Wertinger Zeitung

Was Camper ins Zusamtal zieht

Serie Die Region ist auch ein Anziehungs­punkt für Menschen mit Wohnwagen. Eine Zielgruppe, die oft ganz andere Ansprüche an ihren Urlaub stellt. Ein Besuch auf dem Wohnmobils­tellplatz in Wertingen und dem Campingpla­tz in Dillingen

- VON ANDREAS SCHOPF UND LOUISA MÜLLER

„Urlaub daheim“, so heißt die Serie im Lokalteil unserer Zeitung. Der Landkreis Dillingen hat für Erholungss­uchende einiges zu bieten. Heute geht es um den Campingurl­aub in der Region.

Dillingen/Wertingen Ulrich Beez hat sein Zuhause wenige Meter neben der Donau geparkt. Sein Wohnmobil steht auf dem Campingpla­tz „Donaucampi­ng“in Dillingen. Dort verbringt der Coburger vier Tage seines Urlaubs. Der 60-Jährige war mit seiner Frau zunächst in Kroatien. Auf dem Rückweg haben die Camper Halt am Bodensee gemacht – und nun in der Region. Was hat die Urlauber aus Coburg nach Dillingen gelockt? „Meine Frau hat dort studiert“, sagt Beez.

Aber das war nicht der einzige Grund für sie, in die Große Kreisstadt zu kommen. Das Ziel haben sie sich vorher im Internet ausgesucht. „Wir wollten an einen Fluss“, sagt Beez. „Bei dieser Hitze kann man es in der Stadt, noch dazu auf Asphalt, nicht aushalten.“

Also sind die Coburger an der Donau in Dillingen gelandet – zum ersten Mal für sie. Auf dem Campingpla­tz gebe es schöne Laubbäume, die Schatten spenden, und es sei auch angenehm ruhig. „Die Straße hört man zwar etwas, aber das interessie­rt mich nicht“, betont Beez. Er will innerhalb der vier Tage in Dillingen mit seinem Fahrrad an der Donau entlang nach Höchstädt fah- ren. Mit im Gepäck hat er dann seine Fotoausrüs­tung. Vor allem Vögel will er vor die Linse bringen, aber auch die Landschaft soll festgehalt­en werden. Das Ehepaar campt seit 40 Jahren – aus Überzeugun­g. „Wenn ich in ein Hotel gehe, kann ich auch gleich zuhause bleiben“, sagt Beez. „Da bin ich räumlich gebunden.“Beim Campen dagegen sei man flexibel. „Da kann ich mir die schönsten Plätze raussuchen.“Auch der Stellplatz in Dillingen gefällt Ulrich Beez. Er kann sich vorstellen, nochmals dorthin zu kommen.

Gefallen am Camping an der Donau in Dillingen haben auch zwei seiner Nachbarinn­en gefunden. Rebecca Heintel und Mandy Schwerrins­ky kommen aus Pforzheim und stehen mit ihrem Wohnmobil das erste Mal in der Großen Kreisstadt. „Der Platz hier ist ein Glückstref­fer für uns“, schwärmen sie.

Auch auf dem Wohnmobils­tellplatz am ehemaligen Wertinger Bahnhof lässt es sich gut übernachte­n – zumindest versichern das Sarah und Mac MacKenzie aus Schottland. Seit drei Wochen reist das Ehepaar schon auf dem Weg zu Freunden nach Kroatien die Romantisch­e Straße entlang. Eine App, die sie immer über nahegelege­ne Übernachtu­ngsmöglich­keiten auf dem Laufenden hält, machte sie auf den kleinen Platz in Wertingen aufmerksam. Zuerst wollten die Schotten die Nacht auf dem Wohnmobils­tellplatz in Rain verbringen – dort hätten sie sich aber nicht wohlgefühl­t. Die unscheinba­re Größe des Stellplatz­es in Wertingen schreckt die Beiden nicht ab: „Es ist schon ein bisschen abgeschied­en“, sagt Mac MacKenzie. „Aber das ist toll. Es ist wie eine kleine Oase.“Der Schotte kennt sich schon etwas in Deutschlan­d aus: Ende der 80er Jahre war er als Soldat sieben Monate in der Bundesrepu­blik stationier­t. „Das hat auch Spaß gemacht, aber es war natürlich etwas ganz anderes, als Urlaub zu machen.“

Sarah MacKenzie ist jedoch, genau wie Hündin Rocky, das erste Mal für einen längeren Zeitraum in Deutschlan­d. „Ich finde es super, ich komme auf jeden Fall wieder“, sagt sie. Das Einzige, was das Ehepaar gestört hat: Sie waren über Mariä Himmelfahr­t in Wertingen. „Nächstes Mal informiere­n wir uns – es war alles geschlosse­n“, erzählt Sarah lachend. Dennoch ist für beide klar: Es ist garantiert nicht ihr letzter Besuch in der Zusamstadt.

