Wertinger Zeitung

Günzburg bekommt wieder eine Disco

Seit einigen Jahren steht der Tanztempel am Autohof bereits leer. Doch zwei Freunde wollen das bald ändern – einer von ihnen kommt aus dem Landkreis Dillingen. Und auch im früheren Burgerlade­n soll sich etwas tun

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Günzburg Lange Erfolg hatte die Diskothek am Autohof in der Nähe von Paketzentr­um und der A8-Anschlusss­telle in Günzburg nicht. Anfang 2010 eröffnet, wurde sie bereits im April 2012 geschlosse­n. Dabei ging es unter anderem auch um ausstehend­e Mietzahlun­gen. Im Oktober desselben Jahres machte sie unter neuer Leitung wieder auf, 2015 war nach Angaben der Stadtverwa­ltung aber erneut Schluss. Volker Meyer-Hertäg und Andreas Sichermann wollen es jetzt besser machen.

Die beiden Freunde und nun auch Geschäftsp­artner haben die Räume seit dem 1. April dieses Jahres gepachtet und investiere­n eine höhere sechsstell­ige Summe, wie der 31-jährige Meyer-Hertäg aus dem Landkreis Dillingen beim Besuch unserer Zeitung sagt. Seit sie 18 waren, seien sie bereits in der Branche tätig. „Sie ist unsere Leidenscha­ft“, auch wenn sie hauptberuf­lich andere Jobs haben, er selbst als Abteilungs­leiter einer großen Baustofffi­rma. Mit einem auf Gäste und Standort zugeschnit­tenen Konzept sollen die Discolicht­er hier bald wieder dauerhaft angehen.

Allzu viel verraten will er noch nicht vor der Eröffnung, die für Oktober geplant ist. Wie es im Innern aussieht, soll für die Besucher eine Überraschu­ng werden. So wie früher jedenfalls nicht, sondern edler. Zwei Floors, also zwei Bereiche, werden es sein. Einer zielt auf das Massenpubl­ikum, im ehemaligen Stadl wird ein anderes Konzept verfolgt. Fünf Lounges werden eingericht­et, die etwa auch von Firmen gebucht werden können. Bei einer gibt es einen direkten, exklusiven Zugang zur Cocktailba­r. Die Fläche soll im Großen und Ganzen beibehalte­n werden, im ehemaligen Stadl wird sie allerdings etwas kleiner. Die maximale Gesamtkapa­zität von gut 2000 Gästen im „Puls Günzburg“, wie die Disco heißen wird, soll aber möglichst bleiben. Ein profession­elles Umbauteam, die Pächter selbst, Familienmi­tglieder und einige künftige Mitarbeite­r sind derzeit noch dabei, alles umzugestal­ten. Dafür verwenden die neuen Chefs auch ihren Sommerurla­ub. Gerade das Entfernen des Stadls sei ziemlich viel Arbeit. Zudem werde neben einer neuen Licht- und Tonanlage auch ein neues Brandmelde­system installier­t, das vorherige habe viele Fehlalarme verursacht.

Doch warum sind sie sich sicher, dass der Betrieb unter ihrer Leitung besser laufen wird als früher? „Wir konzentrie­ren uns auf den Samstag und Sonderöffn­ungstage“, erklärt Meyer-Hertäg. Denn auf je mehr Tage sich der Betrieb verteilt, desto leerer könne es an den einzelnen aussehen. Mindestens 1000 Leute brauche es, damit der Laden nicht wirkt. Wenn jemand dann einmal kommt und nicht allzu viel los ist, spreche sich das negativ herum, auch wenn am nächsten Tag alles ausverkauf­t ist. Die Lage zwischen Ulm und Augsburg mit dem großen Einzugsgeb­iet sei ein großer Vorteil, außerdem sollen die Gäste stärker eingebunde­n werden. Weil sie selbst noch relativ jung seien – sein Kompagnon aus Hermaringe­n ist 30 –, hätten sie auch eher einen Draht zum Publikum und sie wollen immer selbst präsent sein. Zudem sollen die Gäste dem Discjockey nicht nur zusehen, es werde Gewinnspie­le, Events und alle paar Wochen „einen größeren Act, zum Beispiel einen bekannten DJ“, geben.

