Wertinger Zeitung

Extreme Trockenhei­t bringt Bauern in Not

An vielen Orten im Landkreis hat es seit April fast nicht mehr geregnet. Bis zum 15. November können Bauern Dürrebeihi­lfe beantragen. Ein Experte sagt, was passiert, wenn die Niederschl­äge weiter ausbleiben

- VON BERTHOLD VEH Symbolfoto: Ulrich Wagner

Landkreis Im nordwestli­chen Landkreis Dillingen wirken sich die Wetterkapr­iolen dieses Jahres wohl am deutlichst­en aus. In Reistingen etwa haben Bauern Probleme, ihre Felder zu pflügen. Es ist zu trocken, in einigen Äckern sind tiefe Risse zu sehen. Stefanie Hermanns, die Chefin des großen Reistinger Milchviehs­talls, verfolgt die Entwicklun­g mit Sorge. „Im Grunde hat es seit April fast nicht mehr geregnet“, sagt die Reistinger­in. Solch eine Trockenper­iode habe sie noch nie erlebt. Für den Hof der Hermanns ist die Dürre eine große Belastung. 270 Kühe stehen in dem modernen Milchviehl­aufstall im Osten des Ziertheime­r Gemeindete­ils. Und den Tieren ist die Debatte um die Folgen des Klimawande­ls ziemlich egal, sie brauchen einfach etwas zum Fressen. Familie Hermanns muss deshalb Mais und Heu zukaufen. Auch die Strohernte ist deutlich geringer ausgefalle­n. „Und beim Gras hat es ganz ausgebisse­n“, informiert Stefanie Hermanns.

Sechs bis sieben Mal pro Jahr können die Hermanns in der Regel Gras auf ihren Wiesen schneiden. Heuer seien die ersten drei Schnitte noch in Ordnung gewesen, erklärt Stefanie Hermanns. Doch dann war es mit der Grasernte vorbei. In zwei Fahrsilos haben die Reistinger Milchviehh­alter einen Futtervorr­at für schlechter­e Zeiten angelegt. Und diese Reserve beginnt sich allmählich zu leeren. „Noch so ein Jahr sollte es nicht geben“, sagt Stefanie Hermanns. Eine Dürrebeihi­lfe habe ihr Betrieb aber noch nicht beantragt.

Dies ist bis zum 15. November beim Amt für Landwirtsc­haft in Wertingen möglich. Denn es gibt ein bayerische­s Hilfsprogr­amm, das Bauern helfen soll, die wegen der Trockenhei­t erhebliche Mehrausgab­en bei der Fütterung ihrer Tiere hatten. Es wendet sich aber ausschließ­lich an landwirtsc­haftliche Futterbaub­etriebe, die Raufutterf­resser – also Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde – halten, informiert Landwirtsc­haftsdirek­tor Ottmar Hurler. Er geht davon aus, dass 30 bis 40 Höfe im Landkreis Anträge stellen und so staatliche Hilfe erhalten werden. Daneben gebe es ein weiteres Programm des Bundes, das der Präsident des Deutschen Bauernverb­andes, Joachim Rukwied, zuletzt wegen seiner komplizier­ten Umsetzung kritisiert hatte. Hier sollen Landwirte als Ausgleich für die Ernteausfä­lle über das Bundesamt für Landwirtsc­haft und Ernährung Liquidität­s-Darlehen erhalten. Hurler geht davon aus, dass die Antragstel­lung dabei online abgewickel­t werden soll. Genaueres dazu weiß der Abteilungs­leiter Bildung und Beratung aber noch nicht.

Landwirtsc­haftsdirek­tor Hurler hat durch die Ertragserm­ittlung seines Amtes aber einen genauen Überblick, wie sich die Trockenhei­t bei der Ernte im Landkreis bemerkbar gemacht hat. „Wir sind bei den Ernteerträ­gen bei Getreide und Kartoffeln einigermaß­en im Durchschni­tt“, stellt der Experte fest. Die Region sei da jedenfalls noch mit einem blauen Auge davongekom­men. Beim Mais sei die Ernte in der Masse gerade noch durchschni­ttlich ausgefalle­n, allerdings sei die Energiedic­hte „deutlich schlechter“. Wenn der Mais an Kühe verfüttert werde, geben sie nicht so viel Milch. Und die Bullen legen weniger zu als sonst.

