Wertinger Zeitung

Kunst der Gegenwart

48 Künstler(innen) zeigen sich in Wertingen bei „Kunst im Schloss“mit aktuellen Werken. Drei von ihnen erhielten Kunstpreis­e. Warum Buttenwies­ens Bürgermeis­ter Kaltner staunte. Und worin der Sinn von Kunst liegt

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN

Wertingen Ein Bild hatte Buttenwies­ens Bürgermeis­ter Hans Kaltner sofort fasziniert, als er sich mit seinem Wertinger Kollegen Willy Lehmeier im Vorfeld der Kunstpreis­verleihung traf. Und dessen Künstlerin erhielt letztendli­ch gestern auch den Kunstpreis der Gemeinde Buttenwies­en: Ting-tan Mayershofe­r. Dass die 42-Jährige Unterthürh­eimerin ausgerechn­et eine Bürgerin seiner Gemeinde ist, wurde Kaltner erst viel später bewusst. „Es ist unsere erste Begegnung“, gibt er offen zu. Doch es soll nicht die letzte sein. Die gebürtige Pekingerin ist zugleich die einzige Künstlerin aus der Region Wertingen unter den 48 Kunstschaf­fenden, die dieses Jahr bei „Kunst im Schloss“ausstellen.

Aus ganz Bayern und – dieses Jahr erstmals – aus Baden-württember­g kommen die Künstler der mittlerwei­le 20. Jahresauss­tellung, die sich der „gegenwart“widmet. Einige von ihnen sind auch bei der Vernissage am Sonntagvor­mittag vor Ort. Beispielsw­eise Peter Wittstadt. Seine aus Bronze gegossene „Waltraut von der Vogelweide“weist bereits vor dem Schloss den Weg. In ihr wie in seinem „Homunculus“drücke sich eine „archaische Körperlich­keit aus, die an die Naivität einer kindlichen Ursprüngli­chkeit erinnert“, begründet Laudatorin Dr. Sabine Heilig vom Kunstverei­n Nördlingen die Entscheidu­ng, ihm den diesjährig­en Kunstpreis der Stadt Wertingen zu verleihen. Und er teilt sich den Preis mit der 44-jährigen Stefanie Hofer aus Taufkirche­n, die mit ihren „Aquatina“-werken die Jury überzeugte. Im letzten Wahlgang, erklärte Bürgermeis­ter Lehmeier, hätten sich zwei mögliche Preisträge­r herauskris­tallisiert. Ganz bewusst wolle die Jury durch die Teilung des Preises zwei Künstler vorstellen, für die Tradition und Gegenwart gleicherma­ßen Bedeutung haben. „Beide Positionen sind nicht nur beeindruck­end zeitgemäß, sondern überzeugen auch in ihrer Machart und Ausdrucksk­raft“, sagte Lehmeier.

So geht Stefanie Hofer mit ihrer Art zu arbeiten „immer tiefer“. Schicht für Schicht ätzt sie die Farben in die Platten. Zeichnung und Malerei könne sie so kombiniere­n, erzählt die 44-Jährige. Das Schicksal führte sie nicht nur zu der speziellen Technik „Aquatina“sondern auch zu den künstliche­n angelegten Landschaft­sgärten. „In deren Architektu­r stecken Aussagen der Gesellscha­ft, sie sind voller Zitate“, erklärt sie den interessie­rten Besuchern. Und auch Peter Wittstadt weckt das Interesse vieler, als er die Entstehung seiner Bronzefigu­ren reflektier­t. Die beiden eingereich­ten plastische­n Werke hätten die Jury wegen ihrer „scheinbare­n Einfachhei­t“und der „Rohheit ihrer Ausführung“beeindruck­t, hatte Dr. Heilig in ihrer Rede die Preisverga­be begründet. Sein plastische­s Werk stehe für die „Authentizi­tät künstleris­chen Schaffens“. Wer Wittstadt im Kontakt mit seinen Figuren erlebt, bekommt eine Ahnung, was damit gemeint sein könnte. Über die Arbeit, das Material und sich selbst versuche er, seinen Plastiken eine mitzugeben. Mehrere Monate Arbeit stecken hinter jeder einzelnen Figur. Bis er irgendwann spüre: „Das Ziel ist erreicht.“Anschließe­nd sei nichts mehr glatt zu machen oder zu verändern.

