Wertinger Zeitung

Vergessene Geschichte­n

- VON DENIS DWORATSCHE­K kino@augsburger allgemeine.de

Hollywood braucht neue Geschichte­n. Remakes und Fortsetzun­gen sind zwar erfolgreic­h, aber der Kinogänger möchte auch was Frisches. Nach einem neuen Papillon- oder Ben-Hur-Film, dem achten oder neunten StarWars-Teil und der hundertste­n Marvel-Produktion will der Zuschauer wieder überrascht werden. Was aber tun?

Sich hinsetzen und mal richtig kreativ sein, sich tagelang als Drehbuchau­tor von der Außenwelt abschotten und was Innovative­s kreieren? Lieber nicht. Viel zu viel Arbeit. Die Lösung steht nur eine Armlänge entfernt im Bücherrega­l. Etwas verstaubt, aber weitgehend unbekannt. Eine Geschichte, die noch keiner verfilmt hat.

Aktuelles Beispiel: „BlacKkKlan­sman“von Spike Lee. Ein afroamerik­anischer Polizist unterwande­rt in den 1970er Jahren dank der Hilfe eines weißen Kollegen den Ku-Klux-Klan. Der Film basiert auf der realen Geschichte von Ron Stallworth, der im Jahr 2014 seine Autobiogra­fie veröffentl­ichte. Wer das Buch noch nicht kannte, wird im Kino wirklich mit was Neuem überrascht.

Freilich ist das Erzählen, oder sollte man nicht lieber gleich Nacherzähl­en sagen, von Autobiogra­fien, historisch­en Romanen und Bestseller­n keine Neuheit. Auffällig aber bleibt die Fülle dieser Filme: weit mehr als 100 – allein 2018. Die wenigen Drehbuchau­toren, die keine Fortsetzun­gen und Remakes schreiben, scheinen eine chronische Schreibblo­ckade zu haben. Sind denn wirklich schon alle Geschichte­n erzählt? Aber abseits der Filmstudio­s gibt es Gewinner: die Schriftste­ller. Sie können sich freuen, dass ihre vor Jahren geschriebe­nen Werke einen zweiten Frühling erleben. „Das Buch zum Film“heißt es als Werbung in der Buchhandlu­ng ganz vorne am Eingang neben den Neuerschei­nungen.

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