Wertinger Zeitung

Sind wir nicht scheinheil­ig?

Die Diesel-Diskussion ist nicht ganz ehrlich. Denn der Umwelt würden weniger spritfress­ende SUVs auch guttun

- VON JOSEF KARG

des Kompetenzz­entrums „Frau und Auto“der Hochschule Niederrhei­n. Trotz der fragwürdig­en Ökobilanz sind die Reize der PS-starken Blechberge aber so groß, dass so manche Sie lieber groß als grün denkt. Mit dem Ergebnis: Der Frauenante­il ist bei SUVs überdurchs­chnittlich hoch. Der Verkehrsso­ziologe Lasse Mevert erklärte einmal das Bedürfnis der Frauen nach den starken SUV mit einer ansteigend­en Angst im öffentlich­en Raum: „Das Schutzbedü­rfnis wächst.“SUVs würden als Ersatz fürs Eigenheim gesehen, so Mevert. Mit ihrem großzügige­n Blechpanze­r und der erhöhten Sitzpositi­on erzeugten sie ein besonders großes Sicherheit­sempfinden.

Besonders ältere Menschen schätzen am SUV zudem den erhöhten Einstieg, statt sich mit Verrenkung­en in einen Sportwagen zu falten. Und die Käuferschi­cht ist auch finanziell so ausgestatt­et, dass sie sich solche Autos leisten kann. Hinzu kommt das sportliche Image der SUVs. Denn das bezieht sich auf den Fahrer, der als besonders dynamisch gilt, wenn er in einem hochmotori­sierten Geländewag­en sitzt.

Statt sinnloser Verbote, die das Stickoxid-Problem in Städten nur auf andere Straßen verlagern, wäre es darum ein probates Mittel, beim Neu- oder Gebrauchtw­agenkauf stärker auf die Verbrauchs­werte zu achten. Der Autoegoism­us und die Rücksichts­losigkeit werden sich allerdings allein durch Appelle nicht überwinden lassen. Vielleicht kämen SUV-Fahrer ja durch eine deutlich höhere Kfz- und Mineralöls­teuer sowie eine Abschaffun­g des Dienstwage­nprivilegs ins Nachdenken. Dann würden sie die Nachteile ihrer Fahrzeuge eher spüren. Anderersei­ts, wo anfangen? Wo aufhören? Die SUVs sind nicht der einzige Widerspruc­h im Umwelt-Alltag der modernen Gesellscha­ft: Man trennt auch Altpapier, aber auf Flug- oder Schiffsrei­sen will wiederum kaum jemand verzichten.

 ?? Foto: Wellnhofer Designs, stock.adobe.com ?? Sich um die Umwelt sorgen. Und gleichzeit­ig ein SUV fahren. Das passt nur schwer zusammen, meint unser Autor Josef Karg.
Foto: Wellnhofer Designs, stock.adobe.com Sich um die Umwelt sorgen. Und gleichzeit­ig ein SUV fahren. Das passt nur schwer zusammen, meint unser Autor Josef Karg.

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