Nicht nur unser Dreck
Es ist nicht schön und schon gar nicht schönzureden, wenn Plastik in den Meeren sowie im Trinkwasser auftaucht. Doch zur Analyse gehört auch eine umfassende Ursachenforschung. Und hierbei geben die Mittel- und Nordeuropäer oft ausschließlich sich selbst die Schuld. Es wird ihnen ja auch oft genug so eingetrichtert. Dabei wird vergessen, dass es in vielen Weltregionen keine Abfallsysteme gibt. Der Müll von dort geht direkt in den biologischen Stoffkreislauf. Ganz zu schweigen von industriellen Einleitungen in asiatische und südamerikanische Flüsse. Man darf und muss erwarten, dass man auch dort recht bald mal nach Auswegen sucht. Ohne Druck und Willen scheint es aber nicht zu gehen.
Gleichwohl sollte man seine Hoffnungen hierbei nicht in Naivität abgleiten lassen: Korruption im sehr großen Stil fängt bereits in Südeuropa an. Und gleich, um was es geht – ob in Politik, Wirtschaft, im Umweltbereich –, sie ist tatsächlich ein teuflisches Krebsgeschwür in dieser Welt, wie es Papst Franziskus im Jahr 2015 so treffend ausdrückte. Damit sei nun nicht gesagt, dass Müll und der Umgang damit keine verantwortungsvolle Aufgabe hierzulande ist – im Gegenteil. Es gab massive Probleme im richtigen Umgang mit der Schöpfung und es gibt sie zum Teil nach wie vor: Mikroplastik etwa wird wohl zum Beispiel auch beim Wäschewaschen von Kunststofffasern abgesondert. Aber man sollte fairerweise auch den Aussagen der hiesigen regionalen Abfallwirtschaftsverbände Gehör schenken. Was hätten diese als Betriebe in öffentlicher Hand davon, Märchen zu erzählen? Die Bilder von Müll im Meer werden deshalb nicht schöner, aber zur Wahrheit gehört doch auch festzuhalten, von wo der Dreck – ein ziemlich bedeutender Teil davon – eben auch angespült wird.