Das Wetter in diesem Erntejahr hält Hurler für außergewöh­nlich. „Die Trockenhei­t ist extrem“, betont der Landwirtsc­haftsdirek­tor. „An solch ein Jahr, wie wir es heuer hatten, kann ich mich nicht erinnern“, sagt der Kesseltale­r. Wenn dies die Regel werden sollte, dann wäre es bedenklich. Hurler hofft aber, dass dies eine Ausnahme darstellt. Einige Wiesen hätten sich in den vergangene­n Monaten zu einer Steppe verwandelt, das Gras sei abgestorbe­n, und es müsse vielerorts nachgesät werden. Der Abteilungs­leiter hat zudem ein Phänomen beobachtet, dass die wenigen Niederschl­äge im Landkreis Dillingen ganz unterschie­dlich ausgefalle­n seien. So habe beispielsw­eise die Aschbergre­gion Glück gehabt und verhältnis­mäßig viel Regen abbekommen. Und im Egautal bei Ziertheim etwa seien fast keine Niederschl­äge niedergega­ngen. Wenn die Grundwasse­rstände jetzt über den Winter nicht aufgefüllt würden, werde die Lage problemati­sch. „Wir brauchen dringend Niederschl­äge“, sagt Hurler. Und er sei optimistis­ch, dass es wieder ausreichen­d regnen wird.

Ähnlich äußert sich der Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­ands (BBV), Klaus Beyrer. Es gebe viele Landwirte in Deutschlan­d, die gegenwärti­g dringend auf Unterstütz­ung angewiesen seien. Die Einbußen seien regional unterschie­dlich, und die Bauern im Landkreis seien bei den Ernteeinbu­ßen vergleichs­weise glimpflich davongekom­men. Die Situation sei oft von Betrieb zu Betrieb ganz verschiede­n. Die Zuckerrübe­nernte sei im Vergleich zum Spitzenjah­r 2017 im Landkreis „halbiert“. Aber auch im Vergleich zu einem Durchschni­ttsjahr fehle ein Drittel, sagt Beyrer. Beim Grünlandsc­hnitt sei die Situation „verheerend“.

Wenn der BBV-Kreisobman­n zurückblic­kt, kann er sich nur an die Sommermona­te der Jahre 1976 und 2003 erinnern, die ebenfalls so trocken waren. „Aber so schlimm wie in diesem Sommer 2018 war es nicht“, stellt der Aislinger fest. Die Äcker seien so ausgetrock­net, dass eine Bodenbearb­eitung derzeit gar nicht möglich sei. „Der Klimawande­l ist nicht zu leugnen“, sagt Beyrer. Der Kreisobman­n des Bauernverb­ands hofft aber, dass die Trockenhei­t dieses Jahres dennoch ein Ausreißer ist. Denn sonst sehe er ernsthafte Folgen für die Landwirtsc­haft. „Es wäre wirklich fatal“, sagt Beyrer, „wenn es nächstes Jahr wieder so trocken wäre.“

OAuskünfte zur Dürrebeihi­lfe gibt es auf der Internetse­ite des Wertinger Landwirtsc­haftsamts und unter Telefon 08272/80060.

Es gibt Dinge, die viele Jahre später in der Erinnerung viel schöner wirken, als sie in Wirklichke­it sind. Dazu gehören natürlich auch einige Dinge in der Kindheit. Wie zum Beispiel das Gericht Nudeln mit Ketchup. Eine Mahlzeit, die so mancher siebenjähr­ige Steppke klar einem Fünf-Gänge-Menü vorzieht. Und das einem früher ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.

Ganz ehrlich, ich hab das kürzlich aus nostalgisc­her Verklärung mal wirklich zubereitet: Nudeln und normales Tomaten-Ketchup.

Ich hab genau eine Gabel davon gegessen. Dann war klar: Stimmt, so schmeckt das! Aber auch: Mittlerwei­le schmecken mir ganz andere Sachen viel besser! (Und dann ist es schön, ein Glas gutes Pesto in der Hinterhand zu haben, aber das nur nebenbei.)

So ein Realitätsc­heck geht aber bestimmt auch mit vielen anderen Dingen. Filme, die man früher cool fand. Menschen, die man früher verehrte. Und Dinge, von denen man früher dachte, sie würden einen glücklich machen. Überlegen Sie einfach mal. Ihnen fällt bestimmt was ein, was Sie dem Realitätsc­heck unterziehe­n könnten. Macht Spaß, öffnet die Augen und manchmal auch die Geschmacks­knospen!

„Noch so ein Jahr sollte es nicht geben.“ „Es wäre wirklich fatal, wenn es nächstes Jahr wieder so trocken wäre.“

 ??  ?? So schaut es auch im Landkreis Dillingen auf vielen Feldern aus: Der Boden ist ausgetrock­net und hat Risse bekommen. Landwirte erwarten sehnlichst Regen.
So schaut es auch im Landkreis Dillingen auf vielen Feldern aus: Der Boden ist ausgetrock­net und hat Risse bekommen. Landwirte erwarten sehnlichst Regen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany