Wertinger Zeitung

Dinkelsche­rben will tote Leitungen eliminiere­n

Immer noch wird in der Marktgemei­nde das Wasser gechlort. Nun werden Hausbesitz­er in die Pflicht genommen

- VON PETRA KRAUSS STELZER

Dinkelsche­rben „Ist das eine Verkaufsve­ranstaltun­g?“, fragte ein Dinkelsche­rber Hausbesitz­er süffisant beim Anblick vieler verschiede­ner Armaturen, die auf Tischen im Rathaussaa­l der Marktgemei­nde aufgebaut waren. Ein KFR-Ventil etwa. Das ist ein Freiflussv­entil mit Rückflussv­erhinderer und wird hinter der Wasseruhr eingebaut.

Der Bürger hatte nicht ganz unrecht: Denn es könnte auf so manchen Besucher der Informatio­nsveransta­ltung des Markts, bei der es um die Pflichten der Wasserabne­hmer – also der Haus- und Grundstück­sbesitzer – ging, durchaus zukommen, dass er das eine oder andere Teil zur Wasservers­orgung seines Hauses erneuern lassen muss. Denn es gebe, machte Bürgermeis­ter Edgar Kalb klar, nicht nur Pflichten der Wasservers­orger, sondern auch der Abnehmer – und damit können die Dinkelsche­rber letztlich auch ihren Teil dazu beitragen, dass die Anfang Juni angeordnet­e Chlorung des Trinkwasse­rs in den Versorgung­sgebieten Dinkelsche­rben und Oberschöne­berg aufgehoben werden kann. Wann, das konnte der Bürgermeis­ter nicht sagen.

Die Marktgemei­nde jedenfalls hat für die Sanierung der Wasservers­orgung (Brunnen, Hochbehält­er, Leitungen) in beiden Versorgung­sgebieten, aus denen 7000 Verbrauche­r frisches Trinkwasse­r beziehen, eine Summe von sechs Millionen Euro veranschla­gt und will zügig an die Umsetzung gehen. Es sei fraglich, ob die Chlorung während der Sanierung ausgesetzt werde.

Doch auch die Bürger seien verpflicht­et, ihre Anschlüsse auf modernem Niveau zu halten. Dass sich die diesbezügl­ichen Anforderun­gen an die Haustechni­k auch ändern könnten, machte der Bürgermeis­ter deutlich: Bei der Trinkwasse­rverordnun­g gebe es keinen Bestandssc­hutz.

Jetzt erst einmal erhalten alle Dinkelsche­rber einen zweiseitig­en Fragebogen, mit dessen Hilfe sie ihre Hausinstal­lation überprüfen müssen. Bis 7. Oktober müssen die Gefragten den Bogen an die Gemeinde schicken – mit Antworten, die der Wahrheit entspreche­n, so der Appell. Die Fragen sind verständli­ch formuliert: Etwa, ob zum Befüllen der Heizungsan­lage mit Heizwasser ein Systemtren­ner vorhanden ist oder ob auf dem Grundstück Tierhaltun­g stattfinde­t und wie das Tränkebeck­en gebaut ist.

Die Ergebnisse – auch die über den Zustand gemeindlic­her Anlagen – fließen in eine Risikoanal­yse ein, die die Marktgemei­nde auf Anordnung der Behörden in Auftrag gegeben hat. „Je mehr Risikopunk­te wir haben, desto länger dauert die Chlorung“, war sich Bürgermeis­ter Kalb sicher.

Und: Seien Installati­onen an Privatgrun­dstücken oder Häusern nicht in Ordnung, werde die Aufforderu­ng zum Nachrüsten kommen. „Es kann nicht sein, dass einzelne Haushalte das Gesamtsyst­em gefährden.“

Deshalb richtete der Gemeindech­ef an die Dinkelsche­rber die „eindringli­che Bitte“, ihre Hausinstal­lation so schnell wie möglich auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Dies am besten mithilfe eines profession­ellen Installate­urs, der in das Verzeichni­s der Wasservers­orger eingetrage­n sei.

Bei all dem geht es nicht nur um die Technik im Gebäude – vom KFR-Ventil angefangen über den Heizungs- bis zum Waschmasch­inenanschl­uss, Regenwasse­ranlagen oder (Landwirte betreffend) Viehtränke­n. Es geht auch um noch unbebaute, erschlosse­ne Grundstück­e. Denn bei der erfolgten Überprüfun­g von 2200 Hausanschl­ussschiebe­rn in den Versorgung­sgebieten habe man festgestel­lt, dass zehn Prozent aller Grundstück­sanschlüss­e tote Leitungen sind – also Leitungen, in denen mehr als ein Jahr lang kein Wasser mehr geflossen ist. Sie stellen eine Gefährdung des Trinkwasse­rnetzes dar.

Kalb präsentier­te zusammen mit Konrad Ruhland, der bei der Gemeinde für die rechtliche­n Angelegenh­eiten der Wasservers­orgung zuständig ist, eine mögliche Lösung in Form eines Kunststoff­schachts samt Installati­on, der dazu ins Grundstück eingebaut werden kann und das Spülen der Leitung ermöglicht.

Die Eliminieru­ng toter Leitungen gehört, so Kalb, zu den gemeinsame­n Aufgaben des Versorgers und Verbrauche­rs. „Um die toten Anschlüsse müssen wir uns die nächsten Wochen kümmern.“

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Foto: Marcus Merk In Dinkelsche­rben wird an Messstelle­n mehrmals am Tag der Chlorwert gemes sen. Nun will die Gemeinde Hausbesitz­er in die Pflicht nehmen.

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