Keiner verlangt der Gitarre mehr ab
Das diesjährige Wertinger Gitarrenfestival wird vom vielleicht wildesten Star der Szene eröffnet: Jon Gomm, der sein Instrument auch mal mit Trommelschlägen malträtiert. Gelernt hat er auch bei Blueslegende B.B. King
Wertingen Er hat einen unglaublich virtuosen Stil und erzeugt mit seiner Gitarre Trommel-Klänge, Basslines und begeisternde Melodien – und das alles gleichzeitig. Jon Gomm kombiniert dabei Stile von Blues und Jazz bis Rock und Pop, dabei liegt das Hauptaugenmerk auf seinem ausdrucksstarken Gesang und dem herausragenden Songwriting. Schon mit sechs Jahren schrieb er übrigens seinen ersten Song und begleitete bald seinen Vater, einen Musikkritiker, zu Gastspielen in seiner Heimatstadt Blackpool. Tourende Musiker konnten bei der Familie Gomm wohnen, wenn sie ihrem Sohn Jon im Gegenzug Gitarrenstunden gaben. Auf diese Weise erhielt Jon Einzelunterricht von Blues-Legenden wie B.B. King oder Jack Bruce von Cream. Dieser Tage tourt Jon Gomm durch Europa, Australien, Kanada und die USA. Er hat eine riesige eingeschworene Fangemeinde und gilt bei Insidern als einer der talentiertesten und innovativsten Akustik-Gitarristen weltweit. Jetzt kommt er zum Wertinger Gitarrenfestival, das zum siebten Mal vom 5. bis 7. Oktober neben ihm Gitarrenstars aus aller Welt begrüßt. Gomm wird das Festival zusammen mit Claus BoesserFerrari eröffnen. Weitere Infos gibt es dazu unter: www.gitarrenfestivalwertingen.de. Die Wertinger Zeitung sprach vorab mit ihm über seinen Besuch.
Herr Gomm, demnächst werden sie in Wertingen auf dem Gitarrenfestival spielen. Kannten Sie die Stadt oder das Festival vor der Einladung?
Jon Gomm: Nein, ich fürchte, ich war noch nie in Ihrer Stadt oder habe vorab von ihr gehört. Man könnte sagen, dass das Gitarrenfestival Ihre Stadt für Ausländer berühmt macht!
Wie kam es zu Ihrem Aufenthalt in Wertingen?
Jon Gomm: Ich wurde von meinem Freund Johannes Tonio Kreusch eingeladen. Jedes Mal, wenn er mir vorschlägt, dass ich irgendwo spie- le, sind die Leute offenherzig und lieben Musik, also gibt er mir nur ein schönes Publikum. Wie oft spielen Sie Konzerte in Deutschland?
Jon Gomm: Ziemlich oft. Ich fing an, in kleinen Kneipen zu spielen, manchmal vor fünf Leuten, manchmal vor 100 betrunkenen Leuten. Heute habe ich das Glück, großartige Touren in ganz Deutschland zu erleben.
Was bedeutet Ihnen die Gitarre, was gibt Ihnen dieses Instrument, wenn Sie es spielen?
Jon Gomm: Das Gitarrenspiel macht mich normal, aber auch zu etwas Einzigartigem. Es versetzt mich in die Lage, mich auszudrücken, aber frustriert mich zugleich, wenn ich es nicht kann. Es ermöglicht mir, auf einer Bühne zu stehen und aufzutreten, aber macht mir gleichzeitig auch Angst, dass ich muss.
Das Festival ist auch eine gute Gelegenheit für Kinder und Anfänger, von Profis zu lernen. Was denken Sie über dieses Konzept?
Jon Gomm: Wenn man sich einen professionellen Auftritt ansieht, denkt man „Wow, das könnte ich nie machen.“Aber wenn man dann die Chance hat, von den Profis zu lernen, werden sie einem zeigen, dass sie sich auch so gefühlt haben, sie waren dieselben wie du, als sie angefangen haben. Und es gibt kein Wunder, nur Wissen und Übung, und jeder kann es tun.
Warum sollten Kinder die Gitarre lernen, was kann dieses Instrument zum Leben erwecken?
Jon Gomm: Es ist eine großartige Möglichkeit für Kinder, ihre Emotionen zu verstehen und auszudrücken, und auch eine gesunde Art, sich mit anderen Kindern zu sozialisieren. Dies sind so wichtige Entwicklungsaspekte, die übersehen werden könnten, bis es oft zu spät ist.
Kennen Sie einen der anderen Gitarristen, die für das Festival nach Wertingen kommen?
Jon Gomm: Ich habe bereits Johannes Kreusch erwähnt. Er kombiniert moderne Techniken mit klassischer Gitarre, was wirklich cool und aufregend ist. Und Joscho Stephan ist eine Legende in der Welt der Jazzgitarren, aber ich habe ihn noch nie gesehen. Also kann ich es nicht erwarten!
Interview: Marion Buk-Kluger