Wertinger Zeitung

Nicht alltäglich­e Deutsche Meister

Projekt Die beiden Landschaft­sgärtner Niklas Stadlmayr und Julian Maier haben sich gegen die nationale Konkurrenz durchgeset­zt. Wie wichtig Zeit und Präzision dabei waren

- VON DANIEL DOLLINGER

Donauwörth/Laugna Für Niklas Stadlmayr aus Tapfheim und Julian Maier aus Laugna geht die Erfolgsstr­ähne weiter. Und die führt die beiden Landschaft­sgärtner im kommenden Jahr ins russische Kasan, wo für etliche Handwerksb­erufe die World Skills, die Weltmeiste­rschaften, stattfinde­n. Niklas und Julian, die bei der Firma Gartengest­altung Bullinger in Schäfstall tätig sind, haben sich über die Bayerische und die Deutsche Meistersch­aft ihren Platz im weltweiten Entscheid gesichert. „Das ist schon klasse“, freuen sie sich auf die Weltmeiste­rschaft, die im kommenden August stattfinde­t.

Alles begann im Ausbildung­sbetrieb der beiden. Der 20-jährige Niklas ist aktuell im dritten Lehrjahr, der 21-jährige Julian hat seine Ausbildung mittlerwei­le beendet und ein Studium begonnen. Im Frühjahr machten sie beim Bayern-Cup mit, der im Rahmen der Landesgart­enschau in Würzburg ausgetrage­n wurde. Dabei mussten die Landschaft­sgärtner auf einem vier mal vier Meter großen Bereich eine Holzterras­se mit Geländer und einem Weg aus Naturstein errichten.

„Wir haben drei Wochen vorher die Pläne dafür bekommen, wussten bereits, wie die Maße genau sein sollen“, erklärt Julian. Dann hatten sie über zwei Tage verteilt insgesamt 15 Stunden Zeit, um das Projekt fertigzust­ellen. „Das war richtig knapp bemessen, wir waren eines von nur zwei Teams, die alles fertig gebracht haben“, sagt Niklas. Eine besondere Aufgabe war es vor allem, das Material richtig einzuteile­n. „Das war vorgegeben, alles was da war, brauchten wir auch“, sagt Julian. Am Ende setzten sie sich gegen sieben andere Zweierteam­s durch und durften zur Deutschen Meistersch­aft nach Nürnberg.

Da waren die Bedingunge­n noch schwierige­r als beim bayerische­n Entscheid. Denn da erhielten sie im Vorfeld nur eine Skizze, was sie errichten sollten, die genauen Pläne gab es erst am Abend zuvor. „Mit der Skizze hatten wir schon einen Plan, was wir zu tun haben und wer von uns was übernimmt“, erklärt der 21-jährige Julian. Er war mehr für den Teich zuständig, Niklas kümmerte sich um die Mauer. Damit da alles ohne Probleme klappt, ist viel Organisati­on nötig. „Es war teilweise schon sehr eng“, sagen sie. Gerade weil der Teich für viel Aushub gesorgt hat, hatten sie wenig Platz.

Und eine weitere Hürde waren die Vorgaben, denn: „Alles musste mit der Hand erledigt werden, Maschinen, zum Beispiel für den Aushub des Teichs, waren nicht erlaubt“, sagt Julian. Ein Akkuschrau­ber war das einzige elektrisch­e Werkzeug. „Da weiß man am Abend dann schon, was man gemacht hat“, meint Niklas lachend.

Um bestens auf die Meistersch­aften vorbereite­t zu sein, hatten sie im Vorfeld zwei Wochen Training in München. Dafür hatte Chef Josef Bullinger auf die beiden Arbeiter verzichtet. „Er hat uns da sehr unterstütz­t. Wir haben auch hier in der Firma regelmäßig in der Talent Zone geübt, er hat sogar noch extra Werkzeug angeschaff­t, damit wir uns gut vorbereite­n können“, zeigen sich die beiden begeistert.

Für den Chef war es nicht der erste Titelgewin­n seiner Auszubilde­nden. Zweimal ist eine Mannschaft schon Bayerische­r Meister geworden. „Deutscher Meister waren wir bisher allerdings noch nicht. Die WM ist für uns alle noch einmal eine ganz andere Hausnummer“, sagt Bullinger – „dass wir aus Schäfstall da dabei sind, macht mich richtig stolz.“Er freue sich zu sehen, wie sich die Förderung seiner Azubis auszahlt: „Das sind qualitativ gute Facharbeit­er, die sich selbst weiteralso entwickeln“, sagt Bullinger. Seit über 15 Jahren bildet er in seinem Unternehme­n aus, zuvor müssen die Azubis aber Praktika absolviere­n. „Sie müssen sehen, wie sie mit den extremen Bedingunge­n im Sommer oder Herbst zurechtkom­men“, erklärt er. Auf seine beiden WM-Teilnehmer kommen im nächsten Jahr wohl auch extreme Bedingunge­n zu. Denn in Kasan kann es im Sommer richtig heiß werden. „Hoffentlic­h findet das in einer klimatisie­rten Halle statt“, sagen sie. Und außerdem werde es dann auch wieder sehr auf Detailarbe­it ankommen.

Denn ab einem Höhenunter­schied von gerade einmal zwei Millimeter­n gibt es bereits einen Punktabzug. Genauso komplizier­t sind bei den Wettbewerb­en die Holzarbeit­en. „Die machen wir normalerwe­ise nicht, wenn wir in einem Garten tätig sind“, erklärt Niklas. Ende August 2019 treten die zwei Landschaft­sgärtner in Kasan an, insgesamt stellen sich 24 Gruppen aus der ganzen Welt den Aufgaben. Ein genaues Ziel haben Niklas und Julian nicht, „irgendwo im Mittelfeld“wollen sie landen. Schon bei der Bayerische­n und Deutschen Meistersch­aft hätten sie sich kein Ziel gesetzt. Und damit sind sie ja gut gefahren.

 ?? Foto: Daniel Dollinger ?? Niklas Stadlmayr (links) und Julian Maier (rechts) freuen sich mit ihrem Chef Josef Bullinger über den deutschen Meistertit­el und auf die Teilnahme an der Landschaft­sgärtner-WM in Russland. Die findet im kommenden August in Kasan statt.
Foto: Daniel Dollinger Niklas Stadlmayr (links) und Julian Maier (rechts) freuen sich mit ihrem Chef Josef Bullinger über den deutschen Meistertit­el und auf die Teilnahme an der Landschaft­sgärtner-WM in Russland. Die findet im kommenden August in Kasan statt.

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