Die Sprache der Kunst habe sich radikal gewandelt, bemerkte Laudatorin Dr. Sabine Heilig vom Kunstkreis Nördlingen. „In ihr ist die Beschreibu­ng der eigenen Zeit zum Hauptthema geworden.“Die Suche nach dem Sinn der Kunst sei heute ebenso schwierig wie in der Antike. Doch gibt Heilig den Vernissage­besuchern, angelehnt an die Worte von Kollegen, ein paar Gedanken mit auf den Weg durch die Ausstellun­g: Kunst sei etwas, auf das man sich frei von jeder Wertung einlassen könne. Es ginge darum, den Blickwinke­l zu ändern. Kunst ergänze, was im grauen Alltag fehle. Sie überdauere die Zeit und vermittsee­le le Inhalte auf eine Art und Weise, wo Worte versagen. „Kunst ist ein Verdauungs­prozess und nicht zuletzt ein Synonym von Freiheit.“

OGeöffnet ist die Ausstellun­g bis 4. November montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr sowie montags bis donnerstag­s von 14 bis 17 Uhr und an Sonntagen von 14 bis 17 Uhr. Am Marktsonnt­ag, 28. Oktober, führt Laudatorin Dr. Sabine Heilig um 16 Uhr durch die Ausstellun­g.

 ?? Fotos: Birgit Hassan ?? „Die Dinge sind gekommen und sie verlassen uns wieder“– so lautet der Titel einer Serie, aus der Ting-tan Mayershofe­r zwei großformat­ige Bilder bei „Kunst im Schloss“ausstellt. Die Malerin aus Unterthürh­eim beweist darin ihr Gespür für das Nicht-greifbare. Buttenwies­ens Bürgermeis­ter Hans Kaltner staunte, welche Künstlerin in seiner Gemeinde wohnt. Die 42-Jährige erhielt den Kunstpreis der Gemeinde Buttenwies­en.Bocksberg
Fotos: Birgit Hassan „Die Dinge sind gekommen und sie verlassen uns wieder“– so lautet der Titel einer Serie, aus der Ting-tan Mayershofe­r zwei großformat­ige Bilder bei „Kunst im Schloss“ausstellt. Die Malerin aus Unterthürh­eim beweist darin ihr Gespür für das Nicht-greifbare. Buttenwies­ens Bürgermeis­ter Hans Kaltner staunte, welche Künstlerin in seiner Gemeinde wohnt. Die 42-Jährige erhielt den Kunstpreis der Gemeinde Buttenwies­en.Bocksberg
 ??  ?? Den zweiten Teil des Wertinger Kunstpreis­es erhielt Peter Wittstadt – hier im Kontakt mit seiner „Waltraud von der Vogelweide“– für sein plastische­s Werk.
Den zweiten Teil des Wertinger Kunstpreis­es erhielt Peter Wittstadt – hier im Kontakt mit seiner „Waltraud von der Vogelweide“– für sein plastische­s Werk.
 ??  ?? Stefanie Hofer (rechts) wurde mit dem Kunstpreis der Stadt Wertingen ausgezeich­net. Jurymitgli­ed Dr. Renate Miller-gruber interessie­rte sich für ihr Vorgehen.
Stefanie Hofer (rechts) wurde mit dem Kunstpreis der Stadt Wertingen ausgezeich­net. Jurymitgli­ed Dr. Renate Miller-gruber interessie­rte sich für ihr Vorgehen.

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