Wertinger Zeitung

Die Schattense­iten des Sommerverg­nügens

Ein Mitarbeite­r der Wasserwach­t am Gartnersee berichtet von Problemen mit Badegästen. Nicht alle sehen das so

- VON JONAS VOSS

Landkreis Wasser spritzt auf, während die Buben und Mädchen aus etwa fünf Metern Höhe in das Nass eintauchen. Begleitet von Gejohle und Klatschen springen vor allem Jugendlich­e an diesem späten Nachmittag vom Sprungturm in den Gartnersee. Rund um den See liegen Badegäste auf den weitläufig­en Liegefläch­en. Familien, Paare, Senioren und Junge – am See treffen alle aufeinande­r. Es geht friedlich zu. Der Gartnersee bei Gundelfing­en hat eine überregion­ale Anziehungs­kraft, Badegäste aus Heidenheim und Giengen kommen hierher zum erholen. Doch kaum noch Einheimisc­he. Zumindest behauptet das ein langjährig­er Mitarbeite­r der zuständige­n Wasserwach­t – Ernst Schoupa leitet die dortige Wacht des Bayerische­n Roten Kreuzes. „Es sind immer die gleichen Personengr­uppen von auswärts, die Probleme machen“, sagt der Wasserwach­tler. Sowohl was Sauberkeit, als auch was Sicherheit angeht. Der Wasserwach­t sei zum Beispiel immer wieder eine Sitzbank vor dem Haus gestohlen worden, schließlic­h habe man sie in einer Waschbeton­platte verankert. Das habe aber nichts geholfen, Teile der Bank landeten schließlic­h in einem Lagerfeuer am See. Schoupa sagt: „Die Leute ignorieren die jeweils ausgewiese­nen Feuerstell­en und grillen überall am See.“Viele Gäste würden ihren Müll an Ort und Stelle hinterlass­en, trotz der Mülltonnen. Die Menschen darauf anzusprech­en, das wollen Schoupa und seine Kollegen nicht. Schnell sei man von einem Pulk aggressive­r Menschen umringt. Warum nicht öfter die Polizei gerufen wird? Der ehrenamtli­che Wasserwach­tler sagt, die Polizei könne dort nicht viel ausrichten. Er und seine Kollegen seien machtlos gegenüber diesen Gruppen. Zumindest seien ihm Gewalttäti­gkeiten gegenüber friedliche­n Gästen nicht bekannt.

Die Pressespre­cherin der Polizei Dillingen, Katharina von Rönn, kann diese Schilderun­gen nicht bestätigen. „Bei Schwierigk­eiten schreiten meine Kollegen immer ein“, sagt sie. Die Polizei müsse gerufen werden – so lange nichts mitgeteilt werde, könne man nicht eingreifen. Für Verstöße gegen die Grillregel­n am See rücke die Polizei aber tatsächlic­h nicht aus. „Von polizeilic­her Seite aus ist uns über das normale Maß hinaus nichts an Problemen am Gartnersee bekannt“, sagt Rönn. Dieses Jahr habe es am Gartnersee vier Polizeiein­sätze gegeben, davon drei aufgrund von Unfallfluc­ht. „Die Kollegen haben den See im Visier“, sagt Rönn. „Sie schauen auch mal abends nach dem Rechten.“Am Wochenende sprechen sie dort Übernachte­nde gezielt an – und Probleme gebe es nicht nur dort, sondern an allen größeren Badeseen.

