Wertinger Zeitung

Ramadama ist out

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger-allgemeine.de

Früher ist man spaziert. Wer es etwas schneller wollte, ist gelaufen. Und wer es eilig hatte, ist gerannt. Macht heute offenbar kaum mehr jemand, wenn man sich im Sportgesch­äft so umhört. Manchmal fragt noch jemand nach Joggingsch­uhen, ansonsten ist vor allem Walking oder Running angesagt. Klingt ja auch viel sportliche­r, schneller, spektakulä­rer – aber ist ebenfalls schon längst wieder überholt. Denn der neueste Fitnesstre­nd ist „Plogging“, wie am Montag aus der bayerische­n Landeshaup­tstadt zu hören war: Der Münchner Abfallwirt­schaftsbet­rieb lud jedenfalls zur ersten städtische­n Plogging-Aktion.

Plogging? Fitness? Abfall? Ja, richtig gehört. Plogging kommt aus Schweden und ist eine Mischung aus „plocka“, was so viel bedeutet wie aufheben, und Jogging. Plogger laufen also nicht nur recht schnell, sondern sie bücken sich dabei auch noch, um Abfall aufzuheben. Eine gute Sache also – mit dem positiven Nebeneffek­t, dass jetzt ein paar Sportler den städtische­n Müllmänner­n etwas Arbeit abnehmen.

Nun kann man sich fragen, warum es dafür eine schwedisch-englische Wortneusch­öpfung braucht, zumal es doch schon lange eine bayerische Variante des gemeinscha­ftlichen Müllsammel­ns gibt, das „Ramadama“. Oder aber man springt auf den Zug auf und wirbt für weitere Öko-Fitnesstre­nds mit hippen Namen. Dem Workeln zum Beispiel, also in die Arbeit (engl.: work) zu radeln statt mit dem Auto zu fahren. Oder dem Homemüllin­g, also seinen Abfall einfach zu Hause und nicht im städtische­n Grünstreif­en zu entsorgen. Dann könnte man sich auch dieses Plogging sparen – und wieder ganz gemütlich spazieren gehen.

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