So kommt man zum Hundeglück
Wer sich einen Vierbeiner anschaffen möchte, kann zum Züchter oder ins Tierheim gehen. Wie so etwas abläuft und welche Hindernisse Interessenten überwunden werden müssen?
Der Hund ist der beste Freund des Menschen, sagt man. Kein Wunder, dass die Vierbeiner nach der Katze das beliebteste Haustier Deutschlands sind. Auch im Landkreis gibt es zahlreiche Hundefans. In unserer Serie beschäftigen wir uns mit allem, was Hund und Halter bewegt. Heute geht es um die Anschaffung. Lauingen Ein Keller eines Einfamilienhauses im Lauinger Osten. Sieben kleine Hündchen liegen auf einer roten Decke. Manche kuscheln aneinander, manche tapsen blind über die Decke. Ihre Augen sind noch zu. Die Welpen sind erst seit einer Woche auf der Welt. Immer wieder geben sie ein Quieken von sich. Die siebenjährige Kim ist hin und weg vom Rottweiler-Nachwuchs. Sie setzt sich in die Box, in der die Welpen liegen, und streichelt einen nach dem anderen. „Die sind so süß“, schwärmt sie. Auch ihr Großvater Gerhard Klügl ist angetan. „Die Köpfe sind hübsch, das werden einmal schöne, kompakte Hunde“, sagt er. Klügl hat einen Blick dafür. Seit 15 Jahren züchten er und seine Frau Elisabeth Rottweiler. Ihr aktueller Wurf ist zwar gerade erst auf der Welt. Doch die Tiere sind schon seit Monaten verkauft. Die Zucht der Familie Klügl ist über die Region hinaus bekannt. „Wir hatten schon Abnehmer aus den USA, Kanada, Finnland, Spanien oder Korea“, sagt Gerhard Klügl.
Wie ist der Ablauf, wenn man sich einen Hund von einem Züchter anschaffen möchte? Die Klügls beispielsweise stellen Bilder und Infos zu ihren Hunden auf ihre Internetseite und auf die Seite des Allgemeinen Deutschen Rottweiler-Klubs. Wer Interesse hat, kann die Züchter kontaktieren. Doch man braucht Geduld. Bei den Klügls gibt es etwa ein bis zwei Würfe im Jahr. Die Zahl der Interessenten übersteigt oft die Zahl der Welpen. Man muss sich unter Umständen erst auf eine Warteliste setzen lassen. „Wir haben Wartezeiten von bis zu zwei Jahren“, sagt Gerhard Klügl.
Und das ist nicht die einzige Hürde. Die Züchter schauen sich die Interessenten genau an. Nicht jeder, der einen Welpen möchte, bekommt auch einen. „Die Auswahl treffe ich“, sagt Klügl. Interessenten müssen in Lauingen vorbeischauen und sich den Züchtern zunächst vorstellen. Zum Problem könnte es etwa werden, wenn ersichtlich wird, dass sich jemand den Hund als Statussymbol anschaffen möchte. Den Klügls ist bewusst, welcher Ruf Rottweilern vorauseilt – völlig zu Unrecht, wie beide betonen. „Der Rottweiler ist ein Familienhund“, sagen sie. Wer den Vierbeiner nur als Wachhund braucht, bekommt eine Absage. Ebenso wie diejenigen, die nicht mit den Hunden umgehen können. Wen etwa ein Bellen sofort in Angst versetzt, anstatt es auch als Aufforderung zum Streicheln zu verstehen, für den sei der Rottweiler nichts, machen die Klügls deutlich.
Die Züchter sind es auch, die die Charaktere der Welpen kennen und den verschiedenen Interessenten passend zuordnen. Ab dem Alter von acht Wochen geben die Züchter die Hunde ab. Für den Rassehund müssen Interessenten schon mal um die 2000 Euro hinlegen. „Gewinn machen wir damit keinen“, sagt Elisabeth Klügl. Die Hobbyzucht sei verbunden mit einer „wahnsinnigen Arbeit“.
Von einem Welpenkauf auf dem Schwarzmarkt rät sie dringend ab. „Die Welpen werden früh von der Mutter getrennt und im Kofferraum eingepfercht, das ist Tierquälerei.“Vorteil des Kaufs beim Züchter ist auch, dass sich oft eine langfristige Verbindung ergibt. „Man bleibt in Kontakt“, sagt Elisabeth Klügl.
Neben dem Züchter gibt es auch die Möglichkeit, im Tierheim einen Hund zu bekommen. Im Tierheim Höchstädt etwa warten derzeit neun Hunde auf einen neuen Besitzer. Wer Interesse hat, kommt vorbei und schaut sich die Hunde vor Ort an. „Manche haben schon Vorstellungen, was sie sich wünschen, andere wissen das noch gar nicht“, sagt Melanie Gorcica, stellvertretende Tierheimleiterin. Im Gespräch findet man gemeinsam he- raus, welcher Hund der passende für einen wäre. Faktoren sind etwa die Aktivitäten, die Zeit oder die Familie. Jeder Hund hat, auch abhängig von der Rasse, seinen eigenen Charakter. Hat man einen Hund gefunden, geht der Interessent zunächst mit ihm spazieren. So können sich Hund und Halter kennenlernen.
Stimmt die Chemie, gibt es eine Vorkontrolle im Zuhause des Käufers. „Wir schauen darauf, dass die Bedingungen für den Hund stimmen“, sagt Gorcica. Auch geben die Tierheimmitarbeiter anhand der Gegebenheiten Tipps, etwa wenn ein Hund Angst vor Treppen hat. 270 Euro kostet der Hund aus dem Tierheim, der geimpft, gechipt und kastriert ist.