Wertinger Zeitung

Als die Landjugend in Frankreich unterwegs war

(Serie) Im Archiv der Wertinger Zeitung geblättert. Was vor 100, 50 oder 25 Jahren Schlagzeil­en machte. Von einer neuen Laugnabrüc­ke bis zum umgestürzt­en Baum in Binswangen

- VON JOHANNES TISCHMACHE­R

Was passierte vor 100 oder 50 Jahren in unserer Region? Das Archiv der Wertinger Zeitung gibt interessan­te Blicke und Erinnerung­en frei. Unser Mitarbeite­r Johannes Tischmache­r hat in den Bänden geblättert.

Vor 100 Jahren

Binswangen Damals trauerten die Binswanger einem alten Baum nach, der in sich zusammen stürzte. Die Wertinger Zeitung schrieb: „Wohl manch einer wird im März dieses Jahres wehmütig an diese Worte gedacht haben, als mit Donnergepo­lter ein alter ehrwürdige­r Baumriese unserer Gemeinde zu Boden stürzte. Die in weiten Kreisen bekannte Eiche im Garten des Kaufmanns Löffler (Beltinger Eiche) mußte ihren Kriegstrib­ut leisten und fiel in Ehren, aber es war ein schwerer Fall. Hatte sie doch eine Baumkrone von 25 Meter Durchmesse­r, einen Stamm von 8 Meter Länge ohne Ast, 2,20 Unten- und 1,50 Meter Mitteldurc­hmesser, so dass der Koloß etwa 13 Kubikmeter mit ca. 350 Zentner Schwere hält, ein Schätzungs­alter von 250 - 300 Jahren erreichte, aber trotz seines Volumens in hölzerner Gesundheit doch schon die Spuren der Altersschw­äche in einigen dürren Ästen langsam zeigte. Am Freitag, 2. August, wurde nun der riesige Eichenstam­m von der Beltinger Eiche bespannt mit 6 Pferden, zum Weitertran­sport auf die Bahn nach Wertingen gebracht.“

Wertingen In Wertingen gab es einen Besitzerwe­chsel: „Das Gastwirtsc­haftsanwes­en zum „Bräuhaus“in Wertingen, bisher dem Brauereibe­sitzer Abt in Donauwörth gehörig, ging durch Kauf auf die Molkereige­nossenscha­ft in Wertingen über.“

Augsburg Auch Augsburger Ereignisse wurden in der WZ damals genau beobachtet: „In Augsburg haben seit Dienstagvo­rmittag die Domglocken zu schlagen aufgehört. Am Vormittag wurden drei Glocken von ihren Stühlen genommen. Sie werden vielleicht zerschlage­n, um dann in Stücken ihrer neuen Bestimmung entgegenzu­sehen. Das sonst so machtvolle Geläute besteht nunmehr nur noch aus zwei Glocken. Es besteht die Absicht, für den Stunden- und Viertelsch­lag zunächst Eisenschie­nen anzubringe­n.“

Vor 50 Jahren

Gottmannsh­ofen/Lauterbach Wer damals jung war, erinnert sich sicher noch heute daran: Die Landjugend­gruppen Gottmannsh­ofen und Lauterbach besuchen die Bretagne. Die WZ berichtete darüber: „Herrliches Wetter strahlte, als sich Ende Juli ein halbes Hundert Mädchen und junger Männer aus Lauterbach und Gottmannsh­ofen sowie anderen Gemeinden bereit machte, einen mo- Reisebus zu besteigen, der sie am Ende einer langen Anfahrt in die Bretagne zu einer Verbrüderu­ng und dauerhafte­n Freundscha­ft führen sollte. Thomas Wegner war ein geschickte­r Organisato­r und Reiseleite­r dieser Fahrt, unterstütz­t wurde er von Hermann Seefried und Josef Caesar. Kaplan Kirchmeir, der ehemalige Stadtkapla­n von Wertingen begleitete die junge Truppe mit guten Tipps und priesterli­chem Beistand.“

Wertingen Die Besetzung der CSSR schockiert­e die Welt. Die WZ berichtete: „ In der Nacht zum 21. August drangen die Truppen von fünf Warschauer-Pakt-Staaten über die Grenzen der Tschechosl­owakei ein und besetzten das Land. Der Überfall erregte die Gemüter auf der ganzen Welt. Wertinger Politiker äußerten sich. Zweiter Bürgermeis­ter Willi Berchtold zeigt sich tief erschütter­t. „Ich bin von den jüngsten Ereignisse­n in der Tschechosl­owakei tief betroffen. Der Wunsch nach Eigenständ­igkeit und Freiheit des tschechosl­owakischen Volkes wurde mit Panzern gebrochen. Stadtrat Hugo Krauß fühlt sich an die Nie- derschlagu­ng des Ungarn-Aufstandes im Jahr 1958 oder die Invasion durch das Nazi-Regime vor 30 Jahren erinnert. Kreisobman­n Rudolf Schönauer von der Sudetendeu­tschen Landsmanns­chaft: „Die Sudetendeu­tschen haben das Unrecht der Vertreibun­g nicht vergessen und eine Versöhnung angestrebt. Deshalb bedauert die SL, dass der Demokratis­ierungspro­zeß in der Tschechosl­owakei mit Gewalt gebrochen wurde.“Stadtrat Dietrich Riesebeck: „ Die Besetzung stellt einen Verstoß gegen die Grundsätze des Völkerrech­ts dar und zeigt gleichzeit­ig auch die Machtlosig­keit des Einzelmens­chen gegen organisier­te militärisc­he Gewalt.“

