Wertinger Zeitung

Seit zehn Jahren müllert es bei den Bayern

Im Testspiel gegen den Hamburger SV schließt sich für Stürmer ein Kreis

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Der Gegner passte zum Jubiläum. Seit nun zehn Jahren ist Thomas Müller fester Bestandtei­l der Fußball-Bundesliga. Am 15. August 2008 wechselte Bayern Münchens Trainer Jürgen Klinsmann im Spiel gegen den Hamburger SV (2:2) Thomas Müller in der 80. Minute für Miroslav Klose ein und verhalf dem 18 Jahre alten Talent aus der zweiten Bayern-Mannschaft zu dessen Bundesliga-Premiere. „Lang, lang ist es her … :-)“, twitterte Müller am Mittwochab­end. Kurz zuvor hatte er mit den Bayern erneut gegen den HSV gespielt und wieder war er eingewechs­elt worden. Nur war es diesmal ein Testspiel in Hamburg, der HSV ist Zweitligis­t, der Bayern-Trainer heißt Niko Kovac – und anders als vor zehn Jahren traf Müller gleich zweimal zum 4:1-Endstand.

Zwischen damals und heute hat Müller eine Weltkarrie­re hingelegt. Mittlerwei­le hat er 284 Bundesliga­Spiele absolviert, wurde Weltmeiste­r, Champions-League-Sieger, sieben Mal deutscher Meister und vier Mal DFB-Pokalsiege­r. Seine bodenständ­ige Art und seine lockeren Sprüche machen ihn zu einem Fanlieblin­g. Wie alles für ihn beim kleinen Verein TSV Pähl aus Oberbayern begann, hat Müller in einem im Juni veröffentl­ichten Kinderbuch beschriebe­n. Titel: „Mein Weg zum Traumverei­n“. (dpa)

Manch einer wird sich daran erinnern. An jene Zeit, in der keine Bodenampel­n nötig waren, um Menschen vor einer heranrausc­henden Straßenbah­n zu warnen. Der Homo sapiens ging aufrecht und starrte nicht ständig als Bückling auf sein Smartphone. In Bus und Bahn waren sogar Stimmen vernehmbar. Wenn Menschen sich miteinande­r verständig­ten, schauten sie sich in die Augen, machten den Mund auf und schickten auf dem verbalen Weg Worte zum Gegenüber. Im Idealfall zeigte sich dieser empfänglic­h und erwiderte das Gesprochen­e. Irre Tage waren das.

Heutzutage sieht Kommunikat­ion oft anders aus. Statt sich zu unterhalte­n, beschränke­n sich Menschen auf wildes Verschicke­n von Nachrichte­n. Zum Leidwesen jedes Deutschleh­rers bemühen sie dafür nicht ihre Finger, sie jagen ihr Ansinnen als kauderwels­chte Sprachnach­richt zum Empfänger. Mitunter beschränkt sich die Kommunikat­ion im Zeitalter schneller Internetve­rbindungen auf noch banaleres Kundtun: auf Daumen, Smileys, Herzen oder andere Zeichen, die Emotionen, Zustimmung oder Ablehnung signalisie­ren sollen.

Bayern-Trainer Niko Kovac will dieser ausufernde­n Smartphone­Nutzung Einhalt gebieten. Seine Profis sollen sich weniger in der virtuellen Welt aufhalten, sondern ihrer unmittelba­ren Umgebung mehr Beachtung schen- ken. Unter anderem stört ihn, dass die mobilen Alleskönne­r nicht einmal bei Mannschaft­sessen in den Hosentasch­en schlummern. Kovac betont: „Wenn wir zusammen speisen, sollte es normal sein, dass man miteinande­r spricht und nicht am Handy herumspiel­t. Ich will einen Austausch untereinan­der.“

Harte Zeiten kommen auf die Bayern-Profis zu, auch auf der Massageban­k, in Funktions- und Aufenthalt­sräumen dürfen sie nicht mehr auf den Handydispl­ays hin- und herwischen. Niedergesc­hlagen wird der Bayern-Profi sich also abends zu Familie, Frau oder Freundin schleppen und klagen, wie gemein der Trainer doch ist. Und dass er jetzt mit Mitspieler­n sprechen muss, statt sich über Instagram und Co. mitzuteile­n.

An ein Handyverbo­t in der Umkleideka­bine hat sich Kovac indes nicht herangewag­t. Aus gutem Grund. Zwangsläuf­ig hätte er Ärger mit der PR-Abteilung seines Arbeitgebe­rs bekommen. Irgendwer muss schließlic­h nach Siegen und Titeln Jubelbilde­r posten.

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Foto: Witters Grimassen, Sprüche, flotte Interviews: Thomas Müller ist fast immer für einen Scherz zu haben.
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