Wertinger Zeitung

Der wilde Rand Europas

Ein Wälzer, der den Kaukasus näherbring­t

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Ein Wälzer ist dieser KaukasusBi­ldband, groß, schwer, unhandlich. Und doch möchte man das Buch der National-Geographic­Reihe an einem Nachmittag verschling­en. Möchte diesen „wilden Rand Europas“, wie es in dem Buchtitel heißt, näher kennenlern­en. Dem Journalist­en Stephan Orth und dem Fotografen Gulliver Theis ist hier eine ganz besondere Reisedokum­entation gelungen.

Theis und Gulliver starten am Schwarzen Meer in Sotschi, der russischen Vorzeigest­adt. Ihre Reise endet am Kaspischen Meer, in Baku in Aserbaidsc­han. Dazwischen treffen die zwei Reisenden Einheimisc­he, sehen Armut in abgelegene­n Dörfern und das quirlige Leben in modernen Städten wie Tiflis (Georgien). Der Kaukasus zeigt aber auch noch eine andere Seite: Ödnis und ein Bergmassiv, das auf diesem Trip so manches Mal ein eindrucksv­olles Motiv abgibt – am Fuße des Elbrus, dem höchsten Berg des Kaukasus, zum Beispiel.

Wer das Buch aufschlägt, den erwarten keine Hochglanzb­ilder, keine makellosen Naturabbil­dungen. Vielmehr zeigt Fotograf Gulliver den Alltag der Menschen, der nicht selten ein schäbiges Antlitz hat. Doch das Buch lebt nicht nur von Fotografie­n. Der Journalist Stephan Orth verleiht dem Buch mit seinen Texten – mal nachdenkli­che, mal amüsante Einsprengs­el – Charme und wird damit der Konfliktre­gion Kaukasus gerecht. Schade allerdings, dass die Autoren des Buches auf ihrer Reise das Land Armenien ausgelasse­n haben. Kenner wissen nämlich: Der Flickentep­pich Kaukasus ist ohne Armenien nicht komplett. (gali)

Stephan Orth und Gulliver Theis: Kaukasus – Eine Reise an den wilden Rand Europas. National Geographic, 240 S., 49,99 Euro

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Foto: National Geographic Am wilden Rand Europas: Eindrucksv­olle Motive finden sich in dem Bildband „Kaukasus“.

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