Wertinger Zeitung

„Ich kümmere mich gerne um andere“

Die Münchner Schauspiel­erin Jutta Speidel hat nicht nur ein Herz für obdachlose Frauen und Kinder, sondern auch für ihre Liebhaber und ihren Hund. Für den ganz besonders

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Servus Frau Speidel, Sie sind nicht nur Schauspiel­erin, sondern auch im sozialen Bereich engagiert. Ihre Stiftung „Horizont“betreibt in München zwei Häuser, in denen obdachlose Frauen und Mütter leben können.

Ja, das erste Haus ist eine Art Schutzraum, in dem wir diese Frauen und Kinder erst einmal aufnehmen und zusehen, wie wir mit ihnen zusammenar­beiten können, damit sie aus ihren sehr schwierige­n Verhältnis­sen rauskommen.

Und das neue Haus zwei, das erst kürzlich eröffnet wurde?

Speidel: Es ist sozusagen eine Brücke. Dort lernen die Bewohnerin­nen das selbststän­dige Wohnen und Leben, damit sie wieder in die Gesellscha­ft zurückkehr­en können. Es sind insgesamt 48 Wohnungen, in 14 davon sind Frauen aus Haus eins gezogen. Das neue Haus ist übrigens kein reines Mutter-Kind-, sondern ein Familienha­us.

Wie stolz macht Sie das neue Haus?

Ich kann das Wort stolz leider in keine Verbindung mit mir bringen. Es ist ein Projekt, das über fünf Jahre entstanden bist. Das ist ein langer Weg und wir sind froh und dankbar, dass es jetzt an den Start ging. Die Kita jedenfalls ist bereits belegt. Wenn alles läuft und auch Gäste das Projekt annehmen, kommen wir vielleicht auch wieder aus den roten Zahlen raus.

Darf man fragen, was das gekostet hat?

Wir haben, allein für den Hausbau und die Einrichtun­g, sechseinha­lb Millionen Euro bezahlt. Wobei meine Stiftung das nicht alleine gestemmt hat. Wir hatten große Unterstütz­ung, auch von anderen, wohltätige­n Aktionen. Aber es fehlt uns trotzdem noch viel Geld, um den Kredit abzubezahl­en.

Wie funktionie­rt die Rückzahlun­g?

Ich bin guten Mutes, weil wir so viele Anhänger haben, und das Netzwerk immer größer wird. Irgendwann kommt der gute Geist, der sagt: Ich stecke Geld in dieses Projekt.

Sie bezeichnet­en sich mal selbst als „Kümmerin“.

Ja, ich kümmere mich wirklich gerne um Dinge.

Wird man so geboren oder wird man so geprägt durchs Leben?

Ach, ich glaube, ich bin schon auch durch meine Eltern geprägt worden. Aber Kümmern ist etwas sehr Schönes. Ich bin gerne involviert in Dinge, bin eine Netzwerker­in und schiebe gerne bei sinnvollen Projekten mit an. Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, sich für benachteil­igte Mütter einzusetze­n?

Mir ging es zunächst um obdachlose Kinder. Durch Zufall bin ich auf diesen Missstand aufmerksam geworden und habe dann gefragt: Ja, wo sind jetzt die Eltern dazu? Dann musste ich feststelle­n, dass sehr viele dieser obdachlose­n Kinder nur mit einem Elternteil leben – und das zu 98 Prozent mit der Mutter. Zwei Jahre habe ich deren Schicksale recherchie­rt. Und dabei bin ich auf teilweise grauenhaft­e Verhältnis­se gestoßen, die in manchen Münchner Familien herrschen. Das war mein Hauptanlie­gen.

Sie haben auch Kinder …

…die aber mittlerwei­le aus dem Haus sind. Aber als Mutter hatte ich früher auch so meine Probleme, hatte zu meinem Mann eine Wochenendb­eziehung, weil er nicht in München arbeitete. Ich hatte also wochentags die Kinder auch alleine, und da braucht man schon Widerstand­skraft und viel Humor, um das zu schaffen.

Sie legen seit über 20 Jahren Ihre Finger in die Wunden der reichen Stadt München. Laut Armutsberi­cht sind hier über 1000 Kinder obdachlos, die Dunkelziff­er soll noch zwei, drei Mal höher liegen. Wie kann das sein, dass sich niemand dieser Menschen annimmt?

Diesen Missstand gibt es nicht nur in München, sondern auch in Frankfurt, Köln, Berlin, selbst in Augsburg, wo es auch tolle soziale Projekte gibt. Es gibt übrigens sogar auf dem Land obdachlose Kinder. Und die, die zu uns kommen, stammen nicht nur von Migranten, sondern der überwiegen­de Teil von Deutschen.

Welche Gründe sind es hauptsächl­ich, die zur Obdachlosi­gkeit bei Müttern führen? Armut und Jobverlust sind ein Aspekt. Aber es ist auch eine Respektlos­igkeit, die heute oft zwischen den Partnern herrscht.

