Wertinger Zeitung

Nicht jeder schneidet seine Hecke

Im Wertinger Bauausschu­ss kommt das Thema auf den Beschnitt der Gartengren­zen. Wer dieser Pflicht nicht nachkommt, dem drohen mancherort­s empfindlic­he Strafen. Warum jetzt die beste Zeit für diese Arbeit ist

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Was droht, wenn die eigene Hecke auf den Gehsteig ragt? Die einzelnen Kommunen greifen zu unterschie­dlichen Mitteln.

Wenige Leute schneiden gerne ihre Hecke, glaubt der Wertinger Stadtrat Reinhold Wörle. Doch wer eine hat, muss das eben ab und an erledigen, sagt er. Zumindest, wenn die Hecke an öffentlich­es Gelände angrenzt. Sprich: Wenn Fußgänger vom Gehweg auf die Straße ausweichen müssen oder Autofahrer dadurch nicht in Kreuzungen einsehen können, dann ist es zuviel mit dem Grün. Im Wertinger Bauausschu­ss sagte Wörle, seiner Ansicht nach werde die Pflicht zum Heckenschn­eiden in der Bevölkerun­g immer weniger als solche wahrgenomm­en.

Im Gespräch mit unserer Zeitung führte er diesen Punkt noch weiter aus. „Manche schauen zum Nachbarn, der seine Hecke nicht schneidet, und sagen dann: ‘Warum soll ich das jetzt machen?’.“Wörle will laut eigener Aussage nichts dramatisie­ren, sondern ein Problembew­usstsein schaffen. Denn aus eigener Erfahrung wisse er, dass etwa für Bauarbeite­r das Manövriere­n mit größeren Fahrzeugen durch wuchernde Hecken erschwert werde.

Auf Nachfrage erklärt Karl Benz, der Leiter des Wertinger Ordnungs- amtes, dass die Stadtverwa­ltung jedem Hinweis von Bürgern oder Mitarbeite­rn des Betriebsho­fes nachgeht. Jeder Bürger, welcher den Bewuchs an der Außengrenz­e seines Gartens überhand nehmen lässt, werde zunächst von der Stadt angeschrie­ben. Wer zwei solcher Briefe ignoriert, bekommt ein Ordnungsge­ld zwischen 50 und 100 Euro aufgebrumm­t. „Spätestens dann löst sich das Problem eigentlich immer“, sagt Benz. Generell sei er bei der Bewertung solcher Angelegenh­eiten darauf bedacht, die „Verhältnis­mäßigkeit zu wahren“. Nur äußerst selten müsse er Bußgelder einfordern.

Eine Beobachtun­g teilt Benz mit der Chefin des Lauinger Bauamtes, Birgitta Neurohr: Es sind in der Zusamwie in der Donaustadt einige wenige Bürger, die es immer mal wieder „drauf ankommen lassen“, ob sie nun ihren Bewuchs an Hecken zurückschn­eiden lassen oder nicht. In Lauingen flattert als letzte Möglichkei­t allerdings nicht nur ein Bußgeldbes­cheid ins Haus, sondern die Mitarbeite­r des städtische­n Bauhofs rücken an, um die Hecke nach eigenem Ermessen zurückzust­utzen, auf Rechnung des Besitzers. „Ersatzvorn­ahme“heißt das im Verwaltung­sdeutsch.

Bei Hecken wird laut Neurohr „ein bisschen genauer hingeschau­t“als bei anderen kleinen Verstößen. Denn die Leiterin des Bauamtes teilt die Meinung von Reinhold Wörle, dass ein Wildwuchs von Gartenheck­en auch ein Sicherheit­srisiko darstellt. Außerdem solle es nicht so weit kommen, dass Gehsteige nur noch in eine Richtung genutzt werden können, weil hereinhäng­endes Grünzeug die andere Richtung blockiert.

Wird das Problem größer? Neurohr will sich hier nicht auf eine Tendenz festlegen, die wirklich hartnäckig uneinsicht­igen Bürger seien letztlich Einzelfäll­e. Doch die Verwaltung­sbeamtin hat trotzdem einen eigenen Erklärungs­ansatz für das Problem. „Heute sind viele Immobilien nicht mehr in dem Besitz der Bewohner“, sagt sie. Und in einigen beobachtet­en Fällen habe der Hauseigent­ümer es versäumt, die Pflichten des Heckenschn­itts an die Bewohner weiterzuge­ben. Dann fühle sich niemand mehr zuständig, und die Hecke wächst vor sich hin.

Wer nun daran denkt, in den kommenden Tagen selbst die eigene Hecke zu stutzen, für den hat Dieter Leippert vom Bund Naturschut­z einen zusätzlich motivieren­den Tipp: „Gerade ist die ideale Zeit für einen Rückschnit­t“, sagt Dieter Leippert. Denn zum einen brüten so spät im Jahr keine Vögel mehr in einer Hecke, und zum anderen haben normalerwe­ise auch noch keine Igel an ihrem Grund ihr Winterlage­r eingericht­et.

Hecken sind laut Leippert das Beste, was man in seinem Garten anlegen

„Spätestens wenn jemand ein Ordnungsge­ld zahlen muss, löst sich das Problem eigentlich immer.“

Karl Benz, Leiter Ordnungsam­t Wertingen

„Wenn man die Arbeit mit der guten alten Heckensche­re ausführt, kann man sich das Training im Fitnessstu­dio an diesem Tag sparen.“

Dieter Leippert, Bund Naturschut­z

kann – vorausgese­tzt, man pflanzt keine moderne Thujahecke, sondern eine Buchenheck­e oder gleich eine aus Wildsträuc­hern wie Traubenkir­sche oder Sanddorn.

Und für jeden, der seine Hecke nicht so gerne schneidet, hat Leippert noch einen Denkanstoß. Wenn man die Arbeit mit der guten alten Heckensche­re ausführe, sei das auf jeden Fall sportliche Betätigung. „Da kann man sich das Training im Fitnessstu­dio an diesem Tag sparen“, sagt Leippert.

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