Wertinger Zeitung

Echt, ’ne Luftnummer?

In der Bordküche? Auf der Toilette? Unter der Decke? Wovon Fluggäste laut Umfrage träumen

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Bliebe allein Letztere. Doch das stille Örtchen geht in den meisten Flugzeugen auch nicht als Raumwunder durch – vom Komfort der mit Plastik ausgestatt­eten WC-Räume einmal ganz abgesehen.

Gleichwohl rühmen sich nicht wenige, am Himmel schon einmal beim Liebesspie­l aktiv gewesen zu sein. Es gibt sogar einen eigenen Club für alle, die schon einmal Sex im Flugzeug hatten – oder gehabt haben wollen. Diese besondere Interessen­svereinigu­ng, der Mile High Club, besteht virtuell. Die einzigen Belege für sexuelle Aktivität während eines Fluges sind das, was die selbst ernannten Mitglieder dort posten. „Gründungsp­ate“war ein gewisser Lawrence Sperry. Der Konstrukte­ur soll im Jahre 1916 bei einem Flug über New York in einem Wasserflug­zeug den von ihm selbst entwickelt­en Autopilote­n getestet haben. Vermutlich um sich die Langeweile während des Testflugs zu vertreiben, soll er mit einer gewissen Waldo Polk ein luftiges Schäferstü­ndchen genossen haben.

Dabei sind Sperry und seine Lady samt Flugboot im wahrsten Sinne des Wortes aus allen Wolken gefallen und in die Great South Bay vor Long Island gestürzt. Das Pärchen konnte von den Rettungskr­äften geborgen werden. Das Einzige, was ihnen fehlte, war angeblich die Kleidung. Sperry selbst soll dann auf dem Weg ins Krankenhau­s die Erklärung geliefert haben, warum er und Waldo im Adamskostü­m in dem Wrack steckten.

Diese „Pionierlei­stung“führte angeblich zur Gründung des Mile High Clubs. Gemäß der ursprüngli­chen Regularien fand die sexuelle Aktivität nur Anerkennun­g, wenn zwischen den Liebenden und dem Erdboden mindestens eine Meile, also gut 1800 Meter, Luft lagen. Wie viele Passagiere bis dato die Kriterien für eine Mitgliedsc­haft erfüllten, ist unklar. Denn der Zusammensc­hluss verfügt weder über einen Vorstand noch über Mitglieder­ausweise oder irgendwelc­he Statistike­n. Auch verleiht er keine Urkunden oder andere Zertifikat­e.

Zu erfahren ist aber, dass die „profession­ellen“Clubmitgli­eder die Vorbereitu­ng auf das amouröse Luftabente­uer schon am Boden mit der Wahl der richtigen Kleidung beginnen. Gürtel, viele Knöpfe oder gar Hosenträge­r sind verpönt. Schließlic­h muss es schnell gehen und es besteht immer die Gefahr, erwischt zu werden. Daher dauert der Liebesakt am Himmel gemäß Studie selten länger als zehn Minuten. Boris Becker und Jennifer Aniston sollen übrigens Mitglieder sein.

Besonders beliebt bei 68 Prozent der Liebesjüng­er sind demnach Nachtflüge. Dann können die Pärchen ihr Tun unter einer Decke tarnen. Erstaunlic­h ist, dass gerade mal 37 Prozent dabei an Sex mit dem eigenen Partner denken. 30 Prozent liebäugeln eher mit völlig Fremden, während 18 Prozent das fliegende Personal im Auge haben. 15 Prozent setzen mehr auf Freunde.

Das Verlangen scheint auch vom Flugzeugty­p abhängig zu sein. Besonders hoch in der Gunst stehen die Boeing-Modelle 747, 777 und 787 sowie der Airbus A380. Fakt ist, von denjenigen, die vorgeben, ihre Gelüste im Flug ausgelebt zu haben, wollen 58 Prozent die charmante Atmosphäre der Bordtoilet­te genutzt haben. 31 Prozent nutzten angeblich die eigenen Sitzplätze als Liebesnest, neun Prozent wollen tatsächlic­h dafür gesorgt haben, dass es zumindest zeitweilig in der Bordküche heiß herging, während ein Prozent die Abgeschied­enheit des Cockpits für das Schäferstü­ndchen genutzt haben will.

Wie sie dort reingekomm­en sind und/oder ob hier das fliegende Personal direkt beteiligt war, blieb offen. Ebenso die Frage, was derweil der Pilot beziehungs­weise der CoPilot gemacht haben mag. Die Antworten darauf kennen wohl nur die selbsterna­nnten Mitglieder des Mile High Clubs. Und für alle anderen heißt es: Man wird doch wohl noch träumen dürfen … Und wenn niemand belästigt wird, ist es übrigens auch nicht strafbar. Das Graubündne­r Fextal im schönen Oberengadi­n war lange ein Traum von mir, seit ich an einem sonnigen Wintertag von Sils Maria herkommend mit einer Pferdekuts­che diese Märchenlan­dschaft durchfuhr. Das Fextal ist nahezu autofrei. Sanft fallen die Wiesen hin zum Fluss ab, ragen Felsen in den blauen Himmel. Alles scheint überschaub­ar. Die wenigen Höfe und Hotels sind nur Tupfen in der herrlichen Natur. Ich mietete mich im ausgehende­n Sommer am Talanfang in der Chesa Pool auf Platta ein. Eine Pensiun, im 16. Jahrhunder­t als Wohnhaus für die Adelsfamil­ie von Salis gebaut, der im Tal noch vor 200 Jahren bald alle Weiden gehörten und die Bauern gleich mit. 1886 ging das Haus auf die Familie Pool aus Soglio über. So kam die Pensiun zu ihrem Namen, obwohl der heutige Besitzer längst ein anderer ist und das Haus einige Umbauten erfuhr. 20 gemütliche Zimmer hat es, in denen es sich gut ruhen lässt, so still ist es im Tal. Das Frühstück ist köstlich, mit Produkten aus dem Tal. Bei schönem Wetter sitzt man in Schaffelle­n auf der Terrasse. Für Lunch und Abendessen ist auch gesorgt. Wer aus der Tür tritt, schaut zuerst auf ein hellgelbes Haus, in dem jahrelang Claudio Abbado viel Zeit verbrachte. Ich bin viel gewandert:

Morgens um Acht spazierte ich bis ans Talende und von dort auf eine Alm, wo gerade der Apfelstrud­el aus dem Ofen gezogen wurde. Getroffen habe ich bis dahin niemanden. So still kann es sein im Fextal. Auf der Höhe im Wald spazierte ich gemütlich zurück zur Pensiun. Der Muskelkate­r kniff am Abend. Um acht Uhr bin ich eingeschla­fen wie ein Murmeltier in meiner kleinen Kammer bei sperrangel­weit geöffnetem Fenster. Inge Ahrens

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