Wenn sich die Ereignisse überschlagen
In der Nachspielzeit schnappt der FC Mertingen dem TSV Wertingen die Herbstmeisterschaft in der Kreisliga Nord weg. Last-Minute-Treffer auch in Meitingen
Region Wertingen Mertingen und Wertingen trennt lediglich der Anfangsbuchstabe im Ortsnamen. In der Fußball-Kreisliga Nord die beiden Mannschaften FC Mertingen und TSV Wertingen nach dem letzten Spieltag in der Vorrunde überhaupt nichts mehr. Nach dem 3:2-Erfolg der Mertinger im direkten Duell gegen Wertingen sind beide Mannschaften punktgleich, die inoffizielle Herbstmeisterschaft hat sich der FCM aufgrund der besseren Tordifferenz gesichert.
Für Wertingens Sportlichen Leiter Fritz Bühringer war der Last-Minute-Sieg der Mertingen nicht unverdient: „Die haben auch immer an den Sieg geglaubt“, lobt er den starken Gegner. Selbst wäre für den TSV aber auch was drin gewesen.„Wenn du auswärts zwei Tore machst, solltest du auch einen Punkt mitnehmen.“Doch die Vorzeichen vor diesem Spitzenspiel waren nicht die besten, kurzfristig musste Trainer Christoph Kehrle auf Routinier Moritz Hempel verzichten. „Das hat unsere Hintermannschaft durcheinandergewirbelt, da hat das Zusammenspiel dann nicht mehr so geklappt“, sagt Bühringer. Wie unglücklich das dann war, zeigte sich beim Treffer in der Nachspielzeit, als Torwart Michael Potnar den Ball klären wollte und dabei die beiden Innenverteidiger Marco Langenmair und Daniel Laubmeier aus dem Weg räumte. Letzterer verletzte sich dabei noch am Knöchel, wie schwer, das wird sich erst noch zeigen müssen.
Beim Wertinger Lokalrivalen TSV Unterthürheim wäre man froh, sich bereits jetzt in die Winterpause verabschieden zu dürfen, so wie sich die personelle Situation gerade gestaltet. Torwart Gabriel Baur wurde am Sonntag zwischen den Pfosten von Andreas Eisenkolb ersetzt, Baur selbst wurde dann zur zweiten Halbzeit als Feldspieler eingewechselt. Damit hat er durchaus Erfahrung, spielte er in der Jugend und auch später in der Reserve doch regelmäßig als Stürmer. Das zeigt, dass an dem Spruch „Not macht erfinderisch“durchaus was dran ist. Gebracht hat das aber wenig. Für die Zusamtaler setzte es beim TSV Hainsfarth eine 0:3-Niederlage. Viel wichtiger scheint es aber beim TSV mittlerweile zu sein, dass sich nicht noch ein weiterer Spieler verletzt. Abteilungsleiter Stefan Mayershofer sagt: „Es hilft uns nichts, darüber zu jammern. Wir müssen unsere Situation annehmen und das Beste daraus machen.“Besserung ist zumindest für kommenden Sonntag wohl nicht in Sicht, dann muss der TSV zum Rückrundenauftakt beim Herbstmeister FC Mertingen antreten.
Eine wahre Achterbahnfahrt hat der SV Roggden beim Tabellenzweiten SSV Steinheim in der A-KlasseWest III erlebt. Nach einer guten halben Stunde hätte keiner mehr einen Pfifferling auf den SVR gesetzt, da führten die Hausherren bereits mit 4:0. Doch aufseiten der Roggdener hatte da keiner abgeschlossen mit dem Spiel, Walid Said traf noch zur vermeintlichen Ergebniskosmetik. „Ich habe in der Pause gesagt, wenn wir ein schnelles Tor nachlegen, gewinnen wir das Spiel sogar noch“, sagte Trainer Martin Mayrle nach dem Match. Und so kam es dann auch, Stefan Saule sorgte schnell für den zweiten Treffer, Bruder Dominik stellte dann den Anschluss her, Savas Demir sorgte für den Ausgleich. Rund 20 Minuten vor dem Ende war die Partie auf links gedreht, Roggden hatte vier Treffer aufgeholt. Und es kam noch besser, erneut Said brachte die Gäste sogar in Führung. „Wir hatten dann auch Möglichkeiten, die Führung weiter auszubauen, das wurde aber nichts“, so Mayrle. Stattdessen gelang den Gastgebern in der dritten Minute der Nachspielzeit das 5:5. Aufgeben? Mitnichten, Roggdens Abwehrspieler Daniel Kolan sagte direkt nach dem Gegentreffer: „Na und, dann schießen wir halt noch eins!“Gesagt, getan. Es lief die fünfte Minute der Nachspielzeit, und Kolan selbst sorgte dafür, dass sich auch in dieser Partie die Ereignisse überschlugen. Mayrle war nach dem Spiel im Gefühlschaos: „Das ist schwer zu begreifen“, sagte er lachend.
Der Sportliche Leiter des SC Biberbach, Georg Schuster, wünscht sich diese Saison nichts mehr als den Aufstieg in die Kreisklasse. Nach fünf Jahren A-Klasse Augsburg Nordwest lechzt man am Galgenberg förmlich nach der höheren Liga, und nach Abschluss der Vorrunde spricht vieles dafür. Die Kicker in Gelb-Schwarz stehen ungeschlagen an der Tabellenspitze. Dass es so gut läuft, wundert dann doch ein bisschen den Sportlichen Leiter: „Wir hatten diesmal brutal viele Urlauber und mussten ständig improvisieren“, und dann ruft seiner Meinung nach die Mannschaft nicht ihr ganzes Potenzial ab: „Wir könnten noch deutlich besser spielen“, ist sich Schuster sicher. Sehr vermisst wird im Team der verletzte Kapitän Simon Widmann (Kreuzbandriss) und auch Trainer Johannes Schlumberger. „Der Coach würde unserem Spiel sicher guttun, aber nach Operationen an der Achillessehne glaube ich nicht, dass er bei uns noch aktiv eingreifen wird“, beurteilt Schuster die Situation nüchtern.
Ein bisschen lachen konnte am Ende auch Abteilungsleiter Torsten Vrazic vom Bezirksligisten TSV Meitingen. Sein Team erzielte in der Nachspielzeit durch einen von Artur Fichtner verwandelten Foulelfmeter wenigstens noch den 1:1-Ausgleich im Heimspiel gegen die SSV Glött und konnte somit ein Abrutschen in die hinteren Tabellenregionen vermeiden. „Auf dieses Ergebnis lässt sich nun aufbauen“, atmete Vrazic tief durch. (her/dolld/dirg)