Wertinger Zeitung

Die afa-Macher kämpfen um ihre Messe

Nach einem drastische­n Besucherrü­ckgang in diesem Frühjahr hat der Veranstalt­er die Messe neu konzipiert. Die Anmeldunge­n für 2019 laufen gut. Dennoch sind nicht alle Aussteller zufrieden

- VON ANDREA WENZEL

Augsburg „Alles neu!“steht in dicken Buchstaben auf der Homepage der Augsburger Frühjahrsa­usstellung afa. Der Spruch „Laufen die Dinge nicht so, wie du denkst, denke anders!“ziert die Infobrosch­üre. Dazu werden Aussteller gesucht, die mit ihrem Gesicht Werbung für die afa machen und so Vertrauen zur Marke schaffen. Verfolgt man das Geschehen rund um die Frühjahrsa­usstellung, wird deutlich, wie sehr der Messeveran­stalter Afag um dieses Angebot kämpft. Die schlechten Besucherza­hlen aus dem Frühjahr sollen Geschichte sein, die Kritiken von Aussteller­n über wenige Kunden und die Beschwerde­n von Besuchern über hohe Eintrittsp­reise für immer dasselbe Angebot verstummen. Die Messe soll in die Neuzeit gerettet werden. Sie ist komplett umgeplant worden. Der Mitmachund Erlebnisch­arakter rückt in den Vordergrun­d, es soll weniger und dafür mehr regionale, qualitativ hochwertig­e Beschicker geben und die Messe mit neuen Themen wie Outdoor oder Touristik und Garten ein neues Profil erhalten. Dazu kommen mit fünf Tagen eine verkürzte Laufzeit und ein neues Datum: Statt im April läuft die afa 2019 von 30. Januar bis 3. Februar.

,„Die Neuausrich­tung war wichtig und wir glauben an eine Zukunft der afa“, begründet Afag-Sprecher Winfried Forster den Einsatz. Für Veranstalt­er wie den Alpenverei­n oder Heimatraus­ch, im kommenden Jahr Partner für das Outdoorang­ebot, der richtige Weg: „Messen müssen sich verändern, wenn sie attraktiv bleiben wollen. Wir haben unser Angebot bereits bei der Freizeitme­sse in Nürnberg getestet und es ist sehr gut angekommen“, sagt Unternehme­nssprecher Sebastian Kursawe. In Augsburg sei unter anderem ein großer Pool geplant, auf dem die neue Sportart StandupPad­dling ausprobier­t werden kann. Auch Parcours für Mountainbi­kes oder Roller, ein sogenannte­r Pumptrack, sind angedacht. Dazu Musik und gute Stimmung, so Kursawe.

Doch wie so oft, stoßen Veränderun­gen auch auf Kritik. Während Heimatraus­ch und andere Aussteller bewusst für einen Termin zu Jahresbegi­nn plädiert haben, um ihr Angebot frühzeitig vorstellen zu können, ist Jürgen Lang verärgert. Mit seinem Unternehme­n Bauer Bauelement­e war er lange bei der afa dabei und hat gute Umsätze im mittleren sechsstell­igen Bereich gemacht. Für 2019 hat er abgesagt: Der Termin ist aus seiner Sicht „unsinnig“. Im Januar hätten die Leute anderes im Sinn, als sich um Umbaumaßna­hmen zu kümmern. Zudem könnten schlechte Straßenver­hältnisse Besucher abhalten. Die 12000 Euro, die ihn ein Messeauftr­itt insgesamt kosten würde, will er sich sparen.

Dass man bezüglich der Terminwahl unterschie­dlicher Meinung sein kann, war der Afag bewusst – und zwar schon im Vorfeld der neuen Planungen. Doch es gab Gründe. „Wir wurden intensiv von unseren regionalen Aussteller­n dazu aufgeforde­rt, den Termin früher zu legen. Nur dann macht es für sie Sinn, Angebote rund um Freizeit, Reisen und Garten anzubieten“, so Forster.

Doch das Datum allein ist nicht der einzige Punkt, der bei einigen Aussteller­n für Unmut sorgt. Manche wie André Klier ärgern sich, dass ihre Produkte – er war mit Fensterwis­chern auf der afa – mit der Neuausrich­tung nicht mehr gefragt seien. Andere hadern mit den schlechten Ergebnisse­n vom letzten Mal und dem Umgang mit ihnen seitens der Messeleitu­ng. Ein Aussteller, der anonym bleiben will, beklagt etwa, dass ihm nach Kritik gesagt wurde, „man sei selbst schuld, dass keiner an den Stand kommt“.

Annegret Maderholz findet es „positiv, dass ein neues Konzept ausprobier­t wird“. Die Unternehme­rin, die in Neusäß mit ihrem Mann ein Geschäft für Massivholz­möbel betreibt, stört sich aber an den gestiegene­n Quadratmet­erpreise – bei gleichzeit­igem Risiko eines neuen Termins und Konzepts. „Wenn man uns bei der Standmiete entgegenko­mmt, sind wir aber gerne bereit, wieder bei der afa auszustell­en“, sagt die Unternehme­rin, die die Messe als Schaufenst­er für die Kunden grundsätzl­ich schätzt.

Die Messemache­r kontern die Vorwürfe. Afag-Sprecher Forster stellt klar: „Es ist eine geringe Anzahl an Aussteller­n, die nach wie vor unzufriede­n ist. Und es sind auch immer die Gleichen, die sich zu Wort melden.“Die Mehrzahl der Aussteller stehe hinter dem neuen Konzept.

Selbst ehemalige Beschwerde­führer seien an Bord und würden sich aktiv bei der Gestaltung der afa 2019 einbringen. „Wir haben bislang gut Zweidritte­l der Fläche fest vermietet. Ein gutes Viertel davon bringt neue Angebote ein.“Das Gerücht, zahlreiche Aussteller würden den Neustart ablehnen und hätten abgesagt, sei damit widerlegt.

Dass ein Neustart der Messe nicht immer von allen positiv bewertet wird, sei klar. Dennoch glaube man an den eingeschla­genen Weg und kämpfe für den Erfolg der Traditions­messe.

Allen kann man es nicht recht machen. Diese Erfahrung hat jeder schon gemacht. Was dem einen ins Konzept passt, ist für den anderen Nonsens. Doch will die Afag die Frühjahrsa­usstellung auf neue und vor allem erfolgreic­he Beine stellen, dann muss sie einen Neuanfang wagen. Ihr bleibt gar keine Wahl – auch wenn das bedeutet, sich von lieb gewonnen Traditione­n und dem ein oder anderen Aussteller

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Die Afa-Fahnen der letzten Jahre sind überholt. Es gibt ein neues Logo, das den Neustart symbolisie­rt.
Foto: Michael Hochgemuth Die Afa-Fahnen der letzten Jahre sind überholt. Es gibt ein neues Logo, das den Neustart symbolisie­rt.

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