Wertinger Zeitung

Von Gregor Peter Schmitz, Chefredakt­eur der

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Das Wort Heimat hat gerade Konjunktur. Jeder, der politisch punkten möchte, betont die Bedeutung von Heimat. In Berlin gibt es sogar ein ganzes Heimatmini­sterium, in Bayern schon länger, weswegen die CSU die Idee zur Einführung einer solchen Institutio­n stolz als ihren „Ex- portschlag­er“preist. Wer sich nicht zur Heimat bekennt, hat sozusagen keine politische Heimat mehr.

Das ist insofern überrasche­nd, als das Wort Heimat vor kurzem ja gar keine Konjunktur mehr hatte, sondern als hoffnungsl­os altmodisch galt. Dieses Schicksal teilte der Begriff übrigens mit der Zeitung, deren Ableben als beschlosse­ne Sache galt. Es wurde nur noch spekuliert, in welchem Jahr dies eintreten werde – und dass dieser Tod ein Phänomen wie die „Heimatzeit­ung“noch schneller ereilen würde, da waren sich ohnehin alle sicher.

Nur: Alle Prognosen zum Ableben beider Begriffe haben sich - zum Glück – als hoffnungsl­os übertriebe­n herausgest­ellt. Der Begriff Heimat lebt, und erst recht tut dies die Heimatzeit­ung. Das ist auch gut so, denn eine Heimatzeit­ung bündelt all das Gute, das im Begriff Heimat steckt, weswegen der auch wieder Konjunktur hat: Nähe und Verbundenh­eit, echte Verankerun­g, gepaart mit Weltoffenh­eit.

Die die in diesen Tagen ihr 70. Jubiläum feiert, ist eine Heimatzeit­ung im besten Sinne des Wortes – ganz tief in der Region, in der Heimat verankert, buchstäbli­ch zuhause auf dem Frühstücks-/ Küchen- und Abendbrott­isch ihrer Leserinnen und Leser. Und zugleich doch auch in der Welt zu Hause, stets auf der Suche nach allem, was die Menschen in der Heimat bewegt. Die Informatio­nen darüber, die Einordnung dazu, liefert sie jeden Tag zuverlässi­g in gedruckter Form, längst aber auch online und auf allen modernen Verbreitun­gswegen.

„Den Begriff Heimat erfasst nur der voll, der über die Grenzen schaut, hinaus in eine schier grenzenlos­e Welt“, hat der langjährig­e Herausgebe­r unserer Zeitung, Günter Holland, gesagt. Über die große weite Welt als Journalist einer Heimatzeit­ung nicht die Heimat zu vergessen, das ist eine tägliche Kunst, keine ganz leichte. Denn natürlich hat es Glamour, aus Washington zu berichten, vom Uspräsiden­ten, von der Bundeskanz­lerin

Wertinger Zeitung,

aus Berlin oder dem Eukommissi­onspräside­nten ganz eng auf die Pelle zu rücken.

Doch: der Autor dieser Zeilen hat die begrenzte Wirkung scheinbar glamouröse­r Berichters­tattung selbst oft erlebt. Diese Politiker, die ständig in der Zeitung stehen, haben sich eine sehr dicke Haut zugelegt. Oft ist ihnen schlicht egal (geworden), was über sie zu lesen ist. Das ist in der Heimat ganz anders. Dort passen unsere Leserinnen und Leser jeden Tag ganz genau auf, was über ihre Heimat - die sie ja nicht nur kennen, sondern täglich erleben - zu lesen ist. Sie klopfen uns auf die Finger, wenn da mal was nicht stimmt. Zugleich versuchen natürlich auch viele, gerade ihre Blickwinke­l oder Interessen ins Blatt zu drücken.

Deswegen ist der Journalism­us in der Heimat, obwohl dies leider viel zu selten gewürdigt wird, auch besonders schwierig. Mitten drin zu sein, statt nur dabei – aber dabei sich doch nicht gemein zu machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, wie es die Tv-journalism­us-legende Hanns-joachim Friedrichs einmal formuliert hat: das ist eine hohe Kunst. Sie findet sich in Perfektion ausgeübt bei einer echten Heimatzeit­ung wie der

Wertinger Zeitung.

Dazu Herzen,

gratuliere

ich

Ihnen

Ihr Gregor Peter Schmitz

von

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Foto: Ulrich Wagner Gregor Peter Schmitz, der Chefredakt­eur der Augsburger Allgemeine­n.

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