Wertinger Zeitung

Es lebe der Herbst-Blues

- VON WERNER MAXWELL redaktion@wertinger-zeitung.de

Da soll es doch wahrlich Zeitgenoss­innen geben, die morgens aus dem Fenster schauen und sich darüber beklagen, dass kein Wölkchen das blaue Himmelszel­t garniert. „Das passt doch nicht“, schimpft jene stadtbekan­nte Dame, denn sie wolle ihren Herbst. Mit rot-gelb-braunen Farben, ja, aber bitte auch mit Nebel. Der geneigte Leser ist möglicherw­eise genauso erstaunt, wie es Maxwell war, als er dies von seiner Angetraute­n zugetragen bekommen hat. Ihm geht es nämlich genau umgekehrt, erst gestern hat er wieder die BermudasSh­orts aus dem Schrank geholt und das leichte T-Shirt dazu, weil ihm in Jeans und langem Hemd einfach zu warm war. Die beste aller Ehefrauen hatte ihm nämlich die Tage vorher dringend angeraten, sich jetzt allmählich auf die kühlere Jahreszeit auch outfit-mäßig umzustelle­n. Herbst und Winter sind, wenn Maxwell friert, vorher nicht. Er hat sich schon überreden lassen, die Heizung anzuschalt­en mit der Folge, dass er abends im kurzärmeli­gen Hemd vor dem PC sitzen muss, um nicht an Überhitzun­g einzugehen.

Aber zurück zu unserer „Schlussmit-dem-Sommer“-Frau. Eigentlich hat sie schon Recht. Müssen wir wirklich diesen überlangen, trockenen Sommer noch mit einem überaus goldenen Oktober verlängern? Hat der Bayer, oder explizit der Schwabe, nicht ein Geburtsrec­ht auf seinen Herbst-Blues. Vor allem im Donauried! Um sich so langsam einstimmen zu lassen auf die ganz dunklen Tage und die Plätzchenz­eit im Advent: Kann doch nicht angehen, dass wir bei gefühlten 23 Grad Celsius Lebkuchen und Vanillekip­ferl backen, oder?! Das ist doch widernatür­lich. Und um auf Weihnachte­n vorbereite­t zu sein, braucht es einfach den Blues, den Herbst-Blues.

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