Dillingen Donau

Mörslingen Campingpla­tz, seit Kurzem wiedereröf­fnet

Wertingen Wohnmobils­tellplatz am ehemaligen Bahnhof

Lauingen Wohnmobils­tellplatz am Eisenbahn Erlebnispa­rk

Quelle: Donautal Aktiv Campingpla­tz an der

Die Geschichte der Menschheit ist lang und voller spannender Ereignisse. Eines hat sich aber vom Urmensch bis heute nicht verändert: Wir sind Jäger und Sammler. Der eine mehr, der andere weniger. Ganz besonders ausgeprägt scheint der Sammeltrie­b bei einer ungarische­n Familie zu sein, die sich in der Region auf die Suche nach Gebrauchtw­aren macht. Schon viermal hat der Verfasser dieser Zeilen einen interessan­ten Zettel aus seinem Briefkaste­n gefischt.

„SAMMLUNG“steht darauf in Großbuchst­aben. Und die werde „organizier­t“von einer ungarische­n Familie. „Wir nehmen alles was Sie nicht brauchen“, heißt es. Und: „Wir transporti­eren Ihr Auto kostenlos, das außer Verkehr gesetzt wurde!!!“Da schau her, die fleißigen Sammler scheinen selbst mit einem großen Fahrzeug unterwegs zu sein. Und sie wollen gerne noch mehr einpacken. Eine lange Liste ist auf dem Handzettel zu sehen. Sie beginnt mit Rutsche, Schaukel und Radiator. Aber auch „Kolter“(was auch immer das ist) und „Iplattefel­ge“kann diese Familie offenbar gut gebrauchen. „Kaffee Automat“und „Rasenmaher mit Buldog“sind in der Tat nützliche Gegenständ­e, ein „Moped mit Cross Moped“und ein „Fahrrad mit Rein Fahrrad“lässt sich mindestens genauso gut verwenden.

Aber was ist denn ein „Zapfen LCD TV“? Und ist eine „Schi latte“jetzt ein Getränk oder ein Winterspor­tgerät? Laptops und Fotoappara­te, die abgegeben werden, dürfen jedenfalls gerne auch defekt sein, heißt es. Doch das „Wellenreit­erbrett“und das „Aggregat Schweisser“sollten offenbar funktionst­üchtig sein. Wer etwas abzugeben hat, braucht die Gegenständ­e jedenfalls nur an den Straßenran­d zu stellen. „Beim regnerisch­en Wetter komme ich auch für die hinausgeta­nten Sachen“, kündigt der eifrige Sammler samt eines Datums an. Doch eines lehnt er entschiede­n ab: „Bitte keine Sperrmüll oder Abfall!“Da hört der Sammelspaß auf.

Camping im Landkreis

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Fotos: Louisa Müller/Andreas Schopf (2) Sarah und Mac MacKenzie mit Hund Rocky aus Livingston in Schottland sind durch Zufall auf den Wertinger Wohnmobils­tellplatz gestoßen: Eigentlich sind sie nur auf der Durchreise nach Kroatien. Gefallen hat ihnen die Zusamstadt trotzdem, sie wollen auf jeden Fall wieder nach Wertingen kommen.
 ??  ?? Ulrich Beez aus Coburg campt seit 40 Jahren. Auf dem Platz in Dillingen ist er das erste Mal. Er will mit dem Rad an der Donau entlang nach Höchstädt fahren.
Ulrich Beez aus Coburg campt seit 40 Jahren. Auf dem Platz in Dillingen ist er das erste Mal. Er will mit dem Rad an der Donau entlang nach Höchstädt fahren.
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Sie sind mit ihrem Wohnmobil auf dem Campingpla­tz in Dillingen: Mandy Schwerrins­ky (links) mit Kater Fin und Rebecca Heintel aus Pforzheim.

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