Von Gießen und Hauderern
Zwei Wertinger Straßen, die nahe beieinander liegen und deren Namen auf früheres Leben in der Zusamstadt hinweisen
Wertingen Herr Gieße wohnte einst im Gießeweg... – falsch geraten. Der Wertinger Gießeweg wurde nach keiner Person benannt. Vielmehr ist „Gießen“ein alter Ausdruck für Altwasser und Überschwemmungsgebiete, erklärt Alfred Sigg. Der 76-jährige ehemalige Zweite Bürgermeister der Stadt Wertingen und langjährige Museumsreferent forscht gerne nach über die Herkunft alter Namen. Bis zur Zusamregulierung in den Jahren 1928/1929 sei das „Städtle“Wertingen ständig überschwemmt gewesen, allen voran natürlich die flachen Wiesen am Zusamufer. Und hier, entlang eines Teiles der Zusam, führt auch besagter Gießeweg in Wertingen. Ähnlich wie den Gießeweg in Wertingen gibt es in Hohenreichen einen Gießgraben. Auch hier nimmt Hobbyforscher Sigg an, dass der Bereich früher immer wieder überschwemmt war, auch wenn die Straße nicht direkt am Mühlbach liegt. Der Wertinger Gießeweg ist übrigens eine Straße, die nicht der Stadt Wertingen gehört, informiert Alfred Sigg. Sie sei noch immer im Eigentum der Bauern, die die Straße damals gebaut haben. Was auf dem Papier noch so ist, wirkt sich allerdings nicht wirklich auf die Anwohner aus. Räumarbeiten und Ähnliches nimmt hier ebenfalls die Stadt Wertingen vor.
Wie der Gießeweg zweigt auch die Haudelgasse von der Zusmarshauser Straße in Wertingen ab. Sie geht zurück auf die sogenannten „Hauderer“. Diese waren Lohnkutscher und ersetzten laut Sigg bis zum Aufkommen der Kraftfahrzeuge das Taxi: „Sie kamen zum Einsatz, wenn jemand wohin musste, beispielsweise zum Arzt, oder wenn es galt, etwas zu transportieren.“Die Hauderer arbeiteten nebenbei als Bauern und erwirtschafteten sich mit ihren Lohnkutschen einen Nebenverdienst. (dem)