Brillant, originell, genial: Fazil Say
Der Pianist gibt in Bad Wörishofen zum Finale ein beeindruckendes Konzert
Bad Wörishofen Er gab der Abschiedsgala des Festivals der Nationen in Bad Wörishofen sein Gepräge: Fazil Say, brillanter Pianist, origineller Komponist, genialer Improvisator, zum letzten Mal als Artist in Residence. Zunächst aber machte ein Vertreter der jungen Weltelite nachdrücklich auf sich aufmerksam: Der 17-jährige Geiger Daniel Lozakovich spielte das Bravourstück Introduction et Rondo capriccioso von Camille Saint-saëns souverän, temperamentvoll und mit feinem Gespür für Nuancen, sorgsam begleitet von Dirigent Alexandar Markovic und dem Festivalorchester. Ein vielversprechender Karrierestart!
Mit Mozarts Klavierkonzert C-dur KV 467 erwies Say seinem großen Vorbild die Reverenz, triumphal, dabei aber die dunklen Zwischentöne markant hervorhebend, mit sprühender Spiellaune im geistvollen Finale. Den traumverlorenen Gesang des Andante ließ er rein, ohne Schnörkel vorüberziehen. Die Kadenzen in den Ecksätzen jedoch waren selbstverständlich Improvisationen, voller Witz und Esprit. Genussvoll und bewegend für die Zuhörer war es, zu beobachten, wie Solist, Dirigent und Instrumentalisten den Dialog-charakter des Werks durch Blick- und Gestenkontakt erlebbar machten.
Wie Mozart, der Schöpfer der Gattung, mit jedem Konzert etwas Neues schuf, so geht auch Say neue Wege. Seine Komposition Silk Road, der äußeren Form nach ein Klavierkonzert, ist eine imaginäre musikalische Reise auf der Seidenstraße durch östliche Länder wie Tibet, Mesopotamien und Anatolien. Bruchstücke folkloristischer Melodik, harte Rhythmen, lang gezogene Tonfolgen, teilweise verfremdet durch präpariertes Klavier, darunter ein unaufhörlicher Basston, wohl ein Symbol für die Endlosigkeit der Straße – all dies ergibt ein faszinierendes Klanggemälde, mit dem Say nach eigenen Worten Brücken bauen will zu fremden Kulturen.
Zum „musikalischen Kaleidoskop Amerikas unseres unvergleichlichen nationalen Peps“(Gershwin) mussten keine Brücken gebaut werden. Fazil Says dritter Auftritt (welch unglaubliche physische Leistung!) mit Gershwins Rhapsody in Blue, hinreißend hingelegt von einer wunderbar gleich gestimmten Gemeinschaft von Solist, Dirigent und Orchester mit hervorragenden Jazzklang-spezialisten, ließ den Kursaal erzittern unter dem tosenden Beifall der Zuhörer, die sich nicht ohne wiederholte Say-improvisationszugaben zufriedengeben wollten.
Danach gab es eine Überraschung. Man habe sich mit Fazil Say auf „ein neues, spannendes Projekt geeinigt“, verkündete Intendant Winfried Roch. Der Abschluss seiner „Residence“in Bad Wörishofen war der Anfang für etwas Neues. Insgesamt kamen in diesem Jahr rund 6000 Konzertbesucher zum Festival der Nationen. Roch spricht von 85 Prozent Auslastung. Und Bürgermeister Paul Gruschka gab zum Schluss bekannt, dass die Stadt den Vertrag für das Festival um fünf Jahre verlängert habe.