Die Fasane sind jetzt flügge
Für den Fronhofener Richard Kraus ist die Jagd eine Passion. Mehr aber noch der Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt. Dafür hat er 112 Hühnervögel großgezogen
Fronhofen Das Rascheln ist nur ganz leise zu hören. Vorsichtig kämpft sich Richard Kraus durch das Dickicht. Er will die scheuen Tiere nicht erschrecken. Der Jäger weiß, was er tut, und kommt den Fasanen sehr nahe. Es sind zwei Weibchen und ein Hahn. Der ist an seinem roten Hals gut zu erkennen. „Wunderschön“, sagt Kraus, und im nächsten Moment schlüpfen die Vögel durch den Maschendrahtzaun und sind verschwunden. Und das sollen sie auch. Richard Kraus hat sich an einem Pilotprojekt des Bayerischen Jagdverbandes beteiligt, er hat die Idee sogar mitinitiiert. In der Niederwildstation des BJV im oberfränkischen Wunsiedel werden Fasan und Rebhuhn, deren Bestände stark zurückgehen und massiv gefährdet sind, gezüchtet und an ausgewählte Reviere gebracht – eben auch zu Richard Kraus nach Fronhofen ins Kesseltal. Der Jäger betreut gemeinsam mit seinem Team rund 1200 Hektar Wald in den Revieren rund um Fronhofen, Thalheim und Untermagerbein. „Für mich ist das nicht nur ein Hobby. Es ist eine Leidenschaft, eine Passion. Es ist fast schon eine Lebensaufgabe für mich“, sagt er. Deshalb hat er sich vor vielen Jahren dazu entschieden, mit seiner Familie von Lauingen ins beschauliche Fronhofen zu ziehen – rund eineinhalb Hektar gehören ihm, dort hat er sich den Traum von Idylle, Natur und Nähe zum Wald erfüllt.
Er hat dort auch optimale Bedingungen, um Fasane großzuziehen. Genau deshalb hat er sich beworben, und so wurden im Juni 112 Jungtiere ins Kesseltal gebracht. Der Jagdverband erhofft sich dadurch, den Niedergang des Niederwildes aufzuhalten. Fünf Reviere haben den Zuschlag erhalten. Insgesamt wurden 750 Fasane und 75 Rebhühner im Forschungsrevier in Wunsiedel gezüchtet. Flügge geworden sind mehr als hundert nun rund um Fronhofen. Verbunden mit der Hoffnung, dass sie lange bleiben und sich ein stabiler Brutbestand integriert. Richard Kraus erklärt: „Die Tiere kriegen die Hilfestellungen, die sie von uns brauchen. Dabei sollen die Fasane Wildtiere bleiben.“Im Rahmen des Projektes haben sich die Jäger deshalb verpflichtet, die Hühnervögel drei Jahre nicht zu jagen, Kraus geht sogar davon aus, dass bei ihm in den Revieren die Fasane sogar die nächsten fünf Jahre nicht bejagt werden. „Es muss eine Balance zwischen Tier- und Pflanzenwelt sein. Wir Jäger müssen uns immer aktuell aufstellen und dürfen nicht stoisch auf alten Traditionen beharren. Wir müssen unsere Jagd zukunftsfähig für die nächsten Generationen machen“, sagt der Fronhofener. Deshalb gebe er auch im- mer Jungjägern die Chance in seinen Revieren. Das Thema AkademieLehr-Revier im Kesseltal ist derzeit auch in Planung. Unabdingbar dafür ist dafür beispielsweise auch der enge Kontakt mit den Landwirten. Denn, so der Fronhofener, der einen selbstständigen Kosmetikimport betreibt, die intensive Landwirtschaft sei ein Grund, warum sich die Natur verändert. Warum manche Tiere, wie beispielsweise die Fasane, eben nicht mehr im Überfluss im Wald leben. Dabei gehe es nicht um Schuldzuweisungen, sondern um Ursachenforschung. „Es geht um Insektensterben, um den Anbau von Zwischenfrüchten und anderen Blühpflanzen. Die Zusammenarbeit mit den Landwirten ist die Lebensader für das Projekt“, so der Zweite Vorsitzende der Kreisjägervereinigung im Landkreis. Und das Projekt ist eine Herzensangelegenheit.
112 Fasane, die in den ersten Wochen bei Jungjäger Valentin Paulus im Kömertshof unter besten Bedingungen mit Rotlicht aufgezogen wurden, sind in extra angefertigten Volieren bis vor wenigen Tagen dann bei Richard Kraus endgültig groß und flügge geworden. Nach und nach wurden die Tiere in seinen Revieren ausgesetzt. Die Fasane sind aber wanderfreudig und deshalb auch schon woanders gesichtet
worden. „Wir haben versucht, so wenig Kontakt wie möglich zu ihnen zu haben, damit sie nicht zahm werden“, erklärt Kraus. Gefüttert wurde alles, was in der Natur vorkommt.
Die Ortsprägung für die Fasane sei sehr wichtig, das Tier bleibe dort, wo es ihm gefällt. „Der Fasan ist eine Bereicherung für die Wildbahn. Er bringt eine Vielfalt mit. Wir hatten bei uns gerade mal 15 bis 20 Tiere. Bei diesem Projekt geht es um den Erhalt der Tierart, mit Schwerpunkt Fasan. Nächstes Mal bewerbe ich mich vielleicht für das Rebhuhn“, so Kraus. Damit die Natur in Balance bleibt.