Die afa-Macher kämpfen um ihre Messe
Nach einem drastischen Besucherrückgang in diesem Frühjahr hat der Veranstalter die Messe neu konzipiert. Die Anmeldungen für 2019 laufen gut. Dennoch sind nicht alle Aussteller zufrieden
Augsburg „Alles neu!“steht in dicken Buchstaben auf der Homepage der Augsburger Frühjahrsausstellung afa. Der Spruch „Laufen die Dinge nicht so, wie du denkst, denke anders!“ziert die Infobroschüre. Dazu werden Aussteller gesucht, die mit ihrem Gesicht Werbung für die afa machen und so Vertrauen zur Marke schaffen. Verfolgt man das Geschehen rund um die Frühjahrsausstellung, wird deutlich, wie sehr der Messeveranstalter Afag um dieses Angebot kämpft. Die schlechten Besucherzahlen aus dem Frühjahr sollen Geschichte sein, die Kritiken von Ausstellern über wenige Kunden und die Beschwerden von Besuchern über hohe Eintrittspreise für immer dasselbe Angebot verstummen. Die Messe soll in die Neuzeit gerettet werden. Sie ist komplett umgeplant worden. Der Mitmachund Erlebnischarakter rückt in den Vordergrund, es soll weniger und dafür mehr regionale, qualitativ hochwertige Beschicker geben und die Messe mit neuen Themen wie Outdoor oder Touristik und Garten ein neues Profil erhalten. Dazu kommen mit fünf Tagen eine verkürzte Laufzeit und ein neues Datum: Statt im April läuft die afa 2019 von 30. Januar bis 3. Februar.
,„Die Neuausrichtung war wichtig und wir glauben an eine Zukunft der afa“, begründet Afag-Sprecher Winfried Forster den Einsatz. Für Veranstalter wie den Alpenverein oder Heimatrausch, im kommenden Jahr Partner für das Outdoorangebot, der richtige Weg: „Messen müssen sich verändern, wenn sie attraktiv bleiben wollen. Wir haben unser Angebot bereits bei der Freizeitmesse in Nürnberg getestet und es ist sehr gut angekommen“, sagt Unternehmenssprecher Sebastian Kursawe. In Augsburg sei unter anderem ein großer Pool geplant, auf dem die neue Sportart StandupPaddling ausprobiert werden kann. Auch Parcours für Mountainbikes oder Roller, ein sogenannter Pumptrack, sind angedacht. Dazu Musik und gute Stimmung, so Kursawe.
Doch wie so oft, stoßen Veränderungen auch auf Kritik. Während Heimatrausch und andere Aussteller bewusst für einen Termin zu Jahresbeginn plädiert haben, um ihr Angebot frühzeitig vorstellen zu können, ist Jürgen Lang verärgert. Mit seinem Unternehmen Bauer Bauelemente war er lange bei der afa dabei und hat gute Umsätze im mittleren sechsstelligen Bereich gemacht. Für 2019 hat er abgesagt: Der Termin ist aus seiner Sicht „unsinnig“. Im Januar hätten die Leute anderes im Sinn, als sich um Umbaumaßnahmen zu kümmern. Zudem könnten schlechte Straßenverhältnisse Besucher abhalten. Die 12000 Euro, die ihn ein Messeauftritt insgesamt kosten würde, will er sich sparen.
Dass man bezüglich der Terminwahl unterschiedlicher Meinung sein kann, war der Afag bewusst – und zwar schon im Vorfeld der neuen Planungen. Doch es gab Gründe. „Wir wurden intensiv von unseren regionalen Ausstellern dazu aufgefordert, den Termin früher zu legen. Nur dann macht es für sie Sinn, Angebote rund um Freizeit, Reisen und Garten anzubieten“, so Forster.
Doch das Datum allein ist nicht der einzige Punkt, der bei einigen Ausstellern für Unmut sorgt. Manche wie André Klier ärgern sich, dass ihre Produkte – er war mit Fensterwischern auf der afa – mit der Neuausrichtung nicht mehr gefragt seien. Andere hadern mit den schlechten Ergebnissen vom letzten Mal und dem Umgang mit ihnen seitens der Messeleitung. Ein Aussteller, der anonym bleiben will, beklagt etwa, dass ihm nach Kritik gesagt wurde, „man sei selbst schuld, dass keiner an den Stand kommt“.
Annegret Maderholz findet es „positiv, dass ein neues Konzept ausprobiert wird“. Die Unternehmerin, die in Neusäß mit ihrem Mann ein Geschäft für Massivholzmöbel betreibt, stört sich aber an den gestiegenen Quadratmeterpreise – bei gleichzeitigem Risiko eines neuen Termins und Konzepts. „Wenn man uns bei der Standmiete entgegenkommt, sind wir aber gerne bereit, wieder bei der afa auszustellen“, sagt die Unternehmerin, die die Messe als Schaufenster für die Kunden grundsätzlich schätzt.
Die Messemacher kontern die Vorwürfe. Afag-Sprecher Forster stellt klar: „Es ist eine geringe Anzahl an Ausstellern, die nach wie vor unzufrieden ist. Und es sind auch immer die Gleichen, die sich zu Wort melden.“Die Mehrzahl der Aussteller stehe hinter dem neuen Konzept.
Selbst ehemalige Beschwerdeführer seien an Bord und würden sich aktiv bei der Gestaltung der afa 2019 einbringen. „Wir haben bislang gut Zweidrittel der Fläche fest vermietet. Ein gutes Viertel davon bringt neue Angebote ein.“Das Gerücht, zahlreiche Aussteller würden den Neustart ablehnen und hätten abgesagt, sei damit widerlegt.
Dass ein Neustart der Messe nicht immer von allen positiv bewertet wird, sei klar. Dennoch glaube man an den eingeschlagenen Weg und kämpfe für den Erfolg der Traditionsmesse.
Allen kann man es nicht recht machen. Diese Erfahrung hat jeder schon gemacht. Was dem einen ins Konzept passt, ist für den anderen Nonsens. Doch will die Afag die Frühjahrsausstellung auf neue und vor allem erfolgreiche Beine stellen, dann muss sie einen Neuanfang wagen. Ihr bleibt gar keine Wahl – auch wenn das bedeutet, sich von lieb gewonnen Traditionen und dem ein oder anderen Aussteller