Biberbacher Bobbycar-Pilotin zählt mit acht Jahren zur Weltspitze
Porträt Lina Baumann wird in der Kinderklasse des offiziellen Rennsports Vize-Weltmeister. Die Achtjährige gehört zum Team der Schmutterflitzer und fährt in ganz Deutschland Rennen
Biberbach Motorradhelm, Lederkombi, abgewetzte Schuhe und ein knallroter Untersatz: Wenn Lina Baumann aus Biberbach ein Rennen fährt, kommt es vor allem darauf an, „sich ganz flach zu machen und die Füße zusammenzuhalten“. Und in diesem Jahr ist ihr das hervorragend gelungen. Die Achtjährige holte sich bereits den Titel der Vize-Weltmeisterin in der Kinderklasse des offiziellen Bobbycar-Rennsports.
Das kleine Mädchen mit den großen braunen Augen und den Sommersprossen auf der Nase gehört zum Team der „Schmutterflitzer“aus Biberbach – gemeinsam mit Dominik Rivola, dem zweifachen Weltmeister in der Profiklasse, und Franziska Mair, der bayerischen Meisterin in der Amateurklasse, beteiligte sie sich heuer an sämtlichen Rennen überall in Deutschland. „Wir sind dann immer zu dritt unterwegs und schlafen im VW-Bus“, erzählt die Achtjährige.
Dominik Rivola erklärt, wie die Abläufe beim Bobbycar-Racing aussehen: „Die Saison dauert von Mai bis September, in dieser Zeit finden an den Wochenenden fünf bis zehn Rennen statt. Dann werden sämtliche Klassen durchlaufen – von den Kindern bis hin zu den Amateuren und Profis bei den Erwachsenen, Frauen und Männer werden dabei nicht getrennt. Bei den Rennen können dann Punkte für den Titel gesammelt werden.“Deutlich wird: Bei den Meisterschaften geht es nicht nur um die Gaudi. Es handelt sich um eine ernste Angelegenheit, ausgetragen vom offiziellen Bobbycar-Sportverband mit achtseitigem Reglement.
Für Lina Baumann ist es vor allem der Spaß, der zählt. „Vor den Rennen bin ich oft sehr aufgeregt, aber dann ist es immer sehr schön“, sagt die Biberbacher Grundschülerin und grinst. „Besonders toll war es, als ich Vize-Weltmeisterin geworden bin!“
Ganze 50 Kilometer pro Stunde war Lina bei ihren Wettkämpfen schon schnell: Bei einer Streckenlänge von 300 bis 400 Metern ist so ein Rennen schnell vorbei. Für Sicherheit sorgen Strohballen am Straßenrand und die Schutzbeklei- dung der Teilnehmer. So trägt Lina einen Helm und Handschuhe, in ihren Motorradanzug sind Knieschoner integriert. „Ich habe mich noch nie verletzt“, berichtet die Achtjährige stolz.
Doch wie ist die kleine Biberbacherin überhaupt auf dieses außergewöhnliche Hobby gestoßen? „Dominik und ich wohnen gleich gegenüber“, erzählt Franziska Mair. Vor drei Jahren schraubte Dominik gerade an seinem eigenen Bobbycar, als Lina vorbeikam und neugierig fragte: „Was machst du da?“Seitdem ist das Mädchen mit dabei und freut sich darüber sehr. „Es gefällt mir, dass Domi und Franzi mich mitnehmen.“
Worauf es bei dem Sport ankommt, unterscheide sich laut Rivola von Klasse zu Klasse: Bei den Erwachsenen handele es sich um eine „Materialschlacht“, es werde viel gebastelt und umgebaut. Währenddessen seien bei den Kindern vor allem „Können und Geschick“gefragt. „Linas Bobbycar ist im Original-Zustand geblieben, wir durften nur ein bisschen Spiel aus der Lenkung nehmen“, erklärt der Profi, und Lina ergänzt fachmännisch: „Ich habe aber verschiedene Räder zum Tauschen. Die einen sind schnell für gerade Strecken und die anderen langsamer, wenn es kurvig ist.“Außerdem zieren AEV-Aufkleber den Rennwagen der jungen Vize-Weltmeisterin. „Lina ist ein großer Fan“, meint Franziska Mair dazu und lächelt.
Geübt wird bei Lina vor allem vor Beginn der Saison. Mit ihren beiden Teamkollegen läuft sie vor jedem Rennen die Strecke ab und bespricht, worauf geachtet werden muss. Erst vor ein paar Wochen fand sogar ein Bobbycar-Rennen im benachbarten Ortsteil Markt statt – Heimvorteil für Lina. Stolz zeigt sie ein Video von ihrer Probefahrt. Bobbycar-Fahren ist „gar nicht anstrengend“, findet die Grundschülerin.
Linas Teamkollegen sind „super stolz“auf ihren Schützling: Im November geht es für die „Schmutterflitzer“zur Weltranglistenehrung nach Fischbach-Niedernhausen. Dann wird Lina Baumann offiziell ihren Vize-Weltmeisterpokal erhalten.