Mit List und Verblendung
Komödie Münchner Sommertheater zeigt Molières „Tartuffe“
Heretsried Tartuffe (zu deutsch: „Heuchler“) ist wohl der berühmteste Scheinheilige und Betrüger. Das Münchner Sommertheater, eine freie Truppe junger Schauspieler und Musiker, die sich seit Jahren der klassischen Komödie verschrieben haben, gastierte nun mit der bitterbösen Satire von Molières „Tartuffe“auf der Freilichtbühne des Griechischen Theaters in Heretsried. Leichtfüßig und beschwingt bot das junge Ensemble diese Skandalkomödie dar, wie man es von Regisseurin Ulrike Dissmann kennt. Das Stück sorgte für viele Lacher und jede Menge Szenenapplaus.
„Tartuffe“erzählt eine Geschichte über Bigotterie und Scheinheiligkeit. Was wie ein harmloser Familienstreit beginnt, über den man lachen oder weinen kann, entpuppt sich bald als Konsequenz von gnadenloser Habgier und äußerst geschickter Manipulation. Von Anfang an hegt Tartuffe böse Absichten. Doch der Glaube an den Scharlatan ist schwer ins Wanken zu bringen. Betrug, Lüge und Verstellung ist Tartuffe zu eigen, ebenso aber die Gabe, Menschen für sich zu begeistern.
Die Rechnung geht auf. Sie geben ihr Hab und Gut her, weil sie glauben, dass Tartuffe ein Heilsbringer sein könnte. Dass am Ende alles gerade doch noch glimpflich ausgeht, ist der gesamten Familie zu verdanken, die mit einer gehörigen Portion Glück und Anstrengung das Spiel durchschauen kann.
List, Tücke, Heuchelei, Verführung und Verblendung sind die großen Themen des Theaterstücks „Tartuffe“. Ein nach wie vor hochaktuelles Thema, wie so mancher im Publikum treffend feststellte. Das Publikum nahm die Inszenierung des Stücks und die Leistung des Schauspielerteams begeistert auf. Zwei Stunden beste Konversation, in Versen gesprochen, sowie die tolle Kulisse und die einzigartige Atmosphäre des Griechischen Theaters bescherte den fast 300 Theaterbesuchern einen unvergesslichen Abend.
Unter den zahlreichen Gästen war auch Sigrid Ihlenfeldt von der Schauspielgruppe Neusäß. Sie hatte bereits 1999 in Molières „Tartuffe“im Griechischen Theater Regie geführt, erinnert sie sich.
Die heutige Inszenierung von Ulrike Dissmann hat ihr gut gefallen, auch wenn die Schauspieler auf der Bühne „ein bisschen viel herumgelaufen sind“.
Von der ersten Sekunde an zog das großartige Ensemble die Zuschauer in seinen Bann. Zu Recht gab’s am Ende tosenden Applaus für diese tiefgehende, schwarze Unterhaltung mit viel Humor.