Wertinger Zeitung

In Augsburg werden wieder Eurofighte­r-Teile gebaut

Der Kampfflugz­eugbau hat in der Stadt eine lange Tradition. Die Fertigung war aber schon 14 Monate unterbroch­en. Zwischenze­itlich gab es Befürchtun­gen, dass die Produktion ganz eingestell­t werden muss. Doch dann kamen Aufträge aus Kuwait und Katar

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in dem Werk um, die Eurofighte­rProduktio­n könne auslaufen. Das wäre sie wohl auch, schließlic­h hatten die Mitarbeite­r die Aufträge für europäisch­e Staaten und Saudi-Arabien abgearbeit­et. Hätten sich nun nicht auch die Scheichs aus Kuwait und schließlic­h aus Katar für den Kauf des Kampfflugz­eugs entschiede­n, wäre es eng für die Fortführun­g der Produktion von Eurofighte­r-Teilen in Augsburg geworden. Doch die umstritten­en Scheichs aus Katar gönnen sich nicht nur die Fußball-Weltmeiste­rschaft im Jahr 2022, sondern sie kaufen ähnlich wie ihre derzeit massiv in der Kritik stehenden Kollegen aus Saudi-Arabien reichlich Rüstungsgü­ter ein. So lässt Katar – ein Land mit nur etwa 2,7 Millionen Einwohnern – umgerechne­t 5,7 Milliarden Euro für 24 Eurofighte­r springen. Dank Öl und Erdgas ist dort das Pro-Kopf-Einkommen mit das höchste weltweit. Das Emirat Kuwait – ein Mini-Reich mit gut vier Millionen Bewohnern – hatte sich zuvor für den Erwerb von 28 Eurofighte­rn entschiede­n. Insider schätzten den Wert des Auftrags auf sieben bis acht Milliarden Euro.

Die Machthaber im Nahen Osten sind heiß auf das europäisch­e Flugzeug. So hatte schon Oman einst zwölf Flieger geordert und SaudiArabi­en schlug mit 72 Maschinen kräftig zu. Über letzteres Land hieß es, die Scheichs könnten nachbestel­len. Doch daraus wird wohl so schnell nichts, hat doch Kanzlerin Angela Merkel Rüstungs-Exporten nach Saudi-Arabien zumindest vorerst eine Absage erteilt. Für das Eurofighte­r-Geschäft mit Riad sind innerhalb des europäisch­en Konsortium­s die Briten verantwort­lich.

In Augsburg wurde am Montag jedenfalls das erste Eurofighte­rRumpfmitt­elteil für Kuwait ausgeliefe­rt. Es geht dann zu Airbus nach Manching bei Ingolstadt und wird dort in das Flugzeug integriert. Der Fertigungs­start für Katar ist für das zweite Quartal 2019 vorgesehen.

Dabei musste die Produktion am Augsburger Standort für rund 14 Monate unterbroch­en werden. Premium Aerotec hat die Mitarbeite­r aus der Eurofighte­r-Sparte jedoch weiterbesc­häftigt. So wechselten viele in den zivilen Bereich und bauten an Teilen für Airbus-Flugzeuge mit. Insgesamt sind für den Zulieferer in Augsburg knapp 4000 Frauen und Männer tätig. Das Werk ist einer der größten Luftfahrt-Standorte in Süddeutsch­land. Premium-Aerotec-Chef Thomas Ehm zeigte sich gegenüber unserer Zeitung zufrieden, „dass trotz der langen Produktion­sunterbrec­hung die Fähigkeit, militärisc­he Flugzeug-Teile in Augsburg zu bauen, erhalten werden konnte“. Und er gab ein klares Bekenntnis ab: „Wir wollen im militärisc­hen Bereich bleiben.“Ob das langfristi­g gelingt, hängt entscheide­nd von weiteren Aufträgen für den Eurofighte­r ab.

Hier ruhen zunächst die größten Hoffnungen auf Deutschlan­d. Denn die Tornado-Flugzeuge der Bundeswehr sind in die Jahre gekommen. Geht es nach dem Willen von Airbus, sollen sie durch Eurofighte­r-Maschinen ersetzt werden. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) hat hier signalisie­rt, Berlin könne zu einem solchen Manöver bereit sein. Zugleich setzen die Verantwort­lichen des Airbus-Konzerns darauf, dass die Bundesregi­erung alte Eurofighte­r-Flieger durch neue Maschinen des Typs ersetzt, weil sie mehr Funktionen bieten, etwa ein elektronis­ches statt eines mechanisch­en Radars. So könnte Deutschlan­d in der Summe insgesamt wohl rund 110 zusätzlich­e Eurofighte­r bestellen. Damit würden in Augsburg ebenso viele weitere Rumpfmitte­lteile gebaut. Zudem hofft das Eurofighte­r-Konsortium auf zusätzlich­e Exportauft­räge aus der Schweiz, Kanada und Finnland.

 ?? Foto: Rainer Jensen , dpa ?? Unter den Eurofighte­r-Ländern haben bisher Deutschlan­d 143, Großbritan­nien 160, Italien 96 und Spanien 73 Flugzeuge abgenommen. Auch die Österreich­er setzen auf das Flugzeug.
Foto: Rainer Jensen , dpa Unter den Eurofighte­r-Ländern haben bisher Deutschlan­d 143, Großbritan­nien 160, Italien 96 und Spanien 73 Flugzeuge abgenommen. Auch die Österreich­er setzen auf das Flugzeug.

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