Viele Bewerber für „Kunst im Schloss“
Wenn Anfang Oktober das Internationale Gitarrenfestival ausklingt, beginnt die 20. Große Ausstellung in der Städtischen Galerie. Was es dort mit dem Stapeln von Tönen auf sich hat
Wertingen Holz hacken, sägen, zerkleinern, aufsammeln: Jeder kennt die Geräusche, die dabei entstehen. Harald Kienle wird daraus in Wertingen eine außergewöhnliche HolzKlang-Installation aufbauen. Im Internet stellt der Bildhauer die Frage: „Wenn ein Baum fällt, kann das Musik sein?“Vielen Wertingern würden wahrscheinlich die Haare zu Berge stehen, weil sie an die fast hundertjährige „Napoleonstanne“erinnert werden. Fast zeitgleich steht nämlich hier eine mögliche Fällung im Raum ( wir berichteten). Harald Kienle setzt mit seinem Kunstprojekt beinahe ungewollt die Wertinger Gegenwart in Szene. Er will einen Teppich aus zufälligen Klängen ausbreiten, Töne stapeln und hat dafür einen Komponisten mit ins Boot geholt. Beide werden ihrer Beschreibung nach aus den natürlichen Geräuschen eine Klangund Skulptur-Landschaft erschaffen und Seins-Zustände aufsuchen.
Saitenfreunde dürften davon entzückt sein, geht es doch auch beim Internationalen Gitarrenfestival, das vom 5. bis 7. Oktober stattfindet, um klingende Hölzer, Improvisationen und schöne Töne. Während das Festival am Sonntag langsam ausklingt, schwingt sich die Ausstellungsreihe „Kunst im Schloss“mit neuen (Farb)tönen ein. Den Wertingern steht im Herbst ein Wochenende der Klänge und Farben bevor.
Harald Kienle ist einer von 167 Künstlern, die sich für die Ausstellungsreihe „Kunst im Schloss“beworben hatten. 49 haben es nach einer zweiten Jurierung ins Finale geschafft. Für Ursula Geggerle-Lingg, selbst Künstlerin und Jurymitglied, treffen die Kunstschaffenden den Titel „gegenwART“auf ihre ganz eigene Art und Weise mit einem ungewöhnlich breiten Spektrum. Sie freut sich auf eine „vielfältige“Ausstellung, in der Installation, Plastik, Skulptur, Video, Foto, Performance und vor allem klassische Malerei ihren Platz finden werden.
Mit der Ausstellungsreihe „Kunst im Schloss“bietet die Stadt Wertingen seit mehr als 30 Jahren ein Forum für zeitgenössische Positionen in der Kunst. War zunächst ein Wohnsitz in Bayern Voraussetzung für die Teilnahme, sind nun auch Kunstschaffende aus Baden-Württemberg eingeladen, Arbeiten aus den Jahren 2016 bis 2018 zu präsentieren.
Unter den 49 Bewerbern finden sich etliche auch in Wertingen bekannte Namen wie etwa Christoph Dittrich (Augsburg), Helmut Ranftl (Nördlingen), Hartmut Pfeuffer (Höchstädt), Norbert Zagel (Langweid), Georg Kleber (Rehling). Im Festsaal hängt seit vielen Jahren eine große Arbeit von Hartmut Pfeuffer. Der Bildhauer Norbert Zagel gestaltete mit hohen Stelen den Skulpturenweg im Donauried mit. Georg Kleber zählt neben Hartmut Pfeuf- fer zu den Wertinger Kunstpreisträgern.
Mit Ting Tan-Mayershofer hat es nun eine einheimische, in unserer Region noch unbekannte Künstlerin aus Unterthürheim in den Kreis der Aussteller geschafft. Die Chinesin entwirft großformatige Bilder, die an kosmische Nebel und Körper erinnern. Ihrer expressionistischen Ma- lerei ging eine strenge Schule in ihrem Heimatland voraus. In Peking studierte sie Alte deutsche Meister wie Hans Holbein und Albrecht Dürer.
Und noch eine asiatische Künstlerin zählt zum Kreis der Aussteller: Ya-Wen Fu. Die aus Taiwan stammende Frau lebt in Leipzig. Sie ist bekannt für außergewöhnliche interaktive Installationen und Performances. In Kürze wird sie in Wertingen eintreffen, um ein vierwöchiges Wohn- und Arbeitsstipendium zu absolvieren. Die in dieser Zeit ent- standenen Arbeiten wird die junge Künstlerin im Schloss mit einbringen.
Für die Ausstellung „Kunst im Schloss“sind wieder Preise der Stadt Wertingen von insgesamt 2500 Euro und der Gemeinde Buttenwiesen von 1500 Euro ausgesetzt. Die Kunstpreise werden bei der Vernissage am Sonntag, 7. Oktober, überreicht.
167 Künstler reichten ihre Werke ein
Termine
Internationales Gitarrenfesti val: vom 5. bis 7. Oktober. Große Ausstellung „Kunst im Schloss“: Vom 7. Oktober bis 4. November.