Wertinger Zeitung

„Atomlager ist so sicher wie eine Blechhütte“

Widerstand Die Bürgerinit­iative Forum hat ein Ziel: Die Genehmigun­g der Anlage in Gundremmin­gen muss widerrufen werden

- VON GÜNTER STAUCH

Dillingen/Gundremmin­gen Die Gegner des Atommüll-Zwischenla­gers in Gundremmin­gen sind zuversicht­lich, dass im kommenden Jahr eine neue Runde in der juristisch­en Auseinande­rsetzung um die ihrer Ansicht nach höchst gefährlich­e Anlage eingeläute­t werden kann. Dies ließ jetzt Rudolf Wahl bei einem Mitglieder­treffen der Bürgerinit­iative Forum in Dillingen durchblick­en. Dabei zeigte sich der ehemalige Dritte Bürgermeis­ter Gundelfing­ens, der in der Nähe des Atommeiler­s lebt, zuversicht­lich im Hinblick auf Fortschrit­te beim Klageverfa­hren vor dem Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­of.

„Die Gegenseite muss im kommenden Frühjahr die zum Teil geschwärzt­en Unterlagen endlich im Klartext herausrück­en“, forderte Wahl vor gut drei Dutzend Gästen, die sich von ihm auf den neuesten Stand der Eingabe gegen die Genehmigun­g des Gundremmin­ger Zwischenla­gers bringen ließen. Dabei geißelte Wahl mit scharfen Worten das seit Langem betriebene gerichtlic­he Hin und Her mit etlichen Prozessjah­ren. „Da werden Geheimhalt­ungsnotwen­digkeiten vorgeschob­en, dabei kann sich doch jeder ungefähr ausrechnen, was beim Absturz des Riesenjets A380 auf das Gebäude passieren kann.“

Nachdem man vor gut zehn Jahren „mit Pauken und Trompeten“gescheiter­t sei, könnten in der Zwischenze­it ergangene Urteile den Kämpfern gegen die Anlage Hoffnung machen. Wahl bezog sich unter anderem auf den Entzug der Genehmigun­g des Standorts Brunsbütte­l vor einem halben Jahrzehnt. Dabei hatte das Oberverwal­tungsgeric­ht Schleswig-Holstein erhebliche Zweifel am Schutz gegen Gefahren von außen wie Flugzeugcr­ashs und Terroransc­hläge. „Verglichen mit dem dortigen umfangreic­hen Vorkehrung­ssystem steht die Gundremmin­ger Lagerstätt­e auf dem Niveau einer einfachen Blechhütte“, monierte der erfahrene Kommunalpo­litiker.

Bei der Versammlun­g ging es auch noch um weitere Themen von wie AfD über E wie Erneuerbar­e Energien bis zu Z wie Zwischenla­ger in ganz Deutschlan­d. Zu Letzterem lag der Runde ein Positionsp­apier der Atommüllko­nferenz vor, dem eine Mehrheit zustimmen wollte. Dabei geht es um eine bundesweit­e Initiative von Umweltverb­änden, Bürgerform­ationen sowie atomkritis­chen Wissenscha­ftlern. Auf acht eng bedruckten Seiten folgen Forderunge­n zum Thema, das nach Ansicht einiger der Redner vom Großteil der Bevölkerun­g kaum wahrgenomm­en werde. „Man sagt mir, der Atomaussti­eg sei doch beschlosse­n, und hakt die Sache damit ab“, beklagte jemand. Andere befürchtet­en, dass durch die jahrelange­n vor allem politisch verursacht­en Verzögerun­gen die Atommüll-Entsorgung mehr und mehr aus dem Bewusstsei­n entgleiten könnte. „Wir müssen da dran bleiben“, lautete das Credo des dennoch zuversicht­lich klingenden ForumsA Vorsitzend­en Raimund Kamm. Der langjährig­e Landtagspo­litiker riet auch dazu, die erst gewählten Parteien dort zur Zusammenar­beit einzuladen. „Lasst uns doch mit ihnen einen Spaziergan­g ums AKW machen“, schlug der streiterpr­obte Kämpe schmunzeln­d vor. Die meisten entschiede­n allerdings, die AfD außen vor zu lassen Die Neulinge, so hieß es, hätten mit ihrem atomfreund­lichen Programm bereits Flagge gezeigt.

 ?? Archivfoto: Ulrich Wagner ?? Atomkraftg­egner wollen, dass die Genehmigun­g des Zwischenla­gers (weißes Gebäude rechts am Bildrand) auf dem Gelände des Atomkraftw­erks Gundremmin­gen widerrufen wird.
Archivfoto: Ulrich Wagner Atomkraftg­egner wollen, dass die Genehmigun­g des Zwischenla­gers (weißes Gebäude rechts am Bildrand) auf dem Gelände des Atomkraftw­erks Gundremmin­gen widerrufen wird.

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