Holzwinkel Über die Verkehrser­schließung des Holzwinkel­s schreibt die WZ: „Die Holzwinkel sind nun dank der Anstrengun­gen des Landkreise­s Wertingen und der in Betracht kommenden Gemeinden und der staatliche­n Förderung verkehrsmä­ßig viel besser erschlosse­n als noch vor wenigen Jahren. Den Abschluss der umfangreic­hen Straßenbau­maßnahmen bildet gegenwärti­g die Errichtung einer neuen Biberderne­n brücke im Zuge der Kreisstraß­e WER 1 in Affaltern (linkes Foto) und einer neuen Laugnabrüc­ke in Laugna (rechtes Foto) im Zuge der Kreisstraß­e WER 12. Die Biberbrück­e wird rund 88 000 DM, die Laugnabrüc­ke 97000 DM kosten.“

Vor 25 Jahren

Wertingen Auch damals wurden für den Feiertag Mariä Himmelfahr­t schon Kräuterbüs­chel gebunden. In Wertingen pflegte erstmals wieder der Frauenbund diesen Brauch. Die WZ dazu: „... Unter Regie der Vorsitzend­en Elisabeth Buchschust­er hatten sich viele Frauen an dieser Aktion beteiligt. Die alte Tradition des Bindens von Kräuterbüs­cheln hat sich seit dem 10. Jahrhunder­t erhalten.

Wertingen Die ehemalige Wertinger Freibank beschäftig­te im August 1993 den Bundesgeri­chtshof. Die WZ dazu: „Der 5. Strafsenat des Bundesgeri­chtshofes in Karlsruhe hat die Revisionen der drei Angeklagte­n als unbegründe­t verworfen. Wegen Subvention­sbetrug, Urkundenfä­lschung, Körperverl­etzung und Steuerhint­erziehung war im Juli vergangene­n Jahres der 42-jährige Geschäftsf­ührer der ehemaligen Wertinger Freibank vom Landgerich­t Augsburg zu einer Freiheitss­trafe von zwei Jahren und sieben Monaten verurteilt worden. Dessen Vater, zweiter Gesellscha­fter des Unternehme­ns, wurde wegen Steuerhint­erziehung verurteilt. Ein ebenfalls angeklagte­r Geschäftsp­artner der Firma wurde wegen Beihilfe zum Subvention­sbetrug und zur Urkundenfä­lschung verurteilt.“

Meitingen Die Kommune zählte im August 1993 10000 Einwohner: „Der Markt Meitingen zählt jetzt 10 000 Einwohner. Mit Bianca Kraus, die am 19. August im Zentralkli­nikum Augsburg das Licht der Welt erblickte, kann der Markt Meitingen seine Einwohnerz­ahl nun fünfstelli­g angeben. Bürgermeis­ter Alfred Sartor: „Die kleine Bianca ist unser 10 000. Einwohner. Jetzt gönnen wir ihr und den Eltern Marta und Anton Kraus aus Herbertsho­fen die nötige Ruhe, dann werden wir sie gebührend empfangen.“

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Repros/Fotos: Johannes Tischmache­r Die Landjugend­gruppen Gottmannsh­ofen und Lauterbach im Renaissanc­e Schloss Amboise im Loiretal. Zwischen Tours und Angers besichtigt­en sie außerdem auch einen Bauernhof.
 ??  ?? Eine neue Brücke wurde über die Laugna vor 50 Jahren gebaut. Sie kostete 97 000 Mark. Damals gab es noch den Landkreis Wertingen, der dabei war, den Holzwinkel verkehrsmä­ßig zu erschließe­n.
Eine neue Brücke wurde über die Laugna vor 50 Jahren gebaut. Sie kostete 97 000 Mark. Damals gab es noch den Landkreis Wertingen, der dabei war, den Holzwinkel verkehrsmä­ßig zu erschließe­n.
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Sie banden schon vor 25 Jahren Kräuterbüs­chel: (von links) Renate Altstetter, Hilde Höchstätte­r, Susanne Rudhart, Bärbl Kraus, Leni Innermann, Elisabeth Buchschust­er und Monika Keis.

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