Die früheste Maisernte aller Zeiten
Hitze und Trockenheit erzwingen vielerorts den Erntestart. Der Maschinenring bittet Bürger um Verständnis
Landkreis In diesem Sommer läuft beim Wetter einiges aus dem Ruder. Nicht deshalb, weil das Thermometer heute vielerorts in Deutschland in Richtung 40 Grad steigen soll. Es ist die anhaltende Trockenheit, die Landwirten aufs Gemüt schlägt. Daran ändern auch die wenigen Tröpfchen, die am Dienstag in Dillingen herniedergegangen sind, nichts. Der Geschäftsführer des Maschinenrings Dillingen, Werner Müller, weist darauf hin, dass es an einigen Standorten im Landkreis Dillingen drei Monate lang so gut wie gar nicht geregnet habe. Und weil dazu noch die Hitzewelle anhält, ist auch der Mais viel zu früh reif geworden. Deshalb hat der Maschinenring bereits jetzt mit der Maisernte begonnen. Seit Dienstagmorgen um 4 Uhr fahren die Häcksler Es dürfte die früheste Maisernte aller Zeiten sein.
Werner Müller jedenfalls sagt: „Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals schon am 7. August Mais gehäckselt wurde.“Dies sei in ungünstigen Jahren vielleicht einmal Ende August der Fall gewesen. Aber die gegenwärtige Situation sei außergewöhnlich. Dabei sei die Lage auch im Landkreis Dillingen unterschiedlich. An einigen Standorten habe es geregnet, an anderen so gut wie nicht. In Oberbechingen etwa, der Heimat Müllers, sei drei Monate lang fast gar kein Regen gefallen. Mit der Konsequenz, dass der Mais jetzt abgereift ist. Der Maschinenring-Geschäftsführer rechnet bei der Ernte mit Einbußen bis zu 50 Prozent. Auf Böden mit geringem Wasserhaltevermögen sei der Mais deutlich kleiner als unter Normalbedingungen. „Da fehlen bis zu zwei Meter am Längenwachstum.“Neben der frühen Ernte treibt den Maschinenring und die Bauern ein weiteres Problem um. Wenn es so extrem heiß ist und der Mais bis zu 40 Grad Temperatur hat, wirkt sich eine Ernte untertags ungünstig aus. Da könne es beim Silieren der Hackfrucht zu einer Fehlgärung kommen, informiert Müller. Mit der Folge, dass der Mais verfault. Dies könne man durch Silierzusätze vermeiden, aber das wolle kein Landwirt. „Denn dies ist Chemie und kostet Geld“, erläutert der Geschäftsführer.
Robert Knittel vom Wertinger Landwirtschaftsamt ist die Misere der Maisbauern bekannt. Dass die Hackfrucht bereits ab 7. August geerntet wird, sei in der Tat ein Novum. An trockenen Standorten sei der Mais viel zu früh reif geworden, sagt Knittel. Und es sei ja auch jetzt keine länger andauernde Regenperiode in Sicht. Wegen des drohenden Umkippens der Silage sei es sinnvoll, dass der Mais nachts und in den frühen Morgenstunden geerntet wird. Maschinenring-Geschäftsführer Müller bitte die Bevölkerung um Verständnis. Wenn der Mais nachts und morgens Temperaturen von 20 Grad habe, gebe es das Problem mit den Fehlgärungen nicht. „Wir versuchen, dass unsere Häcksler mehr in den Morgenstunden als in der Nacht fah- ren“, sagt Müller. Es werden aber vereinzelt auch nachts Maschinen auf den Straßen und Feldern unterwegs sein.
Der Maschinenring Dillingen hat neun selbstfahrende Maishäcksler in Betrieb. Sie ernten im Landkreis auf etwa 4500 Hektar Mais. In der Häcksel- und Siliergemeinschaft sind etwa 200 Mitglieder des Maschinenrings organisiert.