Es lebe der Herbst-Blues
Da soll es doch wahrlich Zeitgenossinnen geben, die morgens aus dem Fenster schauen und sich darüber beklagen, dass kein Wölkchen das blaue Himmelszelt garniert. „Das passt doch nicht“, schimpft jene stadtbekannte Dame, denn sie wolle ihren Herbst. Mit rot-gelb-braunen Farben, ja, aber bitte auch mit Nebel. Der geneigte Leser ist möglicherweise genauso erstaunt, wie es Maxwell war, als er dies von seiner Angetrauten zugetragen bekommen hat. Ihm geht es nämlich genau umgekehrt, erst gestern hat er wieder die BermudasShorts aus dem Schrank geholt und das leichte T-Shirt dazu, weil ihm in Jeans und langem Hemd einfach zu warm war. Die beste aller Ehefrauen hatte ihm nämlich die Tage vorher dringend angeraten, sich jetzt allmählich auf die kühlere Jahreszeit auch outfit-mäßig umzustellen. Herbst und Winter sind, wenn Maxwell friert, vorher nicht. Er hat sich schon überreden lassen, die Heizung anzuschalten mit der Folge, dass er abends im kurzärmeligen Hemd vor dem PC sitzen muss, um nicht an Überhitzung einzugehen.
Aber zurück zu unserer „Schlussmit-dem-Sommer“-Frau. Eigentlich hat sie schon Recht. Müssen wir wirklich diesen überlangen, trockenen Sommer noch mit einem überaus goldenen Oktober verlängern? Hat der Bayer, oder explizit der Schwabe, nicht ein Geburtsrecht auf seinen Herbst-Blues. Vor allem im Donauried! Um sich so langsam einstimmen zu lassen auf die ganz dunklen Tage und die Plätzchenzeit im Advent: Kann doch nicht angehen, dass wir bei gefühlten 23 Grad Celsius Lebkuchen und Vanillekipferl backen, oder?! Das ist doch widernatürlich. Und um auf Weihnachten vorbereitet zu sein, braucht es einfach den Blues, den Herbst-Blues.