Wer nicht ständig Neues biete und werbe, sei heutzutage schnell weg vom Fenster. Weil die Jüngeren – Einlass ist mit Erlaubnis der Eltern ab 16 – die vorherigen Diskotheke­n „Arena“und „Club Palace“hier nicht mehr kenn würden, sei es auch kein Problem, dass sie innerhalb weniger Jahre die dritten Pächter sind. Eine Disco mit dem Konzept gebe es in der Region auch nicht. Auf Kartenbeza­hlsysteme wollen sie übrigens verzichten, sie setzen auf Barzahlung, „dann haben die Gäste auch den besseren Überblick“. Die Preise sollen im Rahmen sein; es wird nur Getränke geben, kein Essen. Beim Personal legen die Chefs Wert auf Erfahrung, 40 bis 50 Mitarbeite­r auf 450-Euro-Basis sollen es werden, hinzu kommt ein Sicherheit­sdienst. Meyer-Hertäg betont, dass alles auf einem ausführlic­hen Konzept beruhe und mehrfach durchgerec­hnet worden sei. Auf der „Puls“-Facebookse­ite sei die Vorfreude bei den Nutzern jedenfalls bereits groß, „ich bin der festen Überzeugun­g, dass es läuft“.

Mit dem Objekt geliebäuge­lt hatten sie bereits länger. Zuvor hatte sich Meyer-Hertäg auch den früheren, seit Jahren leerstehen­den Burleer gerladen am anderen Ende des Autohof-Geländes angesehen, um dort eine Cocktail- oder Shishabar einzuricht­en. Doch die damaligen Vermieter hätten eine unbezahlba­re Pachtvorst­ellung gehabt. Erst als Disco und Restaurant den Besitzer wechselten, sei Bewegung in die Sache gekommen. Martin Hallama vom Truck-Center am Autohof hat die Gebäude gekauft. Aus dem Tanzlokal wollte er eigentlich eine Industrieh­alle machen, ließ sich aber vom Disco-Konzept überzeugen.

Das Restaurant hat er auf Vordermann bringen lassen und ist „zu 99,9 Prozent“überzeugt, wieder Gastronomi­e reinholen zu können. Sei es ein Steakresta­urant – „dann könnte ich dort immer zum Mittagesse­n gehen“, sagt er lachend –, oder vielleicht eine Filiale des Hähnchenfr­ittierers Kentucky Fried Chicken. Noch dieses Jahr will er die Räume vermieten. Die Lage an der A 8 sei ideal. Die Fotos des Ex-FußballPro­fis Martin Max, dessen Restaurant es einst war und die dort noch hängen, sollen aber rauskommen.

Meyer-Hertäg will die Räume nun erst einmal aber nicht haben, Zunächst müsse die Diskothek gut anlaufen. Obwohl in den vergangene­n Jahren viele in der Branche schlossen, sieht übrigens auch der Bundesverb­and deutscher Discotheke­n und Tanzbetrie­be weiter eine gute Zukunft für die Discos, betont dessen Präsident in einer Analyse. Die Wiederinbe­triebnahme in Günzburg ist, so erklärt die Stadtverwa­ltung, grundsätzl­ich unproblema­tisch, da sich die Nutzung nicht ändert. Eine Anmeldung des Betriebs liege allerdings noch nicht vor, wenn sie kommt, seien natürlich gewisse Prüfungen nötig. Die Wirtschaft­sbeauftrag­te der Stadt, Beate Agemar, begrüßt jedenfalls, „dass eine klassische Disco in Günzburg wieder angeboten wird“.

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Fotos: Bernhard Weizenegge­r Die lange leer stehenden Räume am Autohof in Günzburg werden bald wieder genutzt. Die Disco „Puls Günzburg“soll im Herbst eröffnen.
 ??  ?? Volker Meyer Hertäg (rechts) und Andreas Sichermann sind die neuen Betreiber der Disco. Bis zur Eröffnung ist noch viel zu tun.
Volker Meyer Hertäg (rechts) und Andreas Sichermann sind die neuen Betreiber der Disco. Bis zur Eröffnung ist noch viel zu tun.
 ??  ?? Auch der ehemalige Burgerlade­n am Autohof soll nicht mehr leerstehen. Hier ist wieder eine gastronomi­sche Nutzung geplant.
Auch der ehemalige Burgerlade­n am Autohof soll nicht mehr leerstehen. Hier ist wieder eine gastronomi­sche Nutzung geplant.
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