Nicht alltägliche Deutsche Meister
Projekt Die beiden Landschaftsgärtner Niklas Stadlmayr und Julian Maier haben sich gegen die nationale Konkurrenz durchgesetzt. Wie wichtig Zeit und Präzision dabei waren
Donauwörth/Laugna Für Niklas Stadlmayr aus Tapfheim und Julian Maier aus Laugna geht die Erfolgssträhne weiter. Und die führt die beiden Landschaftsgärtner im kommenden Jahr ins russische Kasan, wo für etliche Handwerksberufe die World Skills, die Weltmeisterschaften, stattfinden. Niklas und Julian, die bei der Firma Gartengestaltung Bullinger in Schäfstall tätig sind, haben sich über die Bayerische und die Deutsche Meisterschaft ihren Platz im weltweiten Entscheid gesichert. „Das ist schon klasse“, freuen sie sich auf die Weltmeisterschaft, die im kommenden August stattfindet.
Alles begann im Ausbildungsbetrieb der beiden. Der 20-jährige Niklas ist aktuell im dritten Lehrjahr, der 21-jährige Julian hat seine Ausbildung mittlerweile beendet und ein Studium begonnen. Im Frühjahr machten sie beim Bayern-Cup mit, der im Rahmen der Landesgartenschau in Würzburg ausgetragen wurde. Dabei mussten die Landschaftsgärtner auf einem vier mal vier Meter großen Bereich eine Holzterrasse mit Geländer und einem Weg aus Naturstein errichten.
„Wir haben drei Wochen vorher die Pläne dafür bekommen, wussten bereits, wie die Maße genau sein sollen“, erklärt Julian. Dann hatten sie über zwei Tage verteilt insgesamt 15 Stunden Zeit, um das Projekt fertigzustellen. „Das war richtig knapp bemessen, wir waren eines von nur zwei Teams, die alles fertig gebracht haben“, sagt Niklas. Eine besondere Aufgabe war es vor allem, das Material richtig einzuteilen. „Das war vorgegeben, alles was da war, brauchten wir auch“, sagt Julian. Am Ende setzten sie sich gegen sieben andere Zweierteams durch und durften zur Deutschen Meisterschaft nach Nürnberg.
Da waren die Bedingungen noch schwieriger als beim bayerischen Entscheid. Denn da erhielten sie im Vorfeld nur eine Skizze, was sie errichten sollten, die genauen Pläne gab es erst am Abend zuvor. „Mit der Skizze hatten wir schon einen Plan, was wir zu tun haben und wer von uns was übernimmt“, erklärt der 21-jährige Julian. Er war mehr für den Teich zuständig, Niklas kümmerte sich um die Mauer. Damit da alles ohne Probleme klappt, ist viel Organisation nötig. „Es war teilweise schon sehr eng“, sagen sie. Gerade weil der Teich für viel Aushub gesorgt hat, hatten sie wenig Platz.
Und eine weitere Hürde waren die Vorgaben, denn: „Alles musste mit der Hand erledigt werden, Maschinen, zum Beispiel für den Aushub des Teichs, waren nicht erlaubt“, sagt Julian. Ein Akkuschrauber war das einzige elektrische Werkzeug. „Da weiß man am Abend dann schon, was man gemacht hat“, meint Niklas lachend.
Um bestens auf die Meisterschaften vorbereitet zu sein, hatten sie im Vorfeld zwei Wochen Training in München. Dafür hatte Chef Josef Bullinger auf die beiden Arbeiter verzichtet. „Er hat uns da sehr unterstützt. Wir haben auch hier in der Firma regelmäßig in der Talent Zone geübt, er hat sogar noch extra Werkzeug angeschafft, damit wir uns gut vorbereiten können“, zeigen sich die beiden begeistert.
Für den Chef war es nicht der erste Titelgewinn seiner Auszubildenden. Zweimal ist eine Mannschaft schon Bayerischer Meister geworden. „Deutscher Meister waren wir bisher allerdings noch nicht. Die WM ist für uns alle noch einmal eine ganz andere Hausnummer“, sagt Bullinger – „dass wir aus Schäfstall da dabei sind, macht mich richtig stolz.“Er freue sich zu sehen, wie sich die Förderung seiner Azubis auszahlt: „Das sind qualitativ gute Facharbeiter, die sich selbst weiteralso entwickeln“, sagt Bullinger. Seit über 15 Jahren bildet er in seinem Unternehmen aus, zuvor müssen die Azubis aber Praktika absolvieren. „Sie müssen sehen, wie sie mit den extremen Bedingungen im Sommer oder Herbst zurechtkommen“, erklärt er. Auf seine beiden WM-Teilnehmer kommen im nächsten Jahr wohl auch extreme Bedingungen zu. Denn in Kasan kann es im Sommer richtig heiß werden. „Hoffentlich findet das in einer klimatisierten Halle statt“, sagen sie. Und außerdem werde es dann auch wieder sehr auf Detailarbeit ankommen.
Denn ab einem Höhenunterschied von gerade einmal zwei Millimetern gibt es bereits einen Punktabzug. Genauso kompliziert sind bei den Wettbewerben die Holzarbeiten. „Die machen wir normalerweise nicht, wenn wir in einem Garten tätig sind“, erklärt Niklas. Ende August 2019 treten die zwei Landschaftsgärtner in Kasan an, insgesamt stellen sich 24 Gruppen aus der ganzen Welt den Aufgaben. Ein genaues Ziel haben Niklas und Julian nicht, „irgendwo im Mittelfeld“wollen sie landen. Schon bei der Bayerischen und Deutschen Meisterschaft hätten sie sich kein Ziel gesetzt. Und damit sind sie ja gut gefahren.