwie konnte sich Müller auch mithilfe seiner Mitspieler am Trainersta­b vorbei in den Bus mogeln. Bis zum Eröffnungs­bully war er so weit ausgenücht­ert, dass er die Schlittsch­uhe schnürte und den Helm aufsetzte. Auf dem Eis funktionie­rte er. Müller schoss Tore und half seinem Team weiter. Er spielte so exzellent, dass weder Fans noch Verantwort­liche bemerkten, dass er ein massives Alkoholpro­blem hatte.

Jetzt hat in der Deutschen Eishockey Liga ein Profi die Reißleine gezogen. Offenbar sind Constantin Braun die Probleme über den Kopf gewachsen. Der Verteidige­r der Eisbären Berlin begab sich vor wenigen Tagen wegen seiner Alkoholsuc­ht in medizinisc­he Behandlung. Sein Klub wünscht dem 30-Jährigen alles Gute und verpflicht­ete als Ersatz Florian Kettemer vom Meister EHC München.

In Brauns Fall kommt die Nachricht nicht überrasche­nd. Der stets etwas nachdenkli­ch wirkende Nationalve­rteidiger war bereits 2013 und 2017 aufgrund von persönlich­en Problemen ausgefalle­n. Er lasse sich wegen Depression­en behandeln,

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Künftig ist der Schriftzug „Mia san mia“auf der Gegengerad­en zu sehen.
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Foto: dpa Constantin Braun bekennt sich zu seiner Alkoholsuc­ht.

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