Fortnite – schürfen, bauen und schießen
Seit Monaten sorgt das Videospiel Fortnite für Furore. Es hat im vergangenen Jahr mehr als 125 Millionen Menschen an die Bildschirme gefesselt. Auch im Landkreis Dillingen gibt es zahlreiche Fans des Spiels
Dillingen AZE0815 steckt in Schwierigkeiten. Der Busfahrer hat ihn über einem Gebiet ohne Waffen abgeworfen – jetzt erntet er mit seiner neonfarbenen Hantel ein ganzes Haus für Baumaterialien ab, um im Ernstfall sekundenschnell eine Mauer zwischen sich und mögliche Gegner zu zimmern. Doch zu spät. Nach wenigen Sekunden ploppt die Nachricht „abrahim243 hat AZE0815 mit dem Gewehr durchlöchert“auf. Im 80er Jahre Trainingsanzug in den Kampf zu ziehen, war wohl doch nicht die beste Idee.
Sie lesen nur Kauderwelsch? Das geht nicht jedem so. Dort oben ist eine Episode im Videospiel Fortnite geschildert. Stefan Azenhofer ist einer von mehr als 125 Millionen Menschen weltweit, die dieses Spiel in den vergangenen zwölf Monaten gespielt haben. Der 29-jährige Familienvater hat sich auf den Face- book-Aufruf unserer Zeitung gemeldet, der im August enorme Reaktionen hervorrief. „Ich bin ein Gelegenheitsspieler“, sagt Azenhofer über sich. Er spiele vor allem zur Entspannung, je nachdem wie es seine Schichtarbeit zulasse. Dabei spielt er lediglich im „Battle Royal“Modus, der ist kostenlos. In diesem Modus gilt es alleine, oder im Team, als Letzter auf dem Spielfeld übrig zu bleiben. Neben menschlichen Gegnern bedrängt ein mysteriöser Sturm die Spieler, der bei Kontakt rasch zum Ableben führt. Im Spielverlauf engt dieser Sturm das Gebiet immer weiter ein. Azenhofer spielt meist mit Freunden; das ist für ihn einer der Aspekte, die das Spiel reizvoll machen. Neben der quietschbunten Comicgra- fik und dem intuitiven Zugang zu den Spielmechaniken. Um zu gewinnen, sei nicht nur der richtige Einsatz der vielen Waffen entscheidend, erklärt Azenhofer. Eine ausgeklügelte Verwendung der Baumaterialien sei mindestens ebenso wichtig. Alles in der Spielwelt lässt sich als Baustoff verwenden – damit errichten die Spieler Mauern, Türme oder Brücken. Im Jugendhaus Wertingen ist Fortnite ebenfalls das Spiel der Stunde. Dabei daddeln die Jugendlichen unter Aufsicht. „Ich halte es für sinnvoll, wenn wir schauen können, wie lange gespielt wird“, erklärt Jugendpfleger Tobias Kolb. Dabei gehe es sehr gesellig zu, die Jugendlichen diskutieren untereinander über das Spiel und die Reihenfolge, in der sie spielen. „Gaming ist ein Teil der Jugendkultur“, sagt Kolb. „Aber wie vieles, sollte man es mit Maß machen.“Es bestehe die Gefahr, dass Videospielen einsam mache. „Fortnite würde mich auch reizen, wenn ich die Zeit hätte“, sagt Kolb. Gaming gehöre nicht verteufelt, es könne eine positive Wirkung haben. Und in Wertingen sind Brettspiele oder der Kicker beliebt wie eh und je. Azenhofer zieht Zeit mit seiner Familie oder Freunden immer vor. Für ihn seien Videospiele seit der Kindheit stets eines von mehreren Hobbys gewesen. In Azenhofers Freundes- und Bekanntenkreis gibt es „eigentlich niemanden“, der nicht ab und zu spielt.
Dieselben Erfahrungen hat Matthias Grätsch gemacht. Der Diplom-Sozialpädagoge ist in der Jugendarbeit Dillingen engagiert. „Gaming ist heute aus dem Alltag der Jugendlichen nicht mehr wegzudenken“, sagt er. Er selbst sei mehr der „klassische PC-Gamer“. Fortnite ist das Spiel der Stunde. Für Grätsch hat es durch die Interaktion untereinander eine nicht zu unterschätzende soziale Komponente. Dennoch grenzen er und sein Team die Spielzeit der Jugendlichen ein – was aber nicht immer nötig ist. „Karten- und Brettspiele sind bei uns seit Jahren ein Trend“, sagt Grätsch. Videospiele ergänzen die Palette an Angeboten, wichtig sei der verantwortungsvolle Umgang mit ihnen. „Weder Fortnite noch andere Spiele produzieren Amokläufer.“
Fakten zu Fortnite
Die Meisten spielen „Battle Roy al“– also online gegeneinander.
Es wurde von Epic Games und People Can Fly entwickelt.
Es erschien im Sommer 2017, al lerdings als Early Access. Das heißt, das Spiel ist nicht fertig. Es ist ab zwölf Jahren spielbar. Der „Battle Royal“Modus ist kos tenlos.
Es gibt circa trierte Spieler. 125 Millionen regis