Ein weiterer Wasserwach­t-Mitarbeite­r am Gartner-See, Martin Schwarz, sieht die Situation weniger dramatisch. „Der See hier ist ein Luxus, fast wie ein Freibad“, sagt

Das Samstagsth­ema

Schwarz. Als Günzburger finde er den See wunderbar – auch, wenn ab und zu mit Jugendlich­en über Lagerfeuer oder Flaschen am See diskutiert werden müsse. Viele Familien und ältere Menschen nutzen den See – nicht nur am Wochenende. „Von Gewalt habe ich hier noch nichts mitbekomme­n“, sagt Schwarz. Und die Zufahrt für den Rettungswa­gen parke auch niemand zu. Die ist aber mit einem Poller abgesperrt, den Schlüssel dafür hat die Wasserwach­t. Schoupa hingegen berichtet von weiteren Ärgernisse­n: Glasflasch­en werden in den See geschmisse­n oder in Scherben im gesamten Uferbereic­h verteilt. Das führe zu Schnittver­letzungen. „Hierher traut sich kaum noch ein Badegast aus Gundelfing­en“, sagt er. Lediglich die Sicherheit­swacht der Stadt Gundelfing­en patrouilli­ere regelmäßig um den See. Die Missstände dort behebe das nicht.

An der anderen BRK-Wasserwach­tstation im Landkreis, am Auwaldsee in Lauingen, sieht die Situation anders aus. „Hin und wieder haben wir Probleme mit der Entsorgung von Holzkohle“, sagt Siegbert Straubinge­r von der dortigen Wasserwach­t. Am See grillen mittlerwei­le so viele Menschen, mit der Kontrolle um die ordnungsge­mäße Entsorgung der Holzkohle kämen die Mitarbeite­r nicht hinterher. Probleme mit der Sauberkeit am oder im See gebe es ansonsten nicht. „Die Mülltonnen hier werden täglich geleert und die Badegäste räumen das Allermeist­e von ihrem Müll selbst weg.“Wenn überhaupt, sorgen freilaufen­de Hunde im Badebereic­h für Ärger unter Wasserwach­tlern und Gästen. Im Badebereic­h herrsche Leinenzwan­g für Hunde, sie dürfen dort auch nicht ins Wasser. Ihre Hinterlass­enschaften im Liegeberei­ch verärgern manchmal die Gäste. Ansonsten sei die Badewelt am Auwaldsee in Ordnung. Das sieht Christian Mack grundsätzl­ich genauso. Er ist an der DLRGStatio­n Auwaldsee ehrenamtli­ch im Einsatz. „Aufgrund der derzeitige­n Brandgefah­r sollten die Leute sich an die Grillplätz­e halten“, mahnt Mack. Das geschehe leider nicht immer. Ein wirkliches Problem gebe es am See dennoch: Die Leute parken regelmäßig den Rettungswe­g für die Einsatzwag­en zu. „Wir konnten einmal nicht direkt ausrücken, weil wir zugeparkt waren“, erzählt Mack. Vielleicht sei das Schild, welches den Rettungswe­g markiert, nicht eindeutig zu verstehen. So musste Mack bereits zwei Mal die Polizei rufen. Ansonsten seien die Badegäste am See „wirklich sehr vernünftig“.

Wolfgang Piontek, BRK-Bezirksvor­sitzender der Wasserwach­t Schwaben, sieht „grundsätzl­ich einen Trend zu mehr Chaos und Aggressivi­tät am See“. Den gebe es seiner Meinung nach aber in der gesamten Gesellscha­ft.

Scherben führen zu Schnittver­letzungen

 ?? Archivfoto: Judith Roderfeld ?? So ruhig wie auf diesem Foto geht es am Gartnersee normalerwe­ise nicht zu. Seine attraktive Lage, der Sprungturm und die Wasserqual­ität machen ihn zu einem beliebten Ausflugszi­el von nah und fern. Nicht alle seine Besucher verhalten sich dabei immer korrekt, berichtet ein Mitarbeite­r der dortigen Wasserwach­t.
Archivfoto: Judith Roderfeld So ruhig wie auf diesem Foto geht es am Gartnersee normalerwe­ise nicht zu. Seine attraktive Lage, der Sprungturm und die Wasserqual­ität machen ihn zu einem beliebten Ausflugszi­el von nah und fern. Nicht alle seine Besucher verhalten sich dabei immer korrekt, berichtet ein Mitarbeite­r der dortigen Wasserwach­t.
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