Wertinger Zeitung

Grüne fordern mehr Einfluss

Als stärkste Opposition­sfraktion will die Öko-Partei den ersten Vize-Präsidente­n im Landtag stellen. Eine Personalie mit Zündstoff

- VON ULI BACHMEIER

München Nach ihrem Aufstieg zur zweitstärk­sten Fraktion im neuen bayerische­n Landtag reklamiere­n die Grünen das Amt des ersten Vizepräsid­enten im Landtag für sich. Die Forderung erscheint wie eine Formalie, enthält aber jede Menge Zündstoff. Sie stellt die Bereitscha­ft von CSU und Freien Wählern, den Grünen als größte Opposition­sfraktion mehr Einfluss zu gestatten, auf eine erste Probe. Und sie ist indirekt verbunden mit der Frage, wie viel Mitsprache künftig den drei kleinen Opposition­sparteien AfD, SPD und FDP eingeräumt wird.

Dass die bisherige Bauministe­rin Ilse Aigner (CSU) Nachfolger­in von Barbara Stamm als Landtagspr­äsidentin wird, ist faktisch schon beschlosse­n. Die CSU hat sich, wie berichtet, bereits einstimmig für Aigner ausgesproc­hen. Sie hat als stärkste Fraktion das erste Zugriffsre­cht auf dieses Amt. Wie viele Stellvertr­eter es gibt und wie das Präsidium insgesamt besetzt wird, muss aber erst noch ausgehande­lt werden. Es ist nach den Wahlen der jüngsten Vergangenh­eit jeweils den neuen Kräfteverh­ältnissen angepasst worden. Bis 2003 war Renate Schmidt (SPD) erste Vizepräsid­entin. Dann eroberte die CSU eine Zwei-Drittel-Mehrheit und beanspruch­te auch das Amt des ersten Stellvertr­eters für sich. 2008 wurde nach dem Wiedereinz­ug der FDP die Geschäftso­rdnung den Bedürfniss­en kleinerer Parteien angepasst. 2013 stellte die CSU erneut die Präsidenti­n und den ersten Vize, SPD, Freie Wähler und Grüne jeweils einen weiteren Stellvertr­eter.

Nach Auffassung der GrünenFrak­tionschefs Katharina Schulze und Ludwig Hartmann muss sich das nach dieser Wahl ändern. Die CSU habe ihren Anspruch, auch den ersten Stellvertr­eter zu besetzen, dereinst mit ihrer absoluten Mehrheit begründet. „Jetzt haben sie die absolute Mehrheit krachend verloren“, sagt Schulze. Folgericht­ig müsse sie auch das Amt wieder an die größte Opposition­sfraktion abgeben. Schulze spricht sich für eine Präsidenti­n und sechs Stellvertr­eter aus. Damit wäre die CSU mit zwei, jede weitere Fraktion mit einer Person in der Riege der Präsidente­n vertreten. Als möglicher Kandidat der Grünen gilt der Allgäuer Abgeordnet­e Thomas Gehring. Er soll intern bereits Ansprüche angemeldet haben. Eine Entscheidu­ng, wen die Grünen benennen, ist aber noch nicht gefallen.

Ob CSU und Freie Wähler, die sich gerade in Verhandlun­gen zur Bildung einer Koalitions­regierung befinden, da mitmachen, steht noch nicht fest. Beschlüsse wurden noch nicht gefasst. Im Landtag kursiert nach Informatio­nen unserer Zeitung auch die Idee, nur eine Präsidenti­n und drei Stellvertr­eter zu wählen, um insbesonde­re die AfD aus dem Präsidium draußen zu halten. In diesem Falle gingen auch SPD und FDP leer aus. Ein erster Streit wäre damit schon programmie­rt.

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Thomas Gehring

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