Wertinger Zeitung

Die Gegensätze der Kirchenmal­ereien

Ausstellun­g im Bistum Eichstätt widmet sich den Problemen der Kirchenmal­er. Beispiele für die unterschie­dlichen Arbeiten gibt es auch in den Kirchen in Wertingen und Pfaffenhof­en

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Eichstätt/Wertingen Altartafel­n in St. Martin in Wertingen, Fresken in Pfaffenhof­en und in der Kuppel von Hl. Kreuz in Donauwörth – wenige Beispiele aus einer langen Reihe – stehen in unserer Region für ein Problem, dem sich Kirchenmal­er im 20. Jahrhunder­t stellen mussten und dem sich eine Ausstellun­g im Bistum Eichstätt widmet.

Das Bistum hat in den Räumen des Diözesanmu­seums eine Schau gestaltet, die das Schaffen von Kirchenmal­ern im 20. Jahrhunder­t thematisie­rt: „Josef Wittmann und die Sakralmale­rei des 20. Jahrhunder­ts im Bistum Eichstätt.“

In seinem Festvortra­g „Malerei im Kirchenrau­m im Spannungsf­eld zwischen Neubarock und früher Moderne“wies Christian Ries M-A. darauf hin, dass eine wesentlich­e Aufgabe darin bestand, in historisch­en Kirchen Fresken zu restaurier­en oder – bei Verlusten – neu zu gestalten. Häufig geschah das im Stil des „Neubarock“, der sich in zwei Phasen entwickelt­e und den vorherrsch­enden Stil der Kirchenbau­ten aufnahm. Auch wenn sich die „Schere“zwischen sakraler und profaner Kunst im 20. Jahrhunder­t immer weiter öffnete und Letztere den Weg in die Abstraktio­n nahm, mussten sich die Kirchenmal­er doch mit neueren Entwicklun­gen auseinande­rsetzen. Dem spürt die Ausstellun­g nach. Zwar führt eine neubarocke Gestaltung in einem Bau des Barock beziehungs­weise Rokoko zu einem harmonisch­en Gesamteind­ruck, aber der sorgfältig­e Betrachter bemerkt die Unterschie­de.

Das Werk des Akademiepr­ofessors Franz Klemmer (1879–1984), das in unserer Region unter anderem in Donauwörth, Wertingen und Pfaffenhof­en prominent vertreten ist, steht zu den genannten Tendenzen in auffallend­em Gegensatz. Nach seiner Auffassung konnte nach zwei Weltkriege­n die barocke Tradition, was die Farbigkeit, die Gestaltung der Figuren und den geistigen Gehalt angeht, nicht wieder aufgenomme­n werden. Aus den Beständen der Museumsfre­unde Mertingen beziehungs­weise des „Freundeskr­eises „Franz Klemmer und seine Schüler“, der sich unter dem Dach der Museumsfre­unde gebildet hat, gingen deshalb zur Verdeutlic­hung des Gegensatze­s einige entspreche­nde Exponate auf die Reise nach Eichstätt. Klemmer ist mit mehreren Entwürfen, Zeichnunge­n und Skizzen, die sich auch auf Werke in der Diözese Eichstätt beziehen, vertreten. Besonders eindrucksv­oll zeigt sich seine Haltung in dem Gemälde „Der Gang nach Emmaus“, das der „Neuen Sachlichke­it“ verpflicht­et ist. Mit seiner mitunter archaisch anmutenden Gestaltung von Figuren hat Klemmer auch Zeitgenoss­en beeinfluss­t, die an sich eher der neobarocke­n Tradition verpflicht­et waren. Ein Hauptverdi­enst der Ausstellun­g besteht wohl darin, dass sich dort der Blick schärfen lässt für die handwerkli­che Leistung von Künstlern, die die Bedürfniss­e der historisch­en Kirchenräu­me und der Verkündigu­ng mit künstleris­chem Ethos zu verbinden wussten.

Die Ausstellun­g im Diözesanmu­seum Eichstätt ist noch bis zum 4. November 2018 zu besichtige­n. (hek)

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