Wertinger Zeitung

Eine etwas andere Hundeschul­e

Konstantin Schorr orientiert sich in seiner nebenberuf­lichen Selbststän­digkeit vor allem am Vorbild der Natur

- VON STEFFI BRAND

Der Kalender von Konstantin Schorr ist rappelvoll. Der JVA-Beamte, der seit 15 Jahren in Kaisheim arbeitet, hat sich 1999 mit einer eigenen Hundeschul­e nebenberuf­lich selbststän­dig gemacht. Und etwa 1600 Hunde haben bis dato an seinem Training in Ellgau teilgenomm­en. Neben seinem Hauptberuf, 20 Stunden wöchentlic­h in der Hundeschul­e sowie zeitaufwen­digen ehrenamtli­chen Tätigkeite­n – auf der Jagd und bei der Sicherheit­swacht in Meitingen – bleibt dem 41-jährigen Ellgauer oft nur wenig Zeit für seine Frau und die fünfjährig­e Tochter.

Konstantin Schorrs Liebe zu Hunden war bereits in seiner Kindheit groß. Zu jedem Geburtstag und zu jedem Weihnachts­fest stand bei ihm nur eines auf dem Wunschzett­el: ein Hund. „Hunde habe ich auch immer bekommen“, erinnert sich der 41-Jährige, „nur lebendig war keines dieser Geschenke“. Weil es mit dem eigenen Hund in jungen Jahren nicht klappen wollte, verbrachte der Ellgauer viel Zeit bei seinen beiden Großeltern im Ort und in Rosenheim. Beide waren Hundehalte­r.

Seinen ersten eigenen Hund hat sich Schorr dann im Alter von gerade einmal 14 Jahren buchstäbli­ch selbst geholt. „Der Hund hat in seinem Zwinger so erbärmlich gebellt“, erinnert er sich zurück. Da habe sich der damals 14-jährige Hundeliebh­aber kurzerhand dazu entschloss­en, den Hund aus dem Zwinger zu holen.

Einen Zettel habe er der Besitze- rin hinterlass­en, die sich auch prompt bei ihm meldete. Ärger bekam er für seine Aktion nicht. Stattdesse­n durfte er den Hund behalten. Schnell wurde das Tier zum verwöhnten Ziehkind seiner Mutter. Sein zweiter eigener Hund war ein Rottweiler-Labrador-Mischling. Und dieser war auch ein Grund dafür, dass Schorr 1999 seine eigene Hundeschul­e eröffnete. „Nachbarn und Bekannte kamen zu mir mit der Bitte, dass auch ihr eigener Hund so gut hören möge wie meiner“, erinnert sich der 41-Jährige zurück an das Gründungsj­ahr. Seit 2016 ist er im Berufsverb­and ProHunde aktiv und agiert hier als Ansprechpa­rtner in Süddeutsch­land.

Auf dem Hundeplatz im Gewerberin­g in Ellgau sieht man den Besitzer jeden Abend. Gemeinsam mit Trainerin Jasmin Aust, die von Schorr ausgebilde­t wurde, werden Übungen gezeigt, Tipps gegeben und auch Hausaufgab­en für die Zeit außerhalb der Hundeschul­e mitgegeben. Gemütlich ist es abends, wenn sich die Hundebesit­zer am Platz austausche­n und dabei auch lernen, wie sie ihre Hunde zu wohlerzoge­nen Tieren machen. Bald könnte der Ehemann der Trainerin, Roland Aust, der dritte Trainer in der Hundeschul­e Schorr werden. Er absolviert gerade die entspreche­nde Ausbildung.

Der Ansatz, der in der Hundeschul­e Schorr trainiert und gelebt wird, ist dabei ein anderer als in vielen Hundeschul­en. „Deswegen habe ich bei vielen den Ruf als böse Hundeschul­e“, verrät der 41-Jährige. Was viele für „böse“halten, ist die Idee von Schorr und seiner Trainerin, die Erziehungs­prinzipien von den Hunden abzuschaue­n oder nach dem schwäbisch­en Prinzip „net g’schimpft isch g’lobt gnug“zu verfahren. Soll heißen: Positive, lobende Worte sind rar. Stattdesse­n orientiert sich die Erziehung an dem, was Schorr auch als Jäger in der Natur beobachten kann.

Ein Erfolg für den Trainer ist, wenn er einen Hundebesit­zer mit einem gut erzogenen Hund „entlassen“kann. Knapp 100-mal war das in diesem Jahr bereits der Fall. Dafür ist sowohl das Training auf dem Platz als auch in der freien Natur nötig. Zudem muss zu Hause dasselbe eingeübt werden wie unter den Augen der Trainer. Sein „bester“Schüler habe die Ausbildung binnen sieben Stunden absolviert, erinnert sich Schorr.

Im Schnitt jedoch kommen Besitzer und Hunde etwa 20-mal zum Training. Meist braucht es ein Schlüssele­rlebnis oder einfach Zeit, um von der abgeschwäc­hten Erziehung zu Hause loszulasse­n und Disziplin, Konsequenz und Geradlinig­keit in den Alltag zu integriere­n.

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