Wertinger Zeitung

War die Sucht des Arztes bekannt?

- VON SONJA KRELL sok@augsburger-allgemeine.de

Jeder, der schon einmal kurz vor einer OP stand, kennt dieses ungute Gefühl: Was passiert da gleich mit mir? Werde ich den Eingriff gut überstehen? Nicht zu vergessen die Angst, die fast jeder hat, wenn er unter Narkose gesetzt wird.

Wer verstehen will, warum die Aufregung in Donauwörth nach den Hepatitis-C-Infektione­n groß ist, muss sich das klarmachen. Ein Patient, der auf einem OP-Tisch liegt, ist den Ärzten ausgeliefe­rt. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als den Medizinern zu vertrauen, dass sie ihre Arbeit gewissenha­ft machen – dem Chirurgen ebenso wie dem Anästhesis­ten.

Dass der Narkosearz­t, der bis vor einem halben Jahr an der DonauRies-Klinik tätig war und dort mindestens fünf Patienten mit Hepatitis C infiziert haben soll, von seiner Erkrankung wusste, ist längst nicht gesagt. Viel schwerer wiegt allerdings, dass der Anästhesis­t medikament­enabhängig war und er, wie es scheint, seine Sucht über das Wohl der Patienten gestellt hat.

Doch kann es tatsächlic­h sein, dass die Abhängigke­it eines Kollegen, der seit vielen Jahren an der Klinik gearbeitet hat, niemandem aufgefalle­n ist? Oder wussten Kollegen und Vorgesetzt­e gar von der Sucht des Mannes und haben nichts unternomme­n? Diese Frage müssen die Verantwort­lichen umgehend beantworte­n. Letztlich steht nicht nur der Ruf der Klinik auf dem Spiel. Es geht um Patienten, die keine andere Wahl haben, als Ärzten zu vertrauen.

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