Ist Diabetes mellitus heilbar?
Bei Mitgliedertreffen wurde medizinisches Thema erörtert. Zwei Experten informierten
Ist Typ-2-Diabetes heilbar? Kann man den Blutzucker auch ohne Spritzen und Medikamente in den Griff bekommen? Wie gehe ich im Alltag mit Diabetes um? Diese und weitere interessante Fragen wurden im Rahmen eines gut besuchten Mitgliedertreffens der SeniorenGemeinschaft WertingenButtenwiesen vor Kurzem ausführlich erläutert. Dazu konnte der Verein zwei ausgewiesene Experten für Fachvorträge gewinnen.
Zu Beginn ging Dr. Karl Petschauer, langjährig praktizierender Hausarzt, auf Daten und Fakten ein. Er stellte fest, dass in Deutschland etwa sieben Millionen Diabetiker leben. Damit würden 8,2 Prozent der Bevölkerung mittlerweile an Diabetes leiden. Über 35 Milliarden Euro würden jedes Jahr für Behandlungsund Folgekosten entstehen, die die Krankenkassen und damit indirekt der Steuerzahler leisten müssten.
Die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus unterscheide sich in zwei Formen. Bei Diabetes Typ 1 fehle das Insulin, ein Hormon der Bauchspeicheldrüse, das in den Inselzellen gebildet wird und nach dem Essen ins Blut abgesondert wird. Wenn kein Insulin gespritzt wird, kann es zur Bewusstlosigkeit und schließlich zum Tod kommen.
Beim Typ 2, dem sogenannten „Alterszucker“, von dem etwa 90 Prozent der Patienten betroffen seien, produziere die Bauchspeicheldrüse zwar Insulin, aber es wirke nicht ausreichend. Durch eine gesunde Lebensweise, richtige Ernährung, Vermeidung von Übergewicht und viel Bewegung könne man die erhöhten Blutzuckerwerte normalisieren. Wenn dies nicht ausreiche, könnten blutzuckersenkende Medikamente helfen.
Müdigkeit, Kraftlosigkeit, starker Durst, häufiges Wasserlassen, Sehstörungen und Schwindel seien die häufigsten Symptome. Die Spätfolgen der Zuckerkrankheit seien Demenz, Depressionen, Schlaganfälle, Herzinfarkte, Augenschäden, Nierenschwächen sowie Impotenz bei Männern. Bei Verdacht auf Diabetes solle man sich möglichst bald einer ärztlichen Untersuchung unterziehen, so die Empfehlung des Mediziners.
Günther Schneider, Pflegepädagoge und Leiter des Seniorenzentrums St. Klara in Wertingen, erläuterte in seinem Vortrag die Grundsätze der Pflege bei Diabetes mellitus. Dabei nehme eine qualifizierte und erfahrene Beratung durch zertifizierte und strukturierte Gruppenund Einzelschulungen nach den Richtlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) eine wichtige Rolle ein. Hierzu gehöre eine Ernährungsberatung, die Insulinpumpen-Einstellung, die Schwangerschaftsbetreuung, eine Hypertonie Schulung, Programme zur Gewichtsreduktion, Beweglichkeitstrainings wie auch die 72-Stunden Glukose-Blutzuckermessung dazu.
Interessant war die Feststellung des Vortragenden, dass etwa nur 50 Prozent des Traubenzuckers aus der Nahrungsaufnahme und die anderen 50 Prozent aus der reinen Leberaktivität entstünden. Kurzzeitfasten würde somit nicht zur Reduzierung des Blutzuckers beitragen. Besser wäre jedoch, die Insulinbehandlung an die Nahrungsaufnahme Zyklen anzupassen. Dabei gäbe es heute kleine, am Körper zu tragende Insulinspritz-Automaten die jederzeit (unauffällig) bei Bedarf aktiviert werden könnten und eine ausreichende Versorgung mit künstlichem Insulin gewährleisten würden.
Schneider reflektierte seine pflegerischen Beobachtungen bei der Wirkung und Nebenwirkung mit oralen Antidiabetika. Er empfahl hierzu die gute Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegepersonal, um die doch immer wieder auftretenden Nebenwirkungen bei den Medikamenten so gering wie möglich zu halten. Die intensivierte Insulintherapie komme der menschlichen Physiologie am nächsten, so Schneider, und habe die geringsten Nebenwirkungen.
Zum Schluss empfahlen beide Referenten die „einfachste Medizin“nämlich regelmäßige und ausreichende Bewegung. Sie reduziere den Bluthochdruck, senke die Blutfette, steigere die Psyche und das Wohlbefinden und vermindere Arteriosklerose. Allein damit würden die Blutzuckerwerte entscheidend verbessert werden. (pm)