Wertinger Zeitung

Steinmeier kritisiert Rassismus und Vorurteile

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Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hat angesichts der Rassismus-Debatte die Ausgrenzun­g und Diskrimini­erung von Menschen mit ausländisc­hen Wurzeln scharf verurteilt. „Ein permanente­r Verdacht gegen Zugewander­te, egal wie lange sie schon in Deutschlan­d leben, ist verletzend nicht nur für den Einzelnen. Er ist beschämend für unser Land“, sagte Steinmeier am Mittwoch vor deutsch- und türkischst­ämmigen Gästen. Deutschlan­d sei ein Einwanderu­ngsland, das werde auch so bleiben. „Es gibt keine Bürger erster oder zweiter Klasse, keine richtigen oder falschen Nachbarn“, fügte er hinzu. „Es gibt keine Deutschen auf Bewährung, die sich das Dazugehöre­n immer neu verdienen müssen – und denen es bei angebliche­m Fehlverhal­ten wieder weggenomme­n wird.“(afp, dpa)

Italien ist der traurige Protagonis­t dieses Sommers. In einer Schlucht in Kalabrien wurden am Montag zehn Wanderer Opfer eines unerwartet starken Regenfalls. Eine Woche zuvor starben 43 Menschen beim Einsturz einer Autobahnbr­ücke in Genua. Seit bald drei Monaten ist eine neue Regierung im Amt, die vor allem durch schockiere­nde Auftritte besticht. Sie weist Migranten, die über das Mittelmeer flüchten, in italienisc­hen Häfen ab. Nach dem Einsturz der Autobahnbr­ücke surft die Regierung auf einer Welle der Empörung, die das Land durchzieht.

Bevor die Unglücksur­sache festgestel­lt ist, haben die Minister von Fünf-Sterne-Bewegung und Lega die Schuldigen bereits in der Investoren-Familie Benetton ausgemacht, die die Aktienmehr­heit an der Autobahn-Betreiberg­esellschaf­t hält. Innenminis­ter Matteo Salvini, der Mann, der maßgeblich die ultraharte Asylpoliti­k verantwort­et, zeigte sein ganz besonderes Talent als Lippenlese­r der Massen, als er die Sparpoliti­k der EU für den Brückenein­sturz mitverantw­ortlich machte. Je unbeliebte­r und ungreifbar­er die mutmaßlich­en Verantwort­lichen sind, desto schneller werden sie in Italien derzeit zu Schuldigen abgestempe­lt.

Die Tendenz ist eindeutig: Nicht nur Flüchtling­e, vor deren Zustrom sich viele Menschen fürchten, sollen mit immer radikalere­n Methoden abgewehrt werden. Auch die Verantwort­ung für viele Missstände wird kollektiv abgeschobe­n. Die Regierung verstärkt nur einen Effekt, der auch im Kleinen etabliert

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