Sind wir nicht scheinheilig?
Die Diesel-Diskussion ist nicht ganz ehrlich. Denn der Umwelt würden weniger spritfressende SUVs auch guttun
des Kompetenzzentrums „Frau und Auto“der Hochschule Niederrhein. Trotz der fragwürdigen Ökobilanz sind die Reize der PS-starken Blechberge aber so groß, dass so manche Sie lieber groß als grün denkt. Mit dem Ergebnis: Der Frauenanteil ist bei SUVs überdurchschnittlich hoch. Der Verkehrssoziologe Lasse Mevert erklärte einmal das Bedürfnis der Frauen nach den starken SUV mit einer ansteigenden Angst im öffentlichen Raum: „Das Schutzbedürfnis wächst.“SUVs würden als Ersatz fürs Eigenheim gesehen, so Mevert. Mit ihrem großzügigen Blechpanzer und der erhöhten Sitzposition erzeugten sie ein besonders großes Sicherheitsempfinden.
Besonders ältere Menschen schätzen am SUV zudem den erhöhten Einstieg, statt sich mit Verrenkungen in einen Sportwagen zu falten. Und die Käuferschicht ist auch finanziell so ausgestattet, dass sie sich solche Autos leisten kann. Hinzu kommt das sportliche Image der SUVs. Denn das bezieht sich auf den Fahrer, der als besonders dynamisch gilt, wenn er in einem hochmotorisierten Geländewagen sitzt.
Statt sinnloser Verbote, die das Stickoxid-Problem in Städten nur auf andere Straßen verlagern, wäre es darum ein probates Mittel, beim Neu- oder Gebrauchtwagenkauf stärker auf die Verbrauchswerte zu achten. Der Autoegoismus und die Rücksichtslosigkeit werden sich allerdings allein durch Appelle nicht überwinden lassen. Vielleicht kämen SUV-Fahrer ja durch eine deutlich höhere Kfz- und Mineralölsteuer sowie eine Abschaffung des Dienstwagenprivilegs ins Nachdenken. Dann würden sie die Nachteile ihrer Fahrzeuge eher spüren. Andererseits, wo anfangen? Wo aufhören? Die SUVs sind nicht der einzige Widerspruch im Umwelt-Alltag der modernen Gesellschaft: Man trennt auch Altpapier, aber auf Flug- oder Schiffsreisen will wiederum kaum jemand verzichten.