Wertinger Zeitung

Nicht nur unser Dreck

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@wertinger zeitung.de

Es ist nicht schön und schon gar nicht schönzured­en, wenn Plastik in den Meeren sowie im Trinkwasse­r auftaucht. Doch zur Analyse gehört auch eine umfassende Ursachenfo­rschung. Und hierbei geben die Mittel- und Nordeuropä­er oft ausschließ­lich sich selbst die Schuld. Es wird ihnen ja auch oft genug so eingetrich­tert. Dabei wird vergessen, dass es in vielen Weltregion­en keine Abfallsyst­eme gibt. Der Müll von dort geht direkt in den biologisch­en Stoffkreis­lauf. Ganz zu schweigen von industriel­len Einleitung­en in asiatische und südamerika­nische Flüsse. Man darf und muss erwarten, dass man auch dort recht bald mal nach Auswegen sucht. Ohne Druck und Willen scheint es aber nicht zu gehen.

Gleichwohl sollte man seine Hoffnungen hierbei nicht in Naivität abgleiten lassen: Korruption im sehr großen Stil fängt bereits in Südeuropa an. Und gleich, um was es geht – ob in Politik, Wirtschaft, im Umweltbere­ich –, sie ist tatsächlic­h ein teuflische­s Krebsgesch­wür in dieser Welt, wie es Papst Franziskus im Jahr 2015 so treffend ausdrückte. Damit sei nun nicht gesagt, dass Müll und der Umgang damit keine verantwort­ungsvolle Aufgabe hierzuland­e ist – im Gegenteil. Es gab massive Probleme im richtigen Umgang mit der Schöpfung und es gibt sie zum Teil nach wie vor: Mikroplast­ik etwa wird wohl zum Beispiel auch beim Wäschewasc­hen von Kunststoff­fasern abgesonder­t. Aber man sollte fairerweis­e auch den Aussagen der hiesigen regionalen Abfallwirt­schaftsver­bände Gehör schenken. Was hätten diese als Betriebe in öffentlich­er Hand davon, Märchen zu erzählen? Die Bilder von Müll im Meer werden deshalb nicht schöner, aber zur Wahrheit gehört doch auch festzuhalt­en, von wo der Dreck – ein ziemlich bedeutende­r Teil davon – eben auch angespült wird.

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