Testwanderer im DonAuwald
Der neue Premium-Wanderweg soll mehr Touristen in den Landkreis locken. Was den Experten gefallen hat
Lauingen Der Wald. Seit jeher für uns Deutsche mehr als ein Stück Natur, versorgt er uns doch mit Holz, das wärmt und Häuser stützt. Er ist ein Sehnsuchtsort, mystifiziert und überhöht, Dichter und Philosophen haben dem Deutschen Wald zahlreiche Werke gewidmet. Und heute? Gehen die Menschen mit Hund, Fahrrad oder alleine in ihrer Freizeit in den Wald, um dort dem Alltag zu entfliehen. Das soll ab Herbst 2019 auch auf dem DonAuwald-Wanderweg von Günzburg nach Schwenningen möglich sein, erklärt Kirsten Wild vom Tourismusverein Donautal-Aktiv. Bis dahin soll der Wanderweg durch das deutsche Wanderinstitut als Premium-Wanderweg zertifiziert sein. Insgesamt umfasst die Strecke durch die Auwälder der Region rund 62 Kilometer, laut Wild ist vor einigen Wochen die endgültige Strecke festgelegt worden.
Samstagmorgen in Lauingen. Die Sonne durchsticht die dünne Wolkendecke, Wind spielt in den Gässchen der Altstadt. Gutes Wanderwetter, solange man gerüstet ist. Kristina Linder und Daniel Müller wollen heute 26 Kilometer auf dem DonAuwald-Weg zurücklegen, von Lauingen nach Günzburg. In Funktionskleidung und mit festem Schuhwerk betreten die beiden die ersten Meter des Weges auf Kies an der Donau entlang. Linder ist gebürtige Günzburgerin, wohnt mittlerweile aber woanders, des Berufes wegen. Die studierte Biologin, Mitglied des Alpenvereins, verbringt viele freie Minuten in der Natur. „Ich erzähle Kollegen ja immer von der Schönheit der Auwälder hier in der Region“, sagt sie. Das sei ihre Motivation gewesen, sich zu bewerben, als Donautal-Aktiv Testwanderer für diesen Wanderweg suchte. Als Partner konnte der Verein Übernachtungsbetriebe gewinnen, die die Testwanderer kostenlos bei sich schlafen ließen.
Zur Gitarre dichtete Kristina Linder einen Ärzte-Song um und wurde ausgewählt. Und weil ihr Freund die Schönheit ihrer Heimat miterleben soll, ist er heute ihr Begleiter. Müller ist als studierter Förster eng mit dem Wald verbunden. Ehe der erste Kilometer am Donauufer, vorbei an Pappeln, Eschen und Weiden, an Eichen und Kirschen, erwandert ist, sind die beiden Testwanderer bereits ganz in den Auwald vertieft, betrachten immer wieder Bäume am Wegesrand. Bayern sei etwa zu einem Drittel bewaldet, erklärt Müller. Das sind sechs Millionen Hektar. Die ersten Kilometer läuft es sich über befestigte Gehwege, immer wieder kommen Spaziergänger ent- Linder und Müller diskutieren über Urwald und Nutzwald, beide sind der Meinung, ein Wald muss Tieren und Pflanzen eine Heimat sein. Aber er müsse ebenfalls den Menschen dienen. „Holz ist ein uralter und dennoch hochmoderner Werkstoff“, sagt Müller. Mittlerweile gebe es plastikähnliche Stoffe, die auf Holz zurückgreifen. Die beiden gehen nun abseits befestigter Pfade, inmitten des Auwaldes.
Ein Auwald wächst auf lehmigem Boden, er ist Überflutungsgebiet. Durch Stauung von Flüssen oder den Bau von Dämmen verändere sich der Auwald, sagt Linder. Und durch invasive Arten wie das Drüsigegen. ge Springkraut. In den 70er Jahren aus Indien eingeführt, fühlt es sich in den feuchten Auwäldern wohl. „Für Bienen ist die Pflanze wertvoll – sie blüht spät und reichlich“, erklärt Linder. Allerdings enge sie den Lebensraum heimischer Arten ein.
Zwischen den Baumwipfeln ist die Sonne zu sehen, die ihre spätsommerlichen Kräfte zeigt. Hier im Auwald ist es kühl; festes Schuhwerk ist allerdings unverzichtbar. Der Boden ist feucht und an manchen Stellen schlammig. Besser, sich hier nicht verlaufen. Ohne Beschilderung ist das nicht so einfach, Müller und Linder können sich aber auf ihr mitgeführtes GPS-Gerät verlassen – zumindest meistens.
Den beiden Testwanderern gefällt der DonAuwald-Weg. „Er ist sehr schön, man befindet sich mitten in der Natur“, sagt Linder. Der Auwald an der Donau sei ein Paradies. An einer Stelle führt das Gerät die beiden Wanderer immer tiefer in dichtes Gehölz hinein, weiter vorn ist eine Lichtung zu sehen. Bald bildet der Wald eine undurchdringliche Barriere – nachdem auch die Lichtung nicht weiterführt, kehren sie um. „Die Beschilderung fehlt bisher“, erklärt Wild. Sobald der DonAuwald-Wanderweg eröffnet sei, werden aber alle Abschnitte beschildert sein. Laut Wild führen die Schilder die Wanderer dann nicht nur zum ÖPNV, sondern auch in die Innenstädte der Kommunen im Landkreis. Dafür wolle man demnächst Gespräche mit den betroffenen Grundbesitzern führen. Bis dahin bleibt der DonAuwald-Wanderweg ein kleines Abenteuer.