Was sind das für Leute, die im Horizont-Haus eine neue Chance bekommen?

Das Problem macht vor keiner Schicht halt. Es braucht sich keiner einbilden, dass ihm so etwas nicht passieren kann. Gewalt herrscht auch in sogenannte­n besseren Familien.

Wenn es Frauen trotz Ihrer Hilfe nicht gelingt, auf eigenen Beinen zu stehen. Enttäuscht Sie das dann?

Das gibt es natürlich auch. Wir erkennen das ziemlich schnell. Und dann suchen wir gemeinsam mit der Betroffene­n eine Unterkunft, die für sie sinnvoller ist. Aber wir erleben auch viele wunderbare Geschichte­n. Da waren die Kinder im Heim untergebra­cht, weil die Mutter als nicht erziehungs­fähig eingestuft wurde und nach einem halben Jahr bei uns konnte sie beweisen, dass sie das sehr wohl kann.

Fehltritte würden im Leben dazugehöre­n, sagen Sie, das „Rauskrabbe­ln“sei eine wichtige Erfahrung. Was war denn Ihr größter Fehltritt?

Also ich bin in so viele Fettnäpfch­en getreten, dass ich das gar nicht mehr sagen kann. Ich habe gelernt, ein bisschen diplomatis­cher als früher zu sein. Im Grunde formuliere ich meine Meinung zwar so höflich wie möglich, aber auch so direkt wie möglich. Das kommt immer mal wieder nicht so gut an.

Sie sind eine Müncheneri­n durch und durch, da liegt eine Frage nahe: Anhängerin der Bayern oder von Sechzig oder gar kein Fußball?

Früher war ich Sechziger-Fan, heute kümmere ich mich nicht mehr so um Fußball.

Sie haben mal gesagt, dass Sie im nächsten Leben gern der Liebhaber oder aber der Hund von Jutta Speidel wären. Da wüsste man zum Abschluss schon gerne: Warum?

Weil es mir da gut gehen würde. Und beim Hund bin ich noch toleranter als beim Liebhaber. Die Jutta Speidel riecht, was ein Hund braucht. Deswegen würde ich es fast vorziehen, mein Hund zu sein.

Interview: Josef Karg

Fahrzeugko­ntrollen sind für Verkehrspo­lizisten oft reichlich unspektaku­lär. Führersche­in und Fahrzeugsc­hein, bitte. Vielen Dank, gute Fahrt! Manchmal allerdings, da geschehen bei solchen Kontrollen auch überrasche­nde Dinge. Davon können zwei Polizisten aus dem Allgäu berichten, die während einer Fahrzeugko­ntrolle Zeugen eines ungewöhnli­chen Auftritts von Schauspiel­erin Antje Mönning wurden.

Wie ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West in Kempten nun bestätigte, waren die Beamten in Zivil an einem Tag im Juni bei Jengen im Ostallgäu gerade dabei, auf einem Rastplatz ein Fahrzeug zu kontrollie­ren, als die Schauspiel­erin aus einem Auto vor ihnen ausstieg. Bekannt wurde die 40-Jährige unter anderem durch ihre Rolle in der ARD-Serie „Um Himmels Willen“, in der sie von 2007 bis 2010 eine Nonne spielte. Auf dem Allgäuer Parkplatz präsentier­te sie sich jedoch gänzlich anders. Statt einer hochgeschl­ossenen Nonnenkutt­e trug Mönning ein transparen­tes Oberteil sowie einen kurzen Rock und begann plötzlich für die Männer auf dem Parkplatz zu posieren und ihren Rock zu heben. Mangels Unterwäsch­e gewährte sie ihrem Publikum dabei äußerst intime Anblicke. Die Männer notierten sich das Kennzeiche­n des Wagens und hielten den freizügige­n Auftritt mit einer Kamera fest.

Dass es sich dabei um Polizeibea­mte handelte, sei ihr nicht bewusst gewesen, sagte Mönnig der BildZeitun­g, nachdem diese über den Parkplatz-Strip und die Folgen berichtete: Die Polizisten erstattete­n Anzeige und das Amtsgerich­t in Kaufbeuren verdonnert­e die Schauspiel­erin zu einer Geldstrafe in Höhe von 1200 Euro wegen Erregung öffentlich­en Ärgernisse­s. Wie die Staatsanwa­ltschaft Kempten unserer Redaktion bestätigte, hat Mönning dagegen Einspruch eingelegt. Laut Bild habe die 40-Jährige, die sich unlängst als Exhibition­istin bezeichnet­e, nach eigenen Angaben auf dem Parkplatz lediglich „frische Luft schnappen“wollen und „aus einer Laune heraus mit meinem Hintern gewackelt und mein Röckchen leicht angehoben“. (bmi, mun)

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