Nachwuchs hat ordentlichen Stand
Angestaubtes Image, stagnierende Mitgliederzahlen? Zumindest die Schützenvereine auf dem flachen Land müssen noch nicht groß klagen
Landkreis Zwei Schützenverbände decken den Landkreis Dillingen ab: der Gau Donau-Brenz-Egau mit knapp 6000 Mitgliedern und der Gau Wertingen mit rund 5050. Und allen Unkenrufen zum Trotz – etwa dem vermeintlich angestaubten Image des Schießsports – sind die Zahlen bei der Schützenjugend über die vergangenen Jahre weitgehend stabil: 1350 bzw. 1100 Nachwuchsschützen im Alter bis 27 Jahre gehen an den Schießstand. „Die Tendenz ist sogar leicht steigend“, stellt Gauschützenmeister Josef Grosser für seinen DEB-Gau fest: „Es könnte zwar noch mehr Nachwuchs geben, aber die Situation ist nicht bedrohlich. Die Vereine machen eine gute Jugendarbeit.“Grosser registriert zwar die aktuellen gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen – Stichwort „Freizeitverhalten“–, sieht die Lage der Schützen aber positiver als etwa beim Fußball, wo es immer weniger Jugendteams gebe. Was Grosser besonders freut, ist „die hohe sportliche Qualität unserer Jungschützen“.
Auch sein Wertinger Kollege Hubert Gerblinger kann weitgehend stabile Verhältnisse vermelden. Die Nachwuchsarbeit sei von Verein zu Verein freilich sehr unterschiedlich: „Vor Ort schubse ich da schon mal etwas an oder lobe auch, wenn es schon gut läuft.“Der Gau Wertin- gen will ein eigenes Kadertraining für Schüler, Jugend und Junioren installieren – mit erfahrenen Schießtrainern. Auch Maßnahmen wie das Zeitwochenende in MünchenHochbrück sollen die jungen Schützen bei der Stange halten. Dazu beitragen können zudem Angebote wie das Blasrohr-Schießen, das vor allem den Kleinsten großen Spaß bereitet. Die dürfen sich auch schon mit dem Lichtgewehr versuchen. „Immer beliebter wird Bogenschießen“, so Grosser. Insgesamt sei die Schützenwelt in der ländlichen Region noch recht in Ordnung, meinen Grosser und Gerblinger unisono.
Anders also als in größeren Städten, wo die Akzeptanz des Schützenwesens sinkt, wie Stefan Sohr, Jugendleiter des Schützengaus Augsburg, bestätigt. Den Verantwortlichen sei klar: Nachwuchsarbeit kostet Geld. Die Sportgeräte sind teuer, Lichtgewehre kosten rund 1300 Euro. Das Blasrohr ist mit 30 Euro vergleichsweise günstig. Dessen steigende Beliebtheit bestätigt Bezirksjugendleiter Christian Mück. Bayernweit finden zunehmend Blasrohr-Wettbewerbe statt. Generell, so sagt er, sollen Aktionstage helfen, den Nachwuchs zu halten. Regelmäßig gebe es deswegen auch den Bezirkspokal, einen Sommerbiathlon sowie kleine Turniere.
Wesentliche Veränderungen der Mitgliederzahlen sieht Mück in den nächsten Jahren nicht. Wichtig sei es, Jugendliche frühzeitig einzubinden: Diese Tradition habe sich bei den Schützenvereinen immer gut erhalten. Von Kindesbeinen an nehmen die Jugendlichen an Umzügen, Festen und allen anderen Vereinsaktivitäten teil. „Und das meist sogar in Tracht, aber immer festlich in Hemd oder Bluse“, so Mück.