In einer Nacht die gesamte Existenz verloren
Das Unternehmen von Marion Schwaller-Barina in Gersthofen brannte komplett ab. Wie es für die Firma jetzt weitergeht
Gersthofen Als die Feuerwehrsirenen aufheulen, sitzt Marion Schwaller-Barina gerade beim Abendessen in einem Gasthaus in Hirblingen. Vom Nachbartisch springen sofort drei Männer der Freiwilligen Feuerwehr auf und machen sich umgehend auf den Weg zu einem Einsatz. Die Unternehmerin erzählt: „Da wusste ich noch nichts von dem Brand. Ich dachte, es ist irgendetwas auf der Autobahn passiert.“
Fünf Minuten später klingelt das Handy. Eine Mitarbeiterin überbringt ihr die schlechten Nachrichten: Die Firma von Schwaller-Barina in Gersthofen brennt, die Gebäude stehen lichterloh in Flammen. Marion Schwaller-Barina rast sofort zur Unglücksstelle. „Aber bis zum Gebäude kamen wir gar nicht durch. Alles war abgesperrt, überall Feuerwehrleute, -autos und Löschschaum.“
Insgesamt 80 Einsatzkräfte waren im Einsatz, als es am Donnerstagabend in der Lagerhalle an der Dieselstraße in Gersthofen brannte (wir berichteten). Die Feuerwehrler bekämpften mit Löschschaum den Brand, verletzt wurde niemand. Der Schaden liegt schätzungsweise zwischen einer halben und einer Million Euro. In der Halle untergebracht war die Firma Natusat von Marion Schwaller-Barina, die Futtermittel für Pferde und Reitzubehör verkauft und Diagnoseverfahren für kranke Pferde anbietet. Die 57-Jährige sagt: „Ich war geschockt. Ich kann mich an nichts erinnern, was in dieser Nacht passiert ist.“Irgendwann habe sie ein Feuerwehrmann auf eine Bank gesetzt und sich um sie gekümmert, ihr Wasser gegeben. „Meine Söhne haben mich nach Hause gebracht und sich die ganze Nacht um mich gekümmert.“
Die Flammen zerstörten das gesamte Firmenareal, Giftstoffe entwickelten sich aus dem Rauch und nisteten sich in den Futtersäcken, Satteldecken und Halftern ein. „Das Einzige, was wir aus den Flammen retten konnten, waren unser Server und ein paar Aktenordner mit Kundenkontakten.“Laut Behörden war ein technischer Defekt an einer Maschine die Ursache, dass sich in der Halle die Ware entzündete und das Feuer ausbreitete. „Mehr will ich dazu gar nicht sagen. Hauptsache, es war keine Brandstiftung.“Für die Unternehmerin ist klar: Sie hatte noch einmal Glück im Unglück. „Keiner wollte mir etwas Böses, es ist einfach passiert. Das Wichtigste ist, dass keiner zu Schaden gekommen ist.“Nach diesem Schicksalsschlag muss Marion Schwaller-Barina ihre Firma aus dem Nichts aufbauen. Sie will so schnell wie möglich weitermachen. „Das Allerwichtigste ist, dass wir jetzt eine neue Halle anmieten können, in der wir wieder anfangen können zu arbeiten.“In der Garage zu Hause in Hirblingen hat die Unternehmerin mit ihren Söhnen derzeit ein provisorisches Büro aufgebaut, der Server steht im Esszimmer. 1300 Quadratmeter muss die neue Halle mindestens haben. „Am liebsten würden wir in unserem Gersthofen bleiben – aber uns ist klar, dass wir nach diesem Schicksalsschlag auch an einem anderen Standort weitermachen werden“, schreibt sie in einem Aufruf bei Facebook. Und es muss schnell gehen. „Wenn es ein Vierteljahr dauert, bis wir wieder starten können, ist die Firma ruiniert.“
Unterstützung bekommt sie in ihrer schwierigen Lage von allen Seiten. „Wir kriegen viel Zuspruch von Kunden aus ganz Deutschland und dem Ausland. Unsere Lieferanten sind loyal und produzieren im Voraus für uns. Das gibt mir Mut.“Mit ihren Mitarbeitern habe sie so vielen kranken Pferden geholfen, jetzt „wollen sich die Besitzer revanchieren und bieten uns ihre Hilfe an“. Auch die Versicherung unterstützt die Unternehmerin. „Eigentlich hatte ich totale Angst vor den Versicherungsleuten. Aber sie kümmern sich vorbildlich um uns und wissen immer, was zu tun ist.“Sie hofft, dass ihr Geschäft schnell wieder loslegen kann und der Schaden sich in Grenzen halten wird. Schließlich geht es nicht nur um ihre eigene Existenz, sie trägt zusätzlich die Verantwortung für 20 Mitarbeiter. „Der Brand hat mir meine Existenz genommen und mir den Boden unter den Füßen weggezogen“, sagt sie mit brüchiger Stimme. „Aber es muss schnell weitergehen.“