2020 soll das neue Parkleitsystem starten
Verkehr Der Handel wartet schon lange auf moderne Wegweiser zu den Parkhäusern. Nachdem das Millionen-Projekt zunächst immer wieder verschoben wurde, drängt nun die Zeit
Augsburg Für die Fertigstellung des seit Jahren geplanten Parkleitsystems in der Augsburger Innenstadt steht ein neuer Zeitplan: Baureferent Gerd Merkle (CSU) hofft, mit dem Bau des elektronischen Wegweisersystems in einem guten Jahr beginnen zu können. Ab Herbst 2020 soll das System dann Autofahrern den Weg zum nächsten Parkhaus weisen.
Die Frage, wie Autofahrern der Weg zum nächsten Parkhaus besser gewiesen werden soll, ist seit dem Umbau des Königsplatzes offen. Seit Ende des Jahres 2012 fließt der Verkehr in der Innenstadt auf neuen Wegen. Die Stadt stellte damals ein provisorisches Schildersystem auf, das das alte Leitsystem aus dem Jahr 1995 ergänzen soll. Die inzwischen mehr als 20 Jahre alten Wegweiser sind technisch überholt und passen auch angesichts der neuen Verkehrsführung nicht mehr.
Der Innenstadthandel sieht das neue Leitsystem als wichtigsten Punkt an, um speziell auswärtige Kundschaft in die parallel zum Königsplatzumbau sanierte Innenstadt zu locken. „Wir warten dringend auf dieses System, das die Innenstadt für Kunden einfacher erreichbar machen würde“, sagt André Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands. Dass die Planungen ins Stocken gerieten, lag bei der Stadt zuletzt daran, dass es keine Bewerber auf die VerkehrsplanerStelle im Tiefbauamt gab – Bauingenieure gehen teils lieber in die besser bezahlte freie Wirtschaft als in den öffentlichen Dienst. Inzwischen ist die Stelle seit 1. Oktober aber wieder besetzt.
Die Stadt steht in der Frage unter Druck. Für das Sechs-MillionenEuro-Projekt möchte sie Geld aus dem Diesel-Fonds zur Reduzierung von Stickoxid haben. Bis zu fünf Millionen Euro könnten dafür zu holen sein. Dafür muss das System bis Ende 2020 laufen. Das Argument für eine Förderung: So lasse sich der Parksuchverkehr reduzieren.
Inzwischen hat die Stadt rund 6700 Autofahrer an 13 Parkhäusern befragt, um einen Überblick darüber zu bekommen, nach welchen Kriterien die Parkhäuser ausgewählt werden. Ergebnis ist, dass die Frage, wo man herkommt, kaum eine Rolle spielt. Entscheidend ist dagegen, wo man hinwill. Geplant ist, die Innenstadt in vier Zielgebiete mit dazugehörigen Parkhäusern zuzüglich der City-Galerie einzuteilen. Das ermögliche eine schnelle und direkte Führung, so Merkle.
In einem ersten Schritt soll das Leitsystem mit einer ampelartigen Farb-Einteilung, ob Parkhäuser noch freie Kapazitäten haben oder nicht, in der Innenstadt aufgestellt werden. In weiteren Ausbaustufen, für die aber noch keine Kostenschätzungen vorliegen, sollen die Einfallstraßen am Stadtrand miteinbezogen und das Park-and-rideSystem integriert werden. Auch wenn Handy-Apps beim Thema Parken inzwischen auf dem VorKöhn, marsch sind, setzt die Stadt noch auf Wegweiser am Straßenrand.
Man habe sich mit anderen Städten beraten und sei zum Ergebnis gekommen, dass Wegweiser nach wie vor nötig und sinnvoll seien, so Merkle. Für öffentliche Parkplätze am Straßenrand überlegt die Stadt, testweise in einem Abschnitt der Maximilianstraße Gummilippen an den Parkplatzrändern auf der Fahrbahn zu installieren. Die integrierten Sensoren registrieren, wenn ein Fahrzeug darüberrollt und melden an einen Rechner, ob dort ein Parkplatz freigeworden ist. Nutzer sollen sich die Daten auf eine App holen können. Bei Gesprächen mit Anbietern zeigte sich, dass eine Abtastung der Straßenränder mit Radar verlässlichere Daten liefern könnte.
Die Stadt will selbst aktiv werden und dieses Feld nicht den Autoherstellern überlassen. Sie arbeiten daran, den Fahrern ihrer Autos bei der Parkplatzsuche behilflich zu sein. Wenn die Hersteller dieses Thema regeln, hätte die Stadt aber kaum noch Steuerungsmöglichkeiten auf den Verkehr. BMW oder Mercedes sind zum Beispiel schon recht weit: In ausgewählten Städten – Augsburg gehört noch nicht dazu – liefern die Hersteller den Fahrern Parkdaten gleich aufs Navigationsgerät. Technisch funktioniert das so, dass die neueren Autos über die Sensoren der Fahrassistenz-Systeme die Straßenränder nach freien Parkplätzen abtasten bzw. charakteristische GPS-Bewegungsdaten von Autos, die einen Parkplatz verlassen oder suchen, ausgewertet werden. Damit lassen sich Wahrscheinlichkeiten für freie Parkplätze in der Nähe des Zielgebietes liefern. Auch Google Maps bietet in der NavigationsFunktion einen ähnlichen Service für die USA an.