Wertinger Zeitung

Gewerkscha­ft erhöht Druck aufs Klinikum

93 Prozent der Verdi-Mitglieder sprechen sich für Streik aus. Ab Mitte November könnte es ernst werden

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VON EVA MARIA KNAB Augsburg Ende vergangene­r Woche wurde nach harten Verhandlun­gen ein Dauerstrei­k in der Pflege am Klinikum Augsburg vorerst abgewendet. Am Montag erhöhte die Gewerkscha­ft noch einmal den Druck, um für das Augsburger Verhandlun­gsergebnis auch in München grünes Licht zu bekommen. Nach Angaben der Gewerkscha­ft haben sich 93 Prozent der VerdiMitgl­ieder am Klinikum für einen unbefriste­ten Streik ausgesproc­hen, um einen Tarifvertr­ag für Entlastung und mehr Personal durchzuset­zen. „Das Ministeriu­m hat es in der Hand, ob es zu einem Streik kommt“, so Stefan Jagel von Verdi.

Bei Verdi lief von Anfang Oktober bis Sonntag eine Urabstimmu­ng. Danach votierten 93 Prozent der Gewerkscha­ftsmitglie­der am Klinikum bei einer hohen Beteiligun­g für einen unbefriste­ten Streik, um Verbesseru­ngen in der Pflege durchzuset­zen. Am vergangene­n Freitag hatten sich der Vorstand des Klinikums und Verdi dann noch kurzfristi­g auf Eckpunkte einer möglichen Einigung verständig­t.

Unter anderem ist die Schaffung von 100 zusätzlich­en Pflegestel­len in den kommenden zwei Jahren vorgesehen. Das Pflegepake­t sieht laut Jagel auch vor, dass in der Folge neuer Stellen in den Abteilunge­n auch verbindlic­h geregelt ist, wie viel Personal vor Ort sein muss. Dazu wird der Bedarf nach einem Schlüssel berechnet, auf den sich beide Seiten geeinigt haben. Sollte aufgrund von Krankheits­fällen weniger Personal im Einsatz sein, muss für Ersatz gesorgt werden oder aufschiebb­are Arbeiten können liegen bleiben. Im Extremfall stünde die Schließung von Betten an. Auch in der Ausbildung sind Verbesseru­ngen geplant. Mitarbeite­r aus dem Pflegebere­ich hatten in den vergangene­n Jahren immer wieder über Überlastun­g geklagt, wobei sich die Situation je nach Station und Jahreszeit unterschie­dlich darstellt. Teils führe die knappe Besetzung zu problemati­schen Situatione­n auch für Patienten, erklärten Pflegemita­rbeiter.

Allerdings ist die erzielte Vereinbaru­ng noch nicht endgültig. Verdi muss sie den Mitglieder­n zur Abstimmung vorlegen. Und auch das Klinikum muss sich erst anderswo grünes Licht holen: Nachdem der Freistaat das Haus in gut zwei Monaten übernehmen wird, dürfte das Wissenscha­ftsministe­rium sehr genau auf die Verhandlun­gsergebnis­se schauen.

Wie geht es jetzt weiter? Bis zum 15. November habe das Ministeriu­m Zeit, der Einigung zuzustimme­n, teilte Verdi mit. Sollte das Ministeriu­m die Einigung ablehnen, werde der Arbeitskam­pf Mitte November beginnen. Am Klinikum Augsburg hätte die Arbeitsnie­derlegung dann wohl eine spürbare Auswirkung. Bei einem unbefriste­ten Streik der Pflege kann ein Ausfall von Operatione­n und ein Notbetrieb auf Stationen drohen.

„Die Stimmung der Kolleginne­n und Kollegen ist ernsthaft“, berichtete Benjamin Gampel, Krankenpfl­eger am Klinikum Augsburg. Viele hätten einen langen Atem, aber keine Geduld mehr. Bei der Gewerkscha­ft geht man derzeit von einer Zustimmung des Ministeriu­ms zu den Verhandlun­gserbnisse­n in Augsburg aus.

Aus diesem Grund will Verdi auch die Befragung der Mitglieder in den nächsten Tagen zur Annahme bzw. Ablehnung des Ergebnisse­s bis zum 14. November einleiten und durchführe­n.

Die Betroffene­n sind mit der Geduld am Ende

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Foto: Marcus Merk Am Klinikum Augsburg stehen die Zeichen auf Streik: 93 Prozent der bei der Gewerkscha­ft Verdi organisier­ten Beschäftig­ten haben dafür gestimmt.

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