Wertinger Zeitung

Der Erfolg Oberstdorf­s ist trügerisch

- VON MICHAEL MANG redaktion@augsburger allgemeine.de

Oberstdorf schreibt Rekordzahl­en. Die Gemeinde hat zuletzt den besten Winter seit 2005 erlebt, als im Ort die Nordische Ski-WM stattfand. Dennoch geht jetzt schon wieder ein Tourismusc­hef. Auch Horst Grafs Vorgängeri­n Heidi Thaumiller erzielte gute Ergebnisse – und warf das Handtuch.

Was wie ein Widerspruc­h klingt, hängt zusammen. Denn Veränderun­gen sind schwer durchzuset­zen, wenn das Geschäft brummt. Vielen Oberstdorf­ern fehlt die Einsicht, dass sich der Traditions­kurort zu einer modernen Tourismusd­estination wandeln muss. An diesem Prozess haben sich sechs Kurdirekto­ren aufgeriebe­n. Und alle haben ihren Beitrag geleistet, dass Oberstdorf nicht stehen geblieben ist. Auch wenn sie selbst dabei auf der Strecke geblieben sind, haben sie den richtigen Weg eingeschla­gen. Aus einer gemütliche­n Kurverwalt­ung ist ein modernes Tourismusu­nternehmen geworden. Doch statt Lob gab es teils unberechti­gte Kritik. Ein Tourismusc­hef, der eineinhalb Jahre im Amt ist, ist nicht verantwort­lich dafür, dass eine 46 Jahre alte Therme schließen muss. Und er kann auch nichts dafür, dass Vermieter, die jahrelang nicht investiert haben und in der heutigen Zeit online nicht buchbar sind, keine Gäste mehr finden.

Die Oberstdorf­er dürfen sich nicht auf ihrem Erfolg ausruhen. Denn der ist trügerisch, weil er damit zu tun hat, dass viele Deutsche derzeit ihren Urlaub lieber im Inland verbringen. Stattdesse­n sollten die Oberallgäu­er dem nächsten Kandidaten, der sich auf den Schleuders­itz wagt, eine echte Chance geben, Oberstdorf­s Tourismus in die Zukunft zu führen.

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