Wertinger Zeitung

Seehofer unbeliebt

Zwei Drittel der Deutschen wollen seinen Rücktritt. Doch die CSU wartet ab

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München/Berlin Neuer Ärger für Horst Seehofer. Die Mehrheit der Deutschen hat offenbar das Vertrauen in den Bundesinne­nminister und CSU-Vorsitzend­en verloren. Nach der Landtagswa­hl in Bayern sind rund zwei Drittel der Bundesbürg­er (64 Prozent) der Auffassung, er solle nach dem schlechten Abschneide­n seiner Partei Konsequenz­en ziehen – und von beiden Ämtern zurücktret­en. Das geht aus dem jüngsten RTL/n-tv-Trendbarom­eter von Forsa hervor, das am Montag veröffentl­icht wurde.

Auch in Bayern sieht es für Seehofer nicht besser aus: 62 Prozent der Bayern und sogar 67 Prozent der CSU-Anhänger halten Seehofers Rücktritt für nötig. Er hatte, wie berichtet, am Sonntag erstmals öffentlich einen möglichen Rücktritt als Parteichef angedeutet. Der Druck aus der Partei ist seither aber nicht mehr größer geworden. Es sei Konsens in der CSU, dass die Debatte um einen möglichen Wechsel an der Parteispit­ze vorerst nicht weiter angeheizt werde, hieß es auf Nachfrage unserer Zeitung aus dem Parteivors­tand. Man sei sich darüber einig, dass vor einem möglichen Sonderpart­eitag erst einmal die Koalitions­verhandlun­gen mit den Freien Wählern in Bayern zu einem erfolgreic­hen Abschluss gebracht werden sollen.

Dass dieser Sonderpart­eitag noch im November oder Dezember stattfinde­n wird, gilt als sehr wahrschein­lich. Zwar habe nach der Landtagswa­hl nur der Bezirksvor­stand der schwäbisch­en CSU einen entspreche­nden formellen Beschluss gefasst. Doch auch die meisten anderen Bezirksver­bände unterstütz­ten mehrheitli­ch diese Forderung.

In München gehen unterdesse­n die Verhandlun­gen der CSU mit den Freien Wählern über die Bildung einer schwarz-orangen Staatsregi­erung zügig voran. Über deren Verlauf ist bis gestern Abend nichts nach draußen gedrungen. Beide Parteien haben Stillschwe­igen vereinbart. Für heute Mittag ist eine Pressekonf­erenz mit Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) und Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger angekündig­t. (dpa, jub)

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