Wertinger Zeitung

Die fahrenden Bienenvölk­er

Auf Autoanhäng­ern werden die Stöcke in den Weisinger Forst zwischen Altenmünst­er und Glött gebracht. Dort entsteht Waldhonig. Die Insekten erholen sich sogar, glauben Imker

- VON SILKE SCHULZ KÖNICKE

Altenmünst­er „Waldhonig ist das reinste Lebensmitt­el, das wir haben“, sagt Alois Schuster. Er ist langjährig­er Erster und inzwischen Zweiter Vorsitzend­er des Imkerverei­ns Holzheim. Das wertvolle Gold entsteht im Staatswald des Weisinger Forsts. Dort sind in den Sommermona­ten gut und gerne sechs Millionen Bienen unterwegs und arbeiten mit sprichwört­lichem Fleiß an dieser süßen und gesunden Köstlichke­it.

„Aktuell haben 42 Imker rund 320 Völker, überall verstreut in den zehn Forstrevie­ren“, sagt Hermann Stocker, der stellvertr­etende Leiter des Forstbetri­ebs Zusmarshau­sen. Zusätzlich­e acht Imker haben einen Wanderbien­envertrag und sind im Weisinger Forst unterwegs. Im Scheppache­r Forst gibt es sogar eine Belegstell­e, wo Bienenköni­ginnen begattet werden.

Insgesamt 17 Imker lassen laut Förster Dieter Erhard, dem zuständige­n Revierleit­er, ihre Bienenvölk­er in den Sommermona­ten im Weisinger Forst Nektar, Pollen und Honigtau sammeln, 13 davon im Staatswald. Pro Imker kann man laut Alois Schuster mit acht bis zehn Völkern rechnen, ein durchschni­ttliches Volk erreicht im Sommer eine Stärke von bis zu 50 000 Bienen.

Zentrale und unverzicht­bare Aufgabe der Biene, dem drittwicht­igsten Nutztier Deutschlan­ds nach Rind und Schwein, ist die Bestäubung von Pflanzen. Der größte Teil der Nutzpflanz­en ist auf die Bestäubung durch Insekten – allen voran die Honigbiene – angewiesen. „Aber die Veränderun­gen in der Landwirtsc­haft in Richtung Agrarindus­trie haben den Bienen sehr zu schaffen gemacht“, sagt Alois Schuster. Er und etwa ein Drittel seiner Kollegen ziehen im Sommer daher in den Wald um.

Die Imker sind mobil: Die Bienenstöc­ke werden auf Anhängern dorthin transporti­ert, wo es viele Blüten zum Bestäuben gibt. „Klassische­rweise sind die Bienen im Frühjahr in der Obstblüte unterwegs und ziehen dann Anfang Juni in den Wald um.“Obstgärten und Streuobstw­iesen werden allerdings immer seltener: Schuster lässt seine Völker deshalb im Frühjahr im Auwald Nektar sammeln, danach geht es in den Weisinger Forst. Die Waldimkere­i bedeute zwar einen höheren Aufwand, so Schuster. Aber: „Im Wald gibt es keine Spritzmitt­el. Und das macht unseren Honig so wertvoll.“

„Im Wald haben die Bienen ihre Ruhe. Es gibt keinen Verkehr, aber viele Wasserfläc­hen, vor allem im Weisinger Forst. Bienen brauchen dringend genügend Wasser.“Schuster weiß das Biotopverb­undsystem im Staatswald daher sehr zu schätzen. „Man sieht richtig, wie sich die Bienen nach dem Umzug in den Wald erholen, es wird wieder mehr Brut angelegt.“

Im Weisinger Forst finden die Bienen zunächst eine sehr gute „Tracht“von Himbeeren und Brombeeren. So wird das gesamte Angebot an Nektar und Pollen bezeichnet, die in den heimischen Bienenstoc­k eingetrage­n werden. „In dieser Zeit baut sich dann die Waldtracht auf“, erklärt Schuster und meint damit den sogenannte­n „Honigtau“: Blatt- und Schildläus­e saugen die zuckerhalt­igen Pflanzensä­fte der Waldbäume. Da sie nur einen Teil des Zuckers verwerten können, scheiden sie den Überschuss aus. Da dieser neben den Pflanzenzu­ckern Mineralsto­ffe, sekundäre Pflanzenst­offe und Duftstoffe der Bäume enthält, ist der Waldhonig so wertvoll.

Die Bayerische­n Staatsfors­ten setzen sich gemeinsam mit den Imkern für die Bienen ein. Mit dem Naturschut­zprojekt „Der Wald blüht auf“steigern die Staatsfors­ten unter anderem das Angebot an Blühfläche­n für heimische Insekten im Staatswald und verbessern so auch den Lebensraum für Honigbiene­n und ihre wilden Verwandten, für Hummel, Schmetterl­ing und Käfer.

Der Imkerverei­n Holzheim pflegt einen sehr guten Kontakt zu Landwirten: Insgesamt vier Hektar Bienenweid­e säen sie an Rändern und entlang von Wegen an. Die Samen kauft der Imkerverei­n. Im Gemeindera­t von Altenmünst­er ist das Insektenst­erben auf Initiative von Gemeindera­t Dieter Erhard in den Fokus gerückt. (mit mcz)

Hilfe Alle staatliche­n Forstbetri­ebe in Bayern stellen für Hobbyimker und Im kervereine kostenfrei Flächen für das Auf stellen von Bienenvölk­ern zur Verfü gung. Hobbyimker müssen nur bei ihrem zuständige­n Forstbetri­eb anfragen.

 ?? Foto: Silke Schulz Könicke ?? Alois Schuster (links) bei der Kontrolle seiner Bienenstöc­ke im Weisinger Forst. Hermann Stocker, der stellvertr­etende Leiter des Forstbetri­ebs Zusmarshau­sen, und Dieter Er hard, zuständige­r Revierleit­er, erhalten dadurch einen Einblick in das Innere eines Bienenvolk­s.
Foto: Silke Schulz Könicke Alois Schuster (links) bei der Kontrolle seiner Bienenstöc­ke im Weisinger Forst. Hermann Stocker, der stellvertr­etende Leiter des Forstbetri­ebs Zusmarshau­sen, und Dieter Er hard, zuständige­r Revierleit­er, erhalten dadurch einen Einblick in das Innere eines Bienenvolk­s.

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