Ein neuer, jüngerer Kirchenvorstand
Mitbestimmung Der Kirchenvorstand in der Wertinger Bethlehemgemeinde wird fast komplett umgestaltet. Der Altersdurchschnitt im Gremium sinkt deutlich. Die Beteiligung ist für eine solche Wahl ungewöhnlich hoch
In der Wertinger Bethlehemgemeinde gehen viele Mitglieder zur Wahl und stimmen für ein erneuertes Gremium.
Wertingen Es ist eine der letzten Aufgaben, die Barbara Ihle als Vorstandsmitglied für die evangelische Wertinger Bethlehemgemeinde übernehmen wird. Kurz nach 14 Uhr ist es, die Stimmabgabe zu den Kirchenvorstandswahlen ist abgeschlossen, jetzt wird ausgezählt.
Die 67-Jährige steht nicht mehr als Kandidatin auf den Stimmzetteln. Nach 18 Jahren, in denen sie viel ihrer persönlichen Freizeit geopfert hat, um den Pfarrern der Gemeinde – in den vergangenen zwei Jahren war dies Ingrid Rehner – gemeinsam mit ihren Kollegen aus dem Kirchenvorstand unter die Arme zu greifen. So organisiert der Kirchenvorstand viel vom „Drumherum“des kirchlichen Lebens. Kurse, Feiern oder der große Frühjahrsputz, bei vielen Ereignissen sind die insgesamt acht Mitglieder des Kirchenvorstands, von denen sechs gewählt und zwei dazu berufen werden, aktiv beteiligt. Dazu trifft sich der Kirchenvorstand noch im Vier-Wochen-Rythmus, plus einige Treffen von Ausschüssen.
18 Jahre lang hat Ihle bei all dem mitgemacht. Doch jetzt sei ein guter Zeitpunkt, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und das Feld jüngeren Kandidaten zu überlassen. „Nach 18 Jahren ist es auch einmal gut so“, sagt Ihle. Sie ist sechsfache Oma, jetzt will sie ihre Enkel öfter sehen.
Gerlinde Schindler-Schneller dagegen, 63 Jahre alt und frisch pensioniert, will noch einmal sechs Jahre die evangelische Gemeinde in Wertingen unterstützen. Bisher ist Schindler-Schneller Vertrauensfrau, das heißt, dass sie Pfarrerin Ingrid Rehner bei Terminen vertritt oder für die Bürger als Anlaufstelle dient, wenn es um den Kirchenvorstand geht. 24 Jahre ist sie bereits Mitglied im Kirchenvorstand – sechs mehr sollen es nun noch werden. Bis vor wenigen Tagen war sie die Pflegedienstleiterin im Dillinger HeiligGeist-Seniorenheim. Da die berufliche Pflicht nun wegfällt, hat sie mehr Zeit. Einen guten Teil davon will sie der Gemeinde zur Verfügung stellen.
In ihrer langen Zeit bei der Bethlehemgemeinde hat SchindlerSchneller einiges an Projekten und Gruppen in der Gemeinde kommen und gehen sehen. So gibt es etwa eine sehr aktive Männergruppe, die früher am Tag schon einen ganzen Berg an Leberkässemmeln für die Wahlhelfer zubereitet hat. Eine äquivalente Frauengruppe habe es auch einmal gegeben, sagt Schindler-Schneller. Doch die habe sich irgendwann aus Mangel an Mitgliedern wieder aufgelöst.
Ein paar Stunden später steht fest, dass Schindler-Schneller das einzige Mitglied aus dem „alten“Gremium ist, das wiedergewählt worden ist. Ansonsten hat sich der Kirchenvorstand deutlich gewandelt: Mit Katia Roth und Fabian Schuster, 20 und 25 Jahre alt, wurde von den Wahlberechtigten klar für eine Verjüngung gestimmt, wie Pfarrerin Ingrid Rehner sagt. Im Verbund mit der hohen Wahlbeteiligung von rund 21 Prozent – fast doppelt so viel wie bei der vorangegangenen Wahl des Kirchenvorstands vor sechs Jahren – ist Rehner an diesem Abend bestens gelaunt. „Ich bin sehr glücklich mit dieser Wahl“, sagt die Pfarrerin. Schon vor der Wahl hatte Rehner gegenüber unserer Zeitung gesagt, dass in der Zukunft auch große Herausforderungen liegen werden, da eine Welle von Pensionierungen bei evangelischen Pfarrern bevorstehe. Nicht alle Stellen würden nachbesetzt werden. Das werde kreative Ansätze von den verschiedenen Kirchengemeinden für die Zukunft erfordern.
Katia Roth und Fabian Schuster blicken ihren neuen Aufgaben mit „gespannter Erwartung“entgegen, wie Schuster sagt. Beide sind seit vielen Jahren in der Jugendarbeit aktiv. Den Stellenwert dieser Arbeit zu erhalten, soll laut Roth ein Schwerpunkt ihrer kommenden Arbeit werden. „Die Jugendarbeit ist uns ja allen wichtig, nicht nur uns beiden“, sagt sie.