Endlich im Takt?
Die Deutsche Bahn will pünktlicher werden. Mal wieder
Wer einmal einen Tanzkurs besucht hat, weiß, wie leicht es ist, aus dem Takt zu geraten. Mal trampelt ein fremder Fuß auf den großen Zeh, mal ist der Boden viel zu rutschig. Das Ergebnis sieht immer ähnlich aus: Die Bewegungen stocken, Mensch und Musik stolpern aus dem Einklang.
Bei der Deutschen Bahn glaubt man trotz aller Widrigkeiten, ein gewisses Gefühl für den Takt zu haben. Ums Tanzen geht es dem Staatskonzern zwar nicht, der richtige Rhythmus spielt aber durchaus eine Rolle. Die Bahn will das Reisen mit einem neuen Fahrplan-Modell schneller machen. Das Konzept des „Deutschland-Takts“soll im Herbst vorgestellt werden.
In der Welt skizzierte VerkehrsStaatssekretär Enak Ferlemann aber bereits jetzt, wie das aussehen könnte, wenn die Bahn den Takt vorgibt: Fernzüge fahren immer zu einer bestimmten Zeit in einen Bahnhof ein, zum Beispiel fünf Minuten vor der ganzen oder halben Stunde. Zehn Minuten später verlassen sie die Station wieder. Das klingt kompliziert und fehleranfällig – könnte aber funktionieren. Denn schon seit 1982 fährt die Schweizer Bahn landesweit im Takt. In einem Land also, dessen Volk sich – ohne taktlos zu sein – noch besser mit der Pünktlichkeit auskennt als die Deutschen.
Hintergrund des Taktwechsels bei der Bahn ist das Dauerproblem Pünktlichkeit. Allein im Juli kam mehr als jeder vierte Fernzug sechs oder mehr Minuten zu spät. Durch das neue Modell könnten nun acht bis zwölf Millionen Reisestunden gespart werden. Viel Zeit, um zum Beispiel mal wieder einen Tanzkurs